neuer Krankheitserreger - Sonnenzeitung
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Widmann: Diese Punkte müssen im<br />
Ökostromgesetz verankert werden:<br />
Ein rasches Abarbeiten des Förderrückstaues<br />
in Verbindung mit fairen<br />
Ökostromtarifen für alle Er<strong>neuer</strong>baren.<br />
Eine vereinfachte Förderbürokratie<br />
mit klaren und langfristigen Zielen<br />
und Zusagen für eine gute Planbarkeit<br />
Nach dem Reaktorunfall in Fukushima,<br />
dem hohen Ölpreis und den<br />
Unruhen in wichtigen Lieferländern<br />
ist die Energieversorgung zu einem<br />
russischen Roulette geworden. Es ist<br />
daher das Gebot der Stunde, sowohl<br />
aus wirtschaftlichen als auch aus<br />
sozialen Gründen den Eigenversorgungsanteil<br />
massiv zu steigern. Beim<br />
Strom wären bis zu 100 Prozent bis<br />
2020 drinnen.<br />
SONNENZEITUNG: Minister Mitterlehner<br />
hat davon gesprochen, den<br />
Förderdeckel bei Photovoltaik mit der<br />
Novelle abzuschaffen. Der aktuelle<br />
Entwurf sieht jedoch nur ein gedeckeltes<br />
Volumen von drei Millionen<br />
Euro pro Jahr für PV vor. Ein Grund für<br />
Sie, diese Novellierung abzulehnen?<br />
Hofer: Selbst wenn sich der Minister<br />
aufgrund weitreichender Zugeständnisse<br />
für den Ökostromausbau mit<br />
der Opposition auf ein Heben des<br />
Deckels einigen würde, wäre ein gedeckeltes<br />
Volumen von drei Millionen<br />
Euro pro Jahr für Photovoltaik lächerlich<br />
gering. Jeder in der Branche<br />
aktive Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
muss das als Provokation sehen.<br />
Brunner: Ja. Der Deckel für die<br />
Photovoltaik bleibt ja wie gehabt bei<br />
zehn Prozent, das lehnen wir Grüne<br />
ab. Wir wollen ein Gesetz ohne Deckel,<br />
mit garantierten Tarifen.<br />
Widmann: Wir helfen dem Wirtschaftsminister<br />
gerne, wenn er schon<br />
von diversen Interessengruppen daran<br />
gehindert wird, sein Versprechen<br />
einzulösen. Der Ökostromdeckel<br />
muss geöffnet werden. Wir schätzen,<br />
dass dafür eine Verdreifachung<br />
des Ökstromzuschusses von derzeit<br />
21 Millionen auf 60 Millionen Euro<br />
ausreichen könnte.<br />
SONNENZEITUNG 2/11<br />
SONNENZEITUNG: Längerfristige<br />
Tarife sollten den Investoren Planungssicherheit<br />
geben und einen<br />
wirtschaftlichen Betrieb der Anlage<br />
garantieren. Eine jährliche Degression<br />
wie vom Minister geplant ist in<br />
diesem Fall kontraproduktiv. Werden<br />
Sie der Novelle trotzdem Ihren Segen<br />
geben?<br />
Hofer: Offenbar hat man hier geplant,<br />
keinerlei jährliche Anpassungen<br />
vorzunehmen und aufgrund der<br />
geplanten Degression die Förderung<br />
praktisch auslaufen zu lassen. Also<br />
auch in diesem Fall: keine Zustimmung<br />
von der FPÖ.<br />
Brunner: Wir werden der Novelle<br />
in dieser Form nicht zustimmen.<br />
Ansonsten wird bei Wirtschaftsfragen<br />
immer mit Planungs- und Investitionssicherheit<br />
argumentiert. Minister Mitterlehner<br />
soll mir einen der fossilen<br />
Betriebe (die er vertritt) nennen, der<br />
solche Rahmenbedingungen akzeptieren<br />
würde.<br />
Widmann: Nein, denn langfristige<br />
Zusagen und Planbarkeit sind ein<br />
absolutes Muss!<br />
SONNENZEITUNG: Ihr Fazit zu dieser<br />
Novelle zum Ökostromgesetz?<br />
Hofer: Für mich zeigt dieses Dilemma<br />
einmal mehr, dass Energiepolitik und<br />
Umweltpolitik zusammengeführt<br />
werden müssen und die Behandlung<br />
dieser Fragen in zwei verschiedenen<br />
Ministerien ein klarer Nachteil für<br />
Österreich sind. Wieder einmal stelle<br />
ich mir die Frage, wie lange wir uns<br />
eine Politik von vorgestern in einer<br />
Zeit leisten können, die wichtige<br />
Weichenstellungen für die Zukunft<br />
einfordert.<br />
Brunner: Ich habe in meiner Arbeit<br />
im Zentrum für er<strong>neuer</strong>bare Energie<br />
hautnah erlebt, was es bedeutet,<br />
ein Ökostromförderungsgesetz oder<br />
ein Ökostromverhinderungsgesetz in<br />
Österreich zu haben. Bei sinkendem<br />
Anteil an Er<strong>neuer</strong>baren am Stromverbrauch,<br />
bei steigendem Stromverbrauch<br />
insgesamt und 14 Prozent<br />
Atomstromanteil brauchen wir eine<br />
Energiewende in Österreich und<br />
dafür ein Ökostromgesetz, das seinen<br />
Namen verdient.<br />
Widmann: Die Energiepolitik<br />
Österreichs ist wenig ambitioniert.<br />
Es fehlen klare Ziele, Verantwortlichkeiten,<br />
Evaluierungen und Kontrollen.<br />
Ich kann mir neben der Finanzierung<br />
über Ökostromzuschläge für<br />
Haushalte und Unternehmen auch<br />
eine Anschubfi nanzierung durch den<br />
Bund im Zuge einer Ökostromfondslösung<br />
vorstellen, dabei sollte einmalig<br />
die Dividende des Verbundes – die<br />
im Jahr 2009 rund 385 Millionen<br />
Euro betrug – nicht zum Stopfen von<br />
Budgetlöchern, sondern für er<strong>neuer</strong>bare<br />
Energien zweckgebunden<br />
werden.<br />
Christiane Brunner<br />
Energiesprecherin der<br />
Grünen, Abgeordnete<br />
zum Nationalrat<br />
© Katharina Gossow<br />
THEMA<br />
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