behandlung - Fachverband Sucht eV
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• Maßnahmen in der Gemeinschaft und am<br />
Arbeitsplatz (lokale Aktionspläne, Programme<br />
und Konzepte zum Thema „Alkohol<br />
am Arbeitsplatz“, Interventionsprogramme<br />
in Schulen, Schulung von Multiplikatoren)<br />
• Promillegrenzen im Verkehr und ihre<br />
Durchsetzung (z.B. weitere Absenkung<br />
der Promillegrenze von 0,5 g/l auf 0,2 g/l)<br />
• Verfügbarkeit von Alkohol reduzieren<br />
(Verkaufsdichte einschränken, Alkoholverbote<br />
an bestimmten Plätzen, Einführung<br />
eines Lizenzsystems im Alkoholhandel)<br />
• Vermarktung alkoholischer Getränke begrenzen<br />
(Aufbau unabhängiger Einrichtungen<br />
zur wirksamen Überwachung der<br />
Vermarktung von Alkoholerzeugnissen,<br />
Regulierung neuer Formen der Alkoholvermarktung,<br />
z.B. in Medien)<br />
• Preispolitik (Steuererhöhung für Alkoholprodukte,<br />
Einschränkung von direkten<br />
oder indirekten Preisangeboten, Rabatten,<br />
Schleuderpreisen)<br />
• Verringerung der negativen Folgen des<br />
Trink- und Rauschverhaltens (z.B. Schulung<br />
des Servierpersonals, Leitlinien und<br />
Standards für Gaststätten, Warnhinweise<br />
auf alkoholischen Getränken etc.)<br />
• Verringerung der gesundheitlichen Folgen<br />
illegalen und schwarzgebrannten Alkohols<br />
• Beobachtung und Überprüfung der Umsetzung<br />
und Auswirkungen entsprechender<br />
„Aktionspläne Alkohol“.<br />
Wichtig ist aus Sicht des FVS, zukünftig Ansätze<br />
der Prävention, der Beratung und Behandlung<br />
sowie der Förderung der Teilhabe<br />
stärker miteinander zu verknüpfen. Beispielsweise<br />
sollten entsprechende Konzepte<br />
in der Arbeitswelt von der<br />
• Information und Aufklärung zu substanzbezogenen<br />
Störungen über das<br />
• frühzeitige Erkennen von Missbrauch und<br />
einer beginnenden Abhängigkeit<br />
• entsprechenden Beratungsangeboten<br />
und der Vermittlung in bedarfsgerechte<br />
Angebote der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
bis hin zur<br />
• berufl ichen Wiedereingliederung (inkl.<br />
Rückkehrgespräche, stufenweise Wiedereingliederung)<br />
reichen.<br />
Einige zentrale Zielsetzungen für die Primär-,<br />
Sekundärprävention und die Behandlung<br />
lauten:<br />
Ziel 1: Primärprävention stärken<br />
<strong>Sucht</strong>prävention ist integraler Bestandteil<br />
der Gesundheitsförderung und kann nicht<br />
losgelöst von gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen<br />
betrachtet werden.<br />
Für ihre Entwicklung benötigen junge<br />
Menschen alters- und entwicklungsspezifi -<br />
sche Anreize und Bedingungen, Anerkennung,<br />
Erfolgserlebnisse, berufl iche Pers-<br />
pektiven, soziale Einbindung, die Orientierung<br />
an Werten und Normen ebenso wie<br />
entsprechende Freiräume zur Lebensgestaltung.<br />
Aus der Forschung zu psychosozialen<br />
Schutzfaktoren für Gesundheit weiß man,<br />
dass für eine resiliente Entwicklung von<br />
Kindern und Jugendlichen von entscheidender<br />
Bedeutung ist, wie Kinder und Jugendliche<br />
in Beziehungen eingebunden<br />
sind und diese erleben (Bengel et al., 2009).<br />
Erfolgreiche Präventionsstrategien setzen<br />
frühzeitig ein, fördern Kinder und Jugendliche<br />
langfristig, systematisch sowie entwicklungsorientiert<br />
und berücksichtigen alterstypische<br />
Entwicklungsaufgaben sowie kritische<br />
Phasen. „Sie sollten die unterschiedlichen<br />
relevanten Lebensbereiche ansprechen<br />
(z.B. Freizeit, Elternhaus, Schule) und<br />
damit verbundene potenzielle Risikobedingungen<br />
abmildern sowie den Aufbau von<br />
Schutzfaktoren fördern. Die Maßnahmen<br />
sollten bedarfsorientiert gestaltet sein und<br />
universelle, selektive und indizierte Präventionsangebote<br />
miteinander kombinieren<br />
(Mehr-Ebenen-Programme).“ (Bengel et al.,<br />
2009, S. 161).<br />
Um der Entstehung von <strong>Sucht</strong> wirksam begegnen<br />
zu können, sind von daher spezifi -<br />
sche präventive Ansätze in Kindergärten,<br />
Kindertagesstätten, Schulen, in der Jugendhilfe<br />
und der Arbeitswelt erforderlich und<br />
nachhaltig zu verstärken.<br />
Im Bereich der betrieblichen <strong>Sucht</strong>prävention<br />
sind insbesondere auch entsprechende<br />
Interventionen für kleine und mittelständische<br />
Betriebe, welche auf externe<br />
Unterstützung angewiesen sind, zu entwickeln<br />
bzw. zu verstärken.<br />
Zentraler Bestandteil ist neben der Reduktion<br />
von Risikofaktoren die Förderung von<br />
Kompetenzen zur Bewältigung allgemeiner<br />
Lebensprobleme und im Umgang mit<br />
<strong>Sucht</strong>mitteln im Rahmen von Life-Skills-<br />
Programmen. Personalkommunikative<br />
Maßnahmen müssen von massenmedialen<br />
Kampagnen wie auch strukturellen Ansätzen<br />
(z.B. zur Preisgestaltung für alkoholische<br />
Getränke, gezielte Werbeverbote etc.)<br />
begleitet werden, um insgesamt eine gesundheitsorientierte<br />
Lebensweise in unserer<br />
Gesellschaft zu fördern. Primärprävention<br />
muss frühzeitig einsetzen, beziehungsorientiert<br />
arbeiten, langfristig angelegt sein<br />
und sie hat kontinuierlich zu erfolgen (vgl.<br />
Weissinger, 1989, 1991; Künzel-Böhmer et<br />
al., 1993). In einer Meta-Analyse zur Prävention<br />
des Substanzgebrauchs (Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung, 2006)<br />
wurde die Wirksamkeit entsprechender<br />
Maßnahmen untersucht. „Wirksamkeit“<br />
wird dabei defi niert als präventive Eff ekte<br />
auf das Konsumverhalten von Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen, das heißt<br />
aufgrund der Maßnahmen kommt es zu<br />
einer Verhinderung, Verzögerung und/oder<br />
Reduktion des Substanzkonsums. Mit<br />
Sonderausgabe<br />
unterschiedlichem Evidenzgrad von A (��<br />
Meta-Analyse mit hochwertigen Studien)<br />
über B (systematischer � Review mit hochwertigen<br />
Studien) und C (Meta-Analyse<br />
oder systematischer Review mit allen Studien)<br />
bis D (unsystematischer Review) kann<br />
Folgendes empfohlen werden:<br />
• In der Familie: umfassende Maßnahmen,<br />
das heißt kombinierte Eltern-, Kinderund<br />
Familientrainings (vor allem Alkohol,<br />
Evidenzgrad C).<br />
• In der Schule: interaktive, auf dem Modell<br />
des sozialen Einfl usses oder der Lebenskompetenz<br />
aufbauende Programme (alle<br />
Substanzen, Evidenzgrad A).<br />
• In der Schule: keine alleinige Informationsvermittlung,<br />
keine alleinige aff ektive<br />
Erziehung oder anderweitige nicht interaktive<br />
Maßnahmen (alle Substanzen, Evidenzgrad<br />
A).<br />
• Einsatz von Medienkampagnen als fl ankierende<br />
Maßnahmen und nicht als alleinige<br />
Maßnahme zur Verhaltensänderung<br />
(Tabak, Evidenzgrad C).<br />
• Gesetzgeberische Maßnahmen zur Beeinfl<br />
ussung des Preises von Substanzen (Tabak,<br />
Alkohol, Evidenzgrad C, D) und der<br />
legalen Altersgrenze des Konsums (Alkohol,<br />
Evidenzgrad B).<br />
Für die Umsetzung vorhandener Konzepte<br />
zur <strong>Sucht</strong>prävention sind entsprechende<br />
personelle Ressourcen und die Etablierung<br />
von Fachstellen für <strong>Sucht</strong>prophylaxe erforderlich.<br />
Zu deren Aufgaben gehören z.B. die<br />
Fort- und Weiterbildung von Multiplikatoren,<br />
die Durchführung von Projekten, Aktionen,<br />
fachliche Beratung und Öff entlichkeitsarbeit.<br />
Auf eine praxisnahe Evaluation<br />
suchtpräventiver Maßnahmen sollte im<br />
Rahmen der Qualitätsförderung zukünftig<br />
verstärkt Wert gelegt werden (vgl. Franzkowiak,<br />
Hallmann und Weissinger, 1996).<br />
<strong>Sucht</strong>prävention muss im Kontext der Gesundheitsförderung<br />
gesehen werden, die<br />
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt<br />
und das Zusammenwirken unterschiedlicher<br />
Akteure (Kommunen, Länder,<br />
Bund, Leistungsträger, Unternehmen/Betriebe,<br />
Leistungserbringer) erfordert.<br />
Ziel 2: Sekundärprävention ausbauen<br />
Inhaltlich und organisatorisch eng verknüpft<br />
mit der Primärprävention sind weiterführende<br />
bzw. spezifi sche Angebote der<br />
Sekundärprävention. Im Sinne der Sekundärprävention<br />
muss die Frühintervention<br />
deutlich verstärkt werden, um dem schädlichen<br />
Konsum von <strong>Sucht</strong>mitteln und der<br />
Entwicklung einer Abhängigkeit sowie deren<br />
Chronifi zierung entgegenzuwirken. Neben<br />
Ansätzen zur engen Verzahnung des<br />
akutmedizinischen und psychotherapeutischen<br />
Bereichs und der <strong>Sucht</strong>krankenhilfe<br />
sind hierbei auch Ansätze im betrieblichen<br />
oder schulischen Umfeld zu fördern. Zielsetzungen<br />
sind hierbei:<br />
<strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012 19