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Klinoskop 4/2010 - Klinikum Chemnitz

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Familienfreundlichkeit im Vergleich in West und Ost<br />

Die gelebte Städtepartnerschaft von Ústí nad Labem und <strong>Chemnitz</strong><br />

Am 27. September durfte ich vor Bürgermeistern<br />

und stellvertretenden Bürgermeistern<br />

aus Tschechien, darunter Hradec<br />

Králové, Jablonec, Most, Dubí, über das<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong> im Allgemeinen und zu<br />

familienfreundlichen Maßnahmen im Besonderen<br />

berichten. Anlass war eine Bitte<br />

der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt<br />

<strong>Chemnitz</strong>, mit unserer Partnerstadt Ústí<br />

nad Labem Erfahrungen zu familienfreundlichen<br />

Aktivitäten städtischer Unternehmen<br />

auszutauschen. Der Europäische Sozialfonds<br />

fördert derlei Veranstaltungen, um<br />

zur Belebung dieser strukturschwachen<br />

Region, die mit hoher Arbeitslosigkeit zu<br />

kämpfen hat, beizutragen.<br />

Beklagen wir doch hierzulande mitunter<br />

mangelnde Unterstützung von Familien und<br />

regen uns auf, dass die Kinderbetreuung zu<br />

teuer oder zu wenig oder was auch immer<br />

sei. Diese Reise nach Tschechien hat mir<br />

bewusst gemacht, wie fortschrittlich wir<br />

in Deutschland und in unserem Unternehmen<br />

im Hinblick auf Familienfreundlichkeit<br />

sind. Nun soll man sicher nicht nach Osten,<br />

sondern besser nach Norden schauen und<br />

sich an dortigen Bedingungen zu orientieren.<br />

Aber es hat mir geholfen, die eigenen<br />

Verhältnisse wieder bewusster wahrzunehmen<br />

und zu schätzen. In Tschechien wurde<br />

in den letzten Jahren Familienfreundlichkeit<br />

ein sozialpolitisches Thema, und mittlerweile<br />

werden von der Regierung Anstrengungen<br />

unternommen, Familienfreundlichkeit<br />

über die Verwaltungen der Städte und<br />

Kommunen bei den Unternehmensführun-<br />

gen zu thematisieren. Dort ist heute ein<br />

Fachkräftemangel noch nicht vorstellbar,<br />

der Sachsen in einzelnen Berufsgruppen<br />

bereits erreicht hat.<br />

Es war sehr interessant, von Wettbewerben<br />

um den Titel „Familienfreundlichste Stadt/<br />

Gemeinde“ zu hören. Der Bürgermeister von<br />

Dubí berichtete über den 3. Platz, weil sich<br />

seine Stadt ohne kulturelle und sportliche<br />

oder gar Kindereinrichtungen, und in der<br />

jedes Hotel und jede Unterkunft ein Bordell<br />

war, wieder zu einer lebenswerten Stadt für<br />

Familien entwickelt hat. Jetzt gibt es dort<br />

ein Mütterzentrum, Kinderspielplätze und<br />

eine Sporthalle. In Most, die Stadt belegte<br />

den 2. Platz, fahren alle Kinder und Jugendlichen<br />

bis 15 Jahre in den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln kostenfrei. Was sagt man<br />

dazu? Das könnte mir für <strong>Chemnitz</strong> auch<br />

gefallen.<br />

Vor meinem Beitrag wurde von der uns<br />

zugeordneten Dolmetscherin die Meinung<br />

der Teilnehmer übersetzt, dass familienfreundliche<br />

Maßnahmen und eine familienfreundliche<br />

Unternehmensphilosophie in<br />

einem Krankenhaus überhaupt nicht möglich<br />

seien. Dort wären schließlich überwiegend<br />

Frauen im Schichtdienst beschäftigt,<br />

dass sei nun mal schon immer so, und da<br />

könne man nichts machen. Die Teilnehmer<br />

schauten mich teils interessiert, teils etwas<br />

mitleidig an, weil ich mir die Mühe machte,<br />

ihnen von etwas erzählen zu wollen, was es<br />

sowieso nicht gibt.<br />

Polizeiautos und Krankenwagen<br />

Rettungssanitäterin Kim Schellenberger (r.), der kleine<br />

Sam und Fahrerin Kristina Voith beim Wohngebietssportfest<br />

an der Ústi. Foto: Hansel<br />

Die freundlichen Mitarbeiterinnen der Logistik-<br />

und Wirtschaftsgesellschaft nutzten<br />

das Sportfest des Wohngebietes Ústi nad<br />

Labem am 21. August 2001, um kleinen und<br />

großen Sportbegeisterten auch das Innenleben<br />

eines Krankentransportwagens zu erklären.<br />

Die Kinder und Jugendlichen lernten am diesem<br />

Nachmittag, wie interessant ein solches<br />

Fahrzeug von innen ist. Beim Sport kann doch<br />

einmal ein Unfall passieren, der den Einsatz<br />

eines Krankenwagens erfordert. Davor haben<br />

diese Kinder jedenfalls keine Angst mehr. Und<br />

genau das wollen wir erreichen, damit im Notfall<br />

nur die Verletzung versorgt werden muss<br />

und nicht noch eine ängstliche Kinderseele.<br />

(ba)<br />

In meinem Vortrag ging ich auf die Garantie<br />

der Wiedereingliederung nach Mutterschutz<br />

und Elternzeit ein, erläuterte die verschiedenen<br />

Formen der Kinderbetreuung, so von den<br />

Tagesmüttern der Heim gGmbH, unseres Betriebskindergartens,<br />

den freundschaftlichen<br />

Beziehungen zur Kita des KJF, die Möglichkeit<br />

der Teilnahme an Ferienlagern, erzählte<br />

von der Arbeit unserer Seniorenkommission<br />

bis zur Weihnachtsfeier für die Kinder aller<br />

Mitarbeiter. Die Cateringangebote zu den<br />

Festtagen riefen nur noch ein Kopfschütteln<br />

hervor. Abschließend wollte ich die betrieblichen<br />

Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge<br />

nennen. Aber dazu kam ich nicht mehr. Unter<br />

den Teilnehmern war eine heftige Diskussion<br />

entstanden, die, weil auf tschechisch<br />

geführt, zwar für uns völlig unverständlich<br />

war, aber trotzdem zum Ausdruck brachte,<br />

dass solche Maßnahmen die tschechischen<br />

Unternehmen auch für ihre Beschäftigten<br />

ermöglichen sollten.<br />

Es war ein Erfahrungsaustausch, der ein<br />

gutes Gefühl hinterlässt. Zum einen, weil<br />

unsere tschechischen Nachbargemeinden<br />

sicherlich bestärkt wurden, dass familienfreundliche<br />

Maßnahmen zur Attraktivität<br />

der dortigen Firmen und damit zur Steigerung<br />

der Lebensqualität ihrer Bürger beitragen,<br />

und zumanderen, weil das <strong>Klinikum</strong><br />

<strong>Chemnitz</strong> als familienfreundliches städtisches<br />

Unternehmen ein Aushängeschild für<br />

<strong>Chemnitz</strong> ist.<br />

Barbara Hansel<br />

Familienbeauftragte<br />

K a l e i d o s k o p<br />

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