Zeitschrift SENIOREN - Senioren Zeitschrift Frankfurt
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<strong>Frankfurt</strong> und seine Stadtteile / Serie<br />
FRANKFURTS STADTTEILE<br />
Kalbach-Riedberg<br />
Neubaugebiet mit jungen Familien – wo bleiben da die Alten?<br />
In Walter Cornels Stimme klingt<br />
Humor, wenn er sagt: „Jetzt bin ich<br />
der älteste Riedberger.“ Ganz am<br />
Rand des Neubaugebiets, gleich hinter<br />
der U-Bahn-Trasse, lebt der frühere<br />
Landwirt heute mit seiner Frau. Das<br />
Ehepaar hatte sich dem Städtebauförderungsgesetz<br />
zu beugen. Einer gesetzlichen<br />
Regelung, nach der Anwohner und<br />
Landeigentümer bei entsprechender Entschädigung<br />
städtischen Bauplänen ausweichen<br />
müssen. So siedelte die Familie<br />
Cornel um. Seit dem Jahr 1966 bewirtschaftete<br />
sie den Hof, der mitten auf<br />
dem Gelände des heutigen Neubaugebiets<br />
stand. Zunächst als landwirtschaftlicher<br />
Betrieb, später als Reiterhof.<br />
Längst sind die früheren Felder und<br />
Wiesen Baugebiet geworden. Seit zehn<br />
Jahren gehören Bagger und Kräne zum<br />
gewohnten Bild. 6.000 Wohnungen und<br />
Häuser für über 15.000 Bewohner sollen<br />
bis zum Jahr 2017 entstehen. 6.000 neue<br />
Bürger leben heute schon auf dem früheren<br />
Ackerland. Auch wenn sich die<br />
Grundstückseigentümer zunächst wehrten<br />
und eine Bürgerinitiative für den<br />
Erhalt des stadtnahen Erholungsgebiets<br />
58 SZ 4 / 2011<br />
kämpfte, hat Cornel den Umbruch inzwischen<br />
akzeptiert. Es ist auch ein Blick<br />
in die Vergangenheit, der dem heute 81-<br />
Jährigen dabei geholfen hat. Er erinnert<br />
sich an Erzählungen des eigenen Großvaters:<br />
„Was soll das, einen Hauptbahnhof<br />
mitten ins Feld zu bauen“, so habe es<br />
damals, Ende des 19. Jahrhunderts geheißen.<br />
Ähnliche Stimmen seien laut geworden,<br />
als fast ein Jahrhundert danach,<br />
im Jahr 1969 auf dem Feld hinter dem<br />
alten Heddernheim die Nordweststadt<br />
entstand. Über den Wandel seines eigenen<br />
früheren Wohn- und Arbeitsorts urteilt<br />
Cornel inzwischen pragmatisch.<br />
„Es hat sich hier oben eben einfach gut<br />
angeboten, zum Beispiel wegen der Lage<br />
und der Infrastruktur“, sagt der Senior,<br />
der sich im <strong>Senioren</strong>beirat der Stadt<br />
<strong>Frankfurt</strong> politisch engagiert.<br />
In 20 Minuten<br />
in der Innenstadt<br />
Für die Strukturbedingungen auf dem<br />
Riedberg hat auch Kirsten Emmerich<br />
viel Lob. Über die Verkehrsanbindung,<br />
die die Bewohner mit der neu gebauten<br />
U-Bahnlinie binnen 20 Minuten aus der<br />
Blick in das Wohnzimmer eines Reihenhauses im Magda-Spiegel-Weg.<br />
Vom Riedberg zu sehen: die <strong>Frankfurt</strong>er Skyline.<br />
Natur an die Hauptwache bringt, urteilt<br />
die Pfarrerin der Riedberg-Gemeinde<br />
positiv. Tatsächlich sind die neuen Bewohner<br />
inzwischen in ihrem Stadtteil<br />
gut versorgt. Der Riedberg besitzt zwei<br />
Grundschulen und Kindertagesstätten.<br />
Ein Gymnasium soll nächstes Jahr fertiggestellt<br />
sein und die naturwissenschaftlichen<br />
Fakultäten der Universität ziehen<br />
nach und nach in ihre neu gebauten Institute<br />
ein. Seit das Riedberg-Center eröffnete,<br />
stehen den Bewohnern außerdem<br />
zum Beispiel ein großer Rewe-Markt,<br />
eine Reinigung, eine Café-Wacker-Filiale,<br />
ein Drogeriemarkt, ein Ärztehaus und<br />
eine Bankfiliale zur Verfügung.<br />
„Vor zehn Jahren<br />
war hier nichts”<br />
Das ist nicht immer so gewesen. Pfarrerin<br />
Kirsten Emmerich hat die Anfänge<br />
erlebt. Vor zehn Jahren trat die heute<br />
46-Jährige ihren Dienst in der neu gegründeten<br />
evangelischen Gemeinde an.<br />
„Da war hier oben nichts.“ Mit Mann und<br />
Sohn bezog Emmerich eines der ersten<br />
Häuser, die im Neubaugebiet fertiggestellt<br />
wurden. „Damals gab es dort noch<br />
nicht einmal einen Briefkasten“, erinnert<br />
sie sich. Doch es ging Stück für Stück<br />
voran. Der Briefkasten kam, die Bushaltestelle<br />
auch. „Wir haben uns über<br />
jede Kleinigkeit gefreut.“ Auch beruflich<br />
vollzog sich die Aufbauarbeit Schritt für<br />
Schritt. Ganz zu Anfang hatte ihr Kollege<br />
sein Büro in einem Bauwagen eingerichtet,<br />
als Gottesdienstraum diente ein Zelt.<br />
„Wir sind dann immer höher den Berg<br />
hinaufgezogen“, berichtet Emmerich.<br />
Erst fand die neu gegründete Gemeinde<br />
in einer Kindertagesstätte Unterschlupf,<br />
dann in der Grundschule, im März hat<br />
sie das Kirchhaus oben auf dem Berg<br />
bezogen. Groß genug für die 900 Mitglieder,<br />
deren Altersstruktur für eine<br />
Kirchengemeinde ungewöhnlich ist. Nur<br />
fünf Prozent der Mitglieder sind über<br />
70 Jahre alt. Der Rest ist wesentlich jün