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In den letzten Stunden des Lebens, in einzelnen Fällen können es<br />
auch wenige Tage sein, lockert sich diese Verschmelzung zwischen dem<br />
Lebenskörper und dem biologischen Körper. Bei manchen Menschen<br />
bleibt auch während des Lebens fortwährend eine kleine Distanz erhalten.<br />
Solche Menschen nehmen grundsätzlich das Leben anders wahr als jene,<br />
bei denen – das ist gegenwärtig bei der überwiegenden Mehrheit der<br />
Menschen der Fall – die Verbindung zu einer vollkommenen<br />
Verschmelzung geführt h<strong>at</strong>. Diese Lockerung des Lebenskörpers zum<br />
biologischen Trägerkörper ermöglicht es dem individuellen Bewusstsein,<br />
der in einer speziellen Speicherzone des Lebenskörpers (das ist der<br />
Zeitkörper) vorhandenen Inform<strong>at</strong>ionsfülle einsichtig zu werden.<br />
In einer Art umgekehrten Reihenfolge laufen, ähnlich wie in einem<br />
Film, die Lebensgeschehnisse bis hin zur Geburt und dem vorausgehenden<br />
fötischen Einstiegsgeschehen ab. Die daraus resultierenden<br />
Einsichten und Erkenntnisse werden üblicherweise nicht emotional und<br />
auch nicht bewertend „betrachtet“. Dieses Geschehen stellt eine Art<br />
ersten Ablösevorgang des Zeitspeichers aus dem mitbenutzten stofflichen<br />
Trägerkörper dar, der auch ein optimaler Zwischenspeicher war. Dieser<br />
erster Ablösevorgang des „Lebens“ kann in günstigsten Fällen über<br />
Stunden, ja sogar über wenige Tage verlaufen, in ungünstigen Situ<strong>at</strong>ionen<br />
in wenigen Sekunden, wie z. B. bei dram<strong>at</strong>ischen Todessitu<strong>at</strong>ionen.<br />
Menschen in Nah-Tod-Situ<strong>at</strong>ionen, wo eben nur akute Todesgefahr<br />
präsent war, sprechen von solchen Erfahrungen. Hier sei nur nebenbei<br />
erwähnt, dass je länger, also je langsamer, dieser erste Abnabelungsprozess<br />
verlaufen kann, sich auch das Übergangsgeschehen umso günstiger<br />
gestalten wir. Denn: je kürzer dieser Vorgang verläuft, umso mehr muss<br />
die <strong>Seelen</strong>ebene hinterher noch die substantiellen Inform<strong>at</strong>ionen des<br />
gelaufenen Lebens aus der stofflichen Trägerform „herausschälen“.<br />
Daher ist ein, bei sehr vielen alten Menschen noch vorhandenes,<br />
Verhalten sehr richtig, wenn ein Sterbender sich auf seinem Totenbett<br />
möglichst in einem Umfeld aufhalten kann, in dem die wahrnehmende<br />
Psyche ein Wohlbefinden erleben darf. Meistens ist dies in seinem<br />
gewohnten Lebensumfeld der Fall, es kann aber gegebenenfalls auch<br />
besser sein, wenn sich ein Sterbender ein anderes Umfeld zum Ausstieg<br />
wählt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn – aus welchen Gründen<br />
auch immer – nur sehr ungünstige Rahmenbedingungen im gewohnten<br />
Lebensbereich zu diesem Zeitpunkt vorhanden waren.<br />
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