Kohelet3.2 Schnitt im Gedicht(8) Alle Worte mühen sich ab. Nichts vermag ein Mensch zu sagen. Das Auge wird nicht satt zusehen und das Ohr nicht voll vom Hören.- und da kommt der große Schnitt im Gedicht- für den Menschen gilt etwas anderes: wir bekommen nur einen Bruchteil mit; wir könnennicht alles sehen und hören und sagen; der Mensch kann alles nur bruchstückhaft, was dieNatur ganz kann3.3 Fazit: 1,9f(9) Das, was war, ist das, was wieder sein wird. Und das, was getan wurde, ist das, was wiedergetan wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der Sonne. (10) Gibt es ein Ding, von dem einersagt: „Siehe, das ist neu“? Längst ist es gewesen für die Zeitalter, die vor uns gewesen sind.- der einzelne Mensch in seinen paar Jahren die er lebt bekommt ein paar Dinge mit und tuteinige Dinge in der Meinung das sei neu, aber er tut im Grunde, was alle vor ihm und nachihm taten- es gibt nichts Neues unter der Sonne, dh Koh sieht hier die Grenzen die einer Generationgesetzt werden- oft wurde Koh unterstellt, er habe einen Fortschrittspessimismus; VONACH sagt, er drücktes zwar recht dramatisch aus, aber auf der anderen Seite steckt doch ein KörnchenWahrheit darino es ist nicht ganz so fatal, dass es nie etwas Neues gibt, aber ein bisschen Wahrheitsteckt darin, denn jede Generation braucht seine Zeit um dort fortzusetzen wo dievorhergehende Generation war3.4 Abschlussfazit: 1,11(11) Da gibt es keine Erinnerung an die Früheren. Und an die Künftigen, die sein werden, auchan sie wird man sich nicht mehr erinnern bei denen, die noch später sein werden.- da kommt schon auch wieder dieses Bedauern, dass man überhaupt kein Nachleben undnichts Bleibendes hinterlassen kanno der einzelne Mensch kommt, muss tun was die vor ihm taten, stirbt, und irgendwanngibt es nicht einmal mehr eine Erinnerung an ihn- dieses Gedicht verortet das Leben eines Menschen oder einer Generation innerhalb desKosmos und setzt es mit demselben in Beziehung und Vergleicho der große Unterschied ist eben, dass der Kosmos für sehr lange Dauer ist, einemenschliche Generation ist recht kurz darin4 Die Königsfiktion: 1,12-2,26- jetzt kommt die erste quasi-wissenschaftliche Abhandlung des Koh4.1 Eingangsvers 1,12(12) Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem.- das ist schon im Vorwort vom Redaktor gesagt worden, aber hier klingt es noch anders- hier wird nicht mehr vom Davidsohn geredet, aber indirekt wird es zum Ausdruckgebracht, denn „König über Israel in Jerusalem“ waren nur David und SALOMON, denninnerbiblisch kam nach SALOMON die Reichsteilungo Koh schlüpft hier in den Mantel SALOMONS, und was er sagt, sagt er aus derPerspektive des mächtigsten, reichsten und weisesten Königs der je gelebt hat- 9 -
Koheletoes ist wichtig, dass man hier ganz sauber trennt, wo bewusst diese Travestieauftritt, denn es geht um die Möglichkeiten eines Menschen, dem innerweltlicheigentlich nichts unmöglich ist4.2 erster Abschnitt: 1,13-15(13) Und ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen und zu erkunden, wasunter dem Himmel getan wird. Ein übles Geschäft hat Gott da den Menschenkindern gegeben,sich darin abzumühen.- das Herz auf etwas richten ist die Formulierung, mit der Koh seine geistigen Experimenteeinleitet- das Herz לב [leb] ist gesehen worden schon auch als Organ, aber man hat dort auch den Sitzdes Denkens angesiedelt; man wusste nicht, dass es im Kopf ein Gehirn gibt, so siedelte mandas Denken auch im Herz an- er beginnt ein geistiges Experiment: mit all dem ihm zur Verfügung stehenden Wissen zuuntersuchen und zu ergründen, was unter dem Himmel getan wirdo das ist jetzt ganz wichtig für den Ansatz des Weisen KOHELET; zu ergründen, wasunter dem Himmel getan wirdoodas ist, was geschieht auf der Welter fragt sich auch, ob das, was der Mensch tut, nicht eigentlich ein schlimmes Übelsei• zu beobachten was auf der Welt geschieht ist seine Methodik• die spezifische Frage, nach der er sucht ist, ob das ganze Leben nichteigentlich eine üble Plage isto hier kommt das Wort „Gott“ erstmals vor, und zwar als אלהים [ᵓl o h i m]- im Gegensatz zu anderen Weisen (etwa Spr oder Sir) und den Propheten konstatiert Kohnicht Gott und sagt den gebe es und der will dieses oder jenes, sondern er beobachtet Weltund Leben, zieht seine Schlüsse und wird letztlich, nach einigen Schlussfolgerungen, quasiauf Gott geworfenoodas hat gerade damit zu tun, dass KOHELET in der zweiten Hälfte der 70er und in dengesamten 80er Jahren des 20. Jhdt. einen Boom erlebte; da ist ein solcher Ansatz alsviel zielführender gesehen worden als einer, der prinzipiell von Gott ausgehtund es ist bis heute ein moderner philosophischer Ansatz den Koh wählt(14) Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit undein Haschen nach Wind.- es gibt keinen Menschen, der irgend etwas Bleibendes tun kann- Wind ist nicht greifbar, somit bleibt es ein Haschen(15) Gekrümmtes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden.- das ist das Resümee- es ist Haschen nach Wind, es gibt nichts Bleibendes und somit auch nichtsQuantifizierbares- es gibt Auslegungen, die das „vergänglich“ mit „absurd“ oder „sinnlos“ übersetzen, aber essoll laut VONACH doch der Sinn von Vergänglichkeit bleiben- das Experiment: er hat noch nicht gesagt ob das ein schlimmes Übel sei oder nicht, aber erhat zumindest einmal gesehen, dass alles, was der Mensch tun kann, letztlich vergänglichist (weil der Mensch vergänglich ist), und deshalb ist es ein Haschen nach Windo die ma-jitron-Frage muss man im Hinterkopf behalten: Bleibendes gibt es nicht;wenn man nach Bleibendem fragt ist alles menschliches Tun ein Haschen nach Wind- 10 -
- Seite 1: EXEGESE ALTES TESTAMENTDas Buch Koh
- Seite 4 und 5: Kohelet0 HinführungAnmerkung: Die
- Seite 6 und 7: Koheletooo„Vergänglichkeit“ se
- Seite 8 und 9: Kohelet• auch die Frage nach mens
- Seite 10 und 11: Koheleto und nicht nur hier, wo es
- Seite 14 und 15: Kohelet4.3 zweiter Abschnitt: 1,16-
- Seite 16 und 17: Kohelet(16) Denn es gibt keine blei
- Seite 18 und 19: Koheletwenn man die positiven Mögl
- Seite 20 und 21: Koheletאׁשר- der Mensch kann ga
- Seite 22 und 23: Koheletowir wissen, zur Zeit des 3.
- Seite 24 und 25: Kohelet(22) Und ich sah, dass es ni
- Seite 26 und 27: Kohelet• er steht ins einem judä
- Seite 28 und 29: Koheletogottgeweiht leben konnte, u
- Seite 30 und 31: Koheletooskizziert hat er jetzt das
- Seite 32 und 33: Kohelet6.6.4 Unterabschnitt: 6,3-6(
- Seite 34 und 35: Koheleto nach VONACH zeigt der Scha
- Seite 36 und 37: Kohelet(6) Denn wie das Prasseln de
- Seite 38 und 39: Koheletoooooodieser besagt, dass es
- Seite 40 und 41: Koheletso scharf differenziert wie
- Seite 42 und 43: Kohelet(8) Kein Mensch hat Gewalt
- Seite 44 und 45: KoheletoKOHELET erspart seinen Lese
- Seite 46 und 47: Kohelet- Hund war zur Zeit KOHELETS
- Seite 48 und 49: Koheletechtem Öl des Gotteskults,
- Seite 50 und 51: Kohelet8.3.9 Frage von Herrschaft u
- Seite 52 und 53: Kohelet(17) Glücklich du Land, des
- Seite 54 und 55: Kohelet9 Schlussgedicht mit Antwort
- Seite 56 und 57: Kohelet9.3 Epilog: 12,9-14→ zum E
- Seite 58 und 59: KoheletVONACH(18) Ich sprach in mei
- Seite 60 und 61: Kohelet10.8 Koh 8,1f LXX- Weisheits