Kohelet• er steht ins einem judäisch-israelistischen Fundament, aber er gehört nicht zurFundamentalopposition gegen alles Neue (allein der Gedanke an ein Lebennach dem Tod zeugt davon; und hier ein zweites Beispiel: er verschließt sichdem individualistischen Denken nicht völlig [dann würde er nicht darüberschreiben], er hegt aber Zweifel und formuliert Kritik an einem absolutenIndividualismus)(11) Auch wenn zwei beieinander liegen, so wird ihnen warm. Dem Einzelnen aber, wie soll ihmwarm werden?- es geht hier nicht um Geschlechtsverkehr, sondern ganz wörtlich um das sich gegenseitigWärmen(12) Und wenn einer den Einzelnen überwältigt, so werden doch die zwei ihm widerstehen; undeine dreifache Schnur wird nicht so schnell zerrissen.- auch das ist eine Binsenweisheit, dass man in gewissen Gegenden nicht allein unterwegs seinwill6.3.2 politische Beobachtungen: 4,13-16(13) Besser ein Junge, arm, aber weise, als ein König, alt, aber töricht, der es nicht versteht,sich warnen zu lassen.- man hatte Respekt vor dem Alter, der Jugend schrieb man nicht unbedingt Weisheit zu- für das Land ist der arme Junge ein größerer Gewinn als der törichte alte König- v13b ist eine geniale Beobachtung: die Dummheit des Königs bezieht sich nicht auf einenmangelnden Intellekt, sondern auf eine gewisse Beratungsresistenz je älter er wird, und daswar nicht nur in atl Zeit, das ist ein allgemeingültiges Phänomen(14) Ja, aus dem Gefängnis geht er hervor, um König zu werden, obwohl er als Armer unter derKönigsherrschaft jenes Königs geboren wurde.- jener, das ist ein König, kam aus dem Gefängnis um König zu werden, dh KOHELET blickthier zurück auf die eigene Geschichte, nämlich viele Herrscher waren Kriegsgefangene,wurden gefangen gehalten und wieder freigelassen, wurden also zT in armen Verhältnissengeboren, wurden aber danach wieder König- er sieht auch was bei den sich bekämpfenden hellenistischen Gruppen Seleukiden undPtolemäer passiert, da sind nicht wenige, die direkt aus dem Gefängnis auf den Herrschersitzgestiegen sind(15) Ich sah alle Lebenden, die unter der Sonne leben, mit dem Jungen, dem zweiten, der anjenes Stelle treten sollte:- KOHELET beobachtet weiter (v14): man sieht die Nachkommen der Herrscherfamilien, undirgend eines dieser Kinder wird auf den Thron kommen(16) endlos das ganze Volk, alle die, die er führte. Doch auch über ihn werden sich die Späterennicht freuen. Denn auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind.- es ist ein riesiges Volk, das von einem König regiert wird- kaum ein Herrscher wird wirklich guten Nachruhm erlangen, und wenn das Volk noch sogroß war- im Prinzip bringt es wenig hier etwas tun zu wollen, denn letztlich ist das alles haschen nachWind, es wird einfach so weitergehen wie es ist, und jede Periode ist vergänglich- allerdings: an der Spitze der Überlegungen steht v13, dh das Ideal ist jedenfalls mehr auf dieFähigkeiten als auf äußere Faktoren (Alter, Reichtum, Herkunft) bezogen; wichtig wäre,dass der Herrscher (egal wer) auf jeden Fall nach Fähigkeiten eingesetzt wird- 23 -
Kohelet6.4 Frage des religiösen Kultes: 4,17-5,6(17) Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Haus Gottes gehst! Und: Herantreten, um zu hören, istbesser, als wenn die Toren Schlachtopfer geben; denn sie sind Unwissende, so dass sie Bösestun.- mit einem starken Imperativ beginnt er: „bewahre“- „... wenn du gehst zum Haus des Gottes“ ה אלהים] ,ביח bet ha elohim], und das meint, man sollbewusst hin gehen- „hören“ meint nicht nur die Tora, sondern prinzipiell, was Gott zu sagen hat- der letzte Teilsatz von v17 wörtlich: „… doch sind sie nicht verständig darin böse zuhandeln“: der Tempel ist sicher im Blick, denn Opfer hat Israel nur dort dargebracht: Opfersind grundsätzlich törichto es geht nicht um bestimmte Umstände, sondern diese Art von Opferkult inJerusalem ist prinzipiell törichto und dem stellt er das Hingehen um zu hören entgegeno und das hat in der Diaspora durchaus auch seine Geltung, denn dort kann man garnicht opfernoodie es tun sind aber nicht prinzipiell zu verurteilen, sie verstehen es halt nicht besser„töricht“ muss zur Zeit KOHELETS nicht unbedingt eine rein moralische Bewertungsein, sondern es kann auch heißen, jemand ist ein Tor aber er kann nichts dafür• vgl. der Unterschied zwischen dumm und blöd: wer dumm ist hat kein Hirn,wer blöd ist hätte eins, nutzt es aber nicht(1) Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gotthervorzubringen! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde; darum seien deine Wortewenige.- er setzt wieder mit einem starken Imperativ ein: „haste nicht“- man hat KOHELET auch das negativ ausgelegt in dem man ihm unterschob, es sei zwecklosweil Gott einen nicht höre- aber genau das hat er nicht gemeint: Gott weiß schon was man sagen will, was einem amHerzen liegt, man muss sich nicht überhasten mit vielen Worten, Gott kennt einen ja- jetzt haben wir eine klare Rangordnung: selbst Gebet ist für KOHELET zuerst hören unddann sprecheno auch das ist ein extrem moderner Ansatz; wenn man damals nicht opferte hat manzumindest Psalmen gebetet oÄooaber mit der primären Komponente aufs Hören ist er sicher einer der AllererstenGebet ist zunächst bewusstes Hinschreiten zum Haus Gottes und das in derGesinnung zu Hören(2) Denn bei viel Geschäftigkeit kommt der Traum und bei vielen Worten törichte Rede.- „Traum“ ist hier als Realitätsverweigerung verstanden, man lebt in seiner eigenen Welt undbekommt die Realität nicht mehr mit- das als Parallelismus: allzu viel zu reden ist genauso töricht → primär muss man hörenkönnen (das gilt für das allgemeine Leben und bei KOHELET in besonderer Weise für dieBeziehung des Menschen zu Gott)- ist auch ein deutliches Abschlusssignal des ersten Gedankens: das erste Ziel des Besuchesdes Gotteshauses ist das Hören(3) Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu erfüllen! Denn er hat kein Gefallenan den Toren. Was du gelobst, erfülle!- hier steht nur ,אלהים dh es ist eine Universalaussage, die für KOHELET grundsätzlich gilt undnicht nur für Israel: wenn man einem Gott ein Gelübde gelobt, soll man es sofort erfülleno (1) es gab in Israel das institutionalisierte Gelübde, die massivste Form war sicherdas Nasiräat, wo jemand zu einem Priester gehen konnte, und für eine gewisse Zeit- 24 -
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