neuer Krankheitserreger - Sonnenzeitung
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THEMA<br />
36<br />
Hoppla Zwillinge<br />
Würden Sie sich in einem fast 50 Jahre alten Auto sicher fühlen?<br />
Wahrscheinlich nicht. Die ältesten Atomkraftwerke Europas sind am<br />
technischen Stand eines Kraftfahrzeugs aus den 60er-Jahren.<br />
Nach einer Idee von Gerhard Korpitsch<br />
Nach jedem Reaktorunfall kommt die Diskussion über den technischen Standard von Atomkraftwerken auf.<br />
Nach Fukushima sind sogenannte „Stresstests“ für AKW-Anlagen in ganz Europa in Aussicht gestellt. Die Durchführung<br />
dieser Test ist höchst umstritten, da die Betreiber sich im Wesentlichen selber testen und auch bei einem<br />
glatten „Nicht genügend“ keine ausreichende gesetzliche Handhabe vorhanden wäre, den Reaktor auch<br />
wirklich durchfliegen zu lassen.<br />
Wie auch immer. Eine relativ objektive und nachvollziehbare Methode ist es, einen vergleichbaren technischen<br />
Standard zu eruieren. Fairerweise muss dieser Stand mit dem Erzeugerland in Relation gesetzt werden. Vergleicht<br />
man nun den Stand beim Automobilbau mit jenem der Atomkraftwerke im selben Jahr, so kommt man zu einem<br />
nachvollziehbaren Ergebnis, da nicht anzunehmen ist, dass in einer Sparte die Technik weit hinterher gehinkt ist.<br />
© Shutterstock<br />
© Fotos aus der Luft / Holger Mombrei<br />
Rheinsberg 1966<br />
Beginnen wir mit dem Atomkraftwerk<br />
Rheinsberg in Brandenburg. Errichter<br />
war die Deutsche Demokratische<br />
Republik, kurz DDR genannt. Der mit<br />
nur 70 Megawatt Leistung ausstaffierte<br />
Druckreaktor sowjetischer<br />
Bauart ging 1966 ans Netz. Stand<br />
der Technik beim Automobilbau war<br />
1966 in der DDR der Trabant 601,<br />
liebevoll Trabi genannt. Das Auto<br />
verfügte noch über keine elektrischen<br />
Scheibenwischer (kam erst 1973) und<br />
keine Kraftstoffanzeige (kam erst<br />
1983), erreichte aber eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 107 km/h und<br />
wurde bereits über ein 4-Gang-Getriebe<br />
geschaltet. Rheinsberg wurde<br />
zwar 1990 vom Netz genommen, der<br />
Abbau ist aber noch im Gange und<br />
soll erst 2013 beendet sein. Demontagekosten<br />
für den Steuerzahler: 420<br />
Millionen Euro. Vor dem endgültigen<br />
Abbau soll der Reaktor noch 30 Jahre<br />
„abklingen“.