behandlung - Fachverband Sucht eV
behandlung - Fachverband Sucht eV
behandlung - Fachverband Sucht eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abb. 11: Nutzung neuer Technologien (Koch, U., Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium<br />
06.03.2012)<br />
• Online-Antragsstellung<br />
• Datenaustausch: Reha-Einrichtung und Leistungserbringer<br />
• Zugangssteuerung nach medizinischen, organisatorischen, ökonomischen und bei<br />
besonderen Bedarfslagen (Angebote)<br />
• Klinikinformationssysteme (Vernetzung, elektronische Krankenakte)<br />
• Therapieplanung (z.B. nach Rehabilitanden-Management-Kategorien)<br />
• E-Bericht als elektronischer Bericht (Gestaltung, Kommunikation)<br />
• Internetbasierte Nachsorgeprogramme<br />
um komplexe Interventionen, die aus verschiedenen<br />
Modulen bestehen. Eine modulspezifi<br />
sche Wirksamkeitsprüfung ist<br />
ebenso schwierig wie die Berücksichtigung<br />
der Multimorbidität von Patienten in entsprechenden<br />
Leitlinien.<br />
Gleichwohl lassen sich die Eff ekte der Reha-<br />
Maßnahmen untersuchen. Im Rahmen der<br />
Qualitätssicherung und angesichts begrenzter<br />
fi nanzieller Mittel wird die Notwendigkeit<br />
des Nachweises der Ergebnisqualität<br />
und der Eff ekte der Reha-Maßnahmen<br />
noch deutlich steigen.<br />
Auch die Nutzung neuer Technologien wird<br />
zunehmend Einzug in die medizinische Rehabilitation<br />
halten, entsprechende Bereiche<br />
sind in Abb. 11 beispielhaft genannt.<br />
Insgesamt gesehen hat die medizinische<br />
Rehabilitation in Deutschland im internationalen<br />
Vergleich einen hohen Entwicklungsstand<br />
erreicht. Angesichts der demographischen<br />
Entwicklung, der ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen sowie der gesellschaftlichen<br />
Veränderungen stellt sich<br />
aber eine Vielzahl von Herausforderungen<br />
für die medizinische Rehabilitation der Zukunft.<br />
Es ist nicht damit zu rechnen, dass es<br />
hierfür schnelle und fl exible Lösungen geben<br />
kann. Denn seriöse Veränderungen<br />
und Fortschritte müssen, wie in der Wissenschaft<br />
auch, mühsam erarbeitet werden<br />
(Koch, 2012).<br />
2.4 Gestaltung der aktuellen<br />
und zukünftigen Rahmenbedingungen<br />
der medizinischen<br />
Rehabilitation –<br />
Forderungen des FVS<br />
Zur Bedeutung und zum Stellenwert der<br />
medizinischen Rehabilitation in unserem<br />
Gesundheitssystem sind aus Sicht des FVS<br />
folgende Eckpunkte zu beachten:<br />
• Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung<br />
der medizinischen Rehabilitation<br />
angesichts der großen Herausforderungen,<br />
welche mit dem demographischen<br />
Wandel unserer Bevölkerung und der damit<br />
verbundenen Zunahme chronischer<br />
Erkrankungen verbunden sind, zukünftig<br />
noch deutlich wachsen wird. Die Rehabili-<br />
tation leistet einen wichtigen Beitrag<br />
dazu, dass Arbeitnehmer länger am<br />
Arbeitsleben teilnehmen können, Frühberentungen<br />
und Pfl egebedürftigkeit<br />
vermieden werden und Beiträge für die<br />
Sozialversicherungsträger geleistet werden.<br />
Die Veränderungen unserer Gesellschaft<br />
erfordern nicht nur eine deutliche<br />
Stärkung der Prävention, sondern auch<br />
der Grundsätze „Reha vor Rente“ und<br />
„Reha vor Pfl ege“.<br />
Festzuhalten bleibt, dass gerade die moderne<br />
Rehabilitation, wie kaum ein anderer<br />
Behandlungsansatz, die Chance für<br />
eine umfassende und multidimensionale<br />
Behandlung chronisch kranker Menschen<br />
eröff net.<br />
• Insgesamt werden in Deutschland in<br />
1.227 Reha- und Vorsorgekliniken rund<br />
118.000 Mitarbeiter beschäftigt (RWI,<br />
2011). Die Rehabilitationseinrichtungen<br />
stellen damit einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor<br />
dar. In zahlreichen Regionen<br />
sind sie die größten Arbeitgeber und bieten<br />
qualifi zierte Arbeits- und Ausbildungsplätze,<br />
insbesondere im ärztlichen<br />
Dienst, im therapeutischen Bereich, in der<br />
Pfl ege und in medizinisch-technischen<br />
Fachberufen. Um ihrem umfangreichen<br />
Versorgungsauftrag mit qualitativ hochwertigen<br />
Gesundheitsleistungen nachkommen<br />
zu können, benötigen die Rehabilitationseinrichtungen<br />
ein hohes Maß<br />
an Planbarkeit, Berechenbarkeit und Verlässlichkeit.<br />
• Die bereits im Rahmen des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes<br />
getroff enen Gesetzesänderungen,<br />
alle medizinischen<br />
Rehabilitationsleistungen zu Pfl ichtleistungen<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
zu machen und Leistungen zur<br />
medizinischen Rehabilitation in den Risikostrukturausgleich<br />
einzubeziehen, stellen<br />
richtige und wichtige Weichenstellungen<br />
dar.<br />
• Wesentliche Zukunftsaufgaben sehen wir<br />
darin, dass sich die politisch Verantwortlichen<br />
dafür einsetzen, qualitativ hochwertige<br />
medizinische Rehabilitationsleistungen<br />
in Deutschland dauerhaft sicherzustellen,<br />
den niedrigschwelligen Zugang<br />
zu erforderlichen medizinischen Rehabilitationsleistungen<br />
zu erleichtern und den<br />
Sonderausgabe<br />
Stellenwert der medizinischen Rehabilitation<br />
im Gesundheitswesen zu stärken. In<br />
diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen,<br />
dass medizinische Rehabilitationsleistungen<br />
(incl. Entwöhnungs<strong>behandlung</strong>en)<br />
dringend auch in den Tarifen<br />
der privaten Krankenversicherungen<br />
zu Pfl ichtleistungen werden sollten.<br />
• Unabhängig von der jeweiligen Leistungsträgerschaft<br />
für medizinische Rehabilitationsleistungen<br />
ist deren bedarfsgerechte<br />
Finanzierung sicherzustellen. Bei<br />
einer nicht ausreichenden Finanzierung<br />
des Gesamtbereichs drohen eine off ene<br />
Rationierung medizinischer Rehabilitationsleistungen<br />
und/oder eine deutliche<br />
Absenkung von deren Qualität.<br />
• Medizinische Rehabilitationseinrichtungen<br />
dürfen durch die Deckelung der Ausgaben<br />
oder eine Unterfi nanzierung der<br />
erforderlichen Leistungen nicht in eine<br />
existentielle Unsicherheit und drohende<br />
Insolvenz getrieben werden. In jedem Fall<br />
ist eine ausreichende Refi nanzierung von<br />
steigenden Personal- und Sachkosten sicherzustellen.<br />
Die Einrichtungen müssen<br />
auch Überschüsse erzielen können, die<br />
sie für die Weiterentwicklung ihrer medizinisch-therapeutischenVersorgungsangebote<br />
und erforderliche Investitionen<br />
dringend benötigen.<br />
• Die monistische Finanzierung im Bereich<br />
der medizinischen Rehabilitation bedeutet,<br />
dass die Investitionskostenanteile<br />
den tatsächlichen Investitionsbedarf abdecken<br />
müssen, damit eine auskömmliche<br />
Investitionsfi nanzierung gewährleistet<br />
ist. Aufgrund der Vergütungssatzentwicklungen<br />
der letzten Jahre ist von<br />
einem enormen Investitionsstau im Bereich<br />
der medizinischen Rehabilitation<br />
auszugehen. Auch war dieser Bereich<br />
vom Konjunkturpaket II ausgenommen.<br />
Der Investitionsstau sollte dringend, insbesondere<br />
auch bei den Vertragseinrichtungen<br />
der Leistungsträger, abgebaut<br />
werden.<br />
• Grundsätzlich sollte ein Schiedsstellenverfahren<br />
nicht nur im SGB V, sondern in<br />
allen Zuständigkeiten der medizinischen<br />
Rehabilitation eingeführt werden. Sofern<br />
sich die Vertragspartner nicht auf eine<br />
Anpassung der Vergütungssätze oder<br />
Vertragsinhalte bzw. entsprechende Anforderungen<br />
einigen können, sollte ein<br />
Schiedsstellenverfahren verbindlich für<br />
alle Bereiche der Sozialversicherung eingeführt<br />
werden.<br />
• Auch eine steigende Fallschwere muss<br />
bei der Ausstattung, Personalbemessung<br />
und Vergütung der medizinischen Rehabilitationsleistungen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Völlig inakzeptabel wäre es, wenn<br />
den Rehabilitationskliniken – beispielsweise<br />
durch eine frühzeitige Verlegung<br />
von Patienten aus dem Krankenhaus oder<br />
<strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012 13