behandlung - Fachverband Sucht eV
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Basisdokumentation 2010 – Zentrale Ergebnisse<br />
zu Ganztägig ambulanten Rehabilitationseinrichtungen<br />
des FVS (Schneider,<br />
Knuth 2011; Weissinger et al., 2011)<br />
In die einrichtungsübergreifende Auswertung<br />
des FVS gingen 483 Patientendaten<br />
ein. In Abb. 73 sind einige ausgewählte<br />
Daten daraus dargestellt.<br />
67,9 % waren männlichen und 32,1% weiblichen<br />
Geschlecht. Damit liegt der Anteil<br />
von Frauen etwas niedriger als bei den ambulanten<br />
Einrichtungen und höher als im<br />
stationären Bereich. Die Abhängigkeitsdauer<br />
betrug vor Antritt ca. 11,6 Jahre. Jeder<br />
Patient hatte im Durchschnitt bereits 2,7<br />
Entzugs<strong>behandlung</strong>en absolviert. Das<br />
durchschnittliche Alter liegt bei 44,8 Jahren.<br />
49,5 % lebten zudem in einer festen Beziehung.<br />
Hauptdiagnose ist mit 94,0 % die Alkoholabhängigkeit.<br />
Hauptvermittler waren<br />
mit 76,4 % <strong>Sucht</strong>beratungsstellen. 47,4 %<br />
der Patienten waren am Ende der Behandlung<br />
arbeitslos. Dieser Wert entspricht dem<br />
der stationären Behandlung in Fachkliniken<br />
für Alkohol/Medikamente und liegt deutlich<br />
über dem Arbeitslosenanteil der ambulanten<br />
Behandlungsform. 73,5 % beendeten<br />
die Behandlung regulär und 88,2 % planmäßig.<br />
Dies stellt einen wichtigen Indikator für<br />
die Eff ektivität dieser Behandlungsform dar.<br />
Die Behandlungsdauer betrug bezogen auf<br />
reguläre Beender 84,5 Tage und für planmäßig<br />
entlassene Patienten 79,8 Tage. Hierbei<br />
ist zu berücksichtigen, dass z. T. auch Patienten<br />
mit ganztägig ambulanter Entlassphase<br />
nach einer stationären Rehabilitation in den<br />
Datensätzen enthalten sind.<br />
Diese Daten des FVS zur ganztägig ambulanten<br />
Behandlung zeigen, dass sich die<br />
Klientel sowohl von der stationären (z.B.<br />
Dauer der Abhängigkeit, somatische Komorbidität)<br />
wie auch der ambulanten Klientel<br />
in einigen Aspekten abhebt. Ein hoher<br />
Teil der Patienten beendete auch diese Behandlungsform<br />
planmäßig.<br />
5.3.1 Indikationsstellung für die<br />
ganztägig ambulante Behandlung<br />
Indikationskriterien für eine teilstationäre<br />
Rehabilitation müssen zukünftig noch weiter<br />
entwickelt und empirisch abgesichert<br />
werden (vgl. Zemlin et al., 2002). Nach den<br />
Rahmenempfehlungen der Leistungsträger<br />
vom 18.8.2011 sind für die ganztägig ambulante<br />
Entwöhnungs<strong>behandlung</strong> besonders<br />
<strong>Sucht</strong>kranke geeignet, auf die folgende<br />
Kriterien zutreff en:<br />
• Die Störungen auf psychischem, körperlichen<br />
und sozialem Gebiet können voraussichtlich<br />
ganztägig ambulant erfolgreich<br />
behandelt werden.<br />
• Der Rehabilitand benötigt ein intensives<br />
und strukturiertes Behandlungsangebot.<br />
• Der Rehabilitand ist fähig, in den therapiefreien<br />
Zeiten selbständig abstinent zu<br />
leben.<br />
• Ein im Vergleich zur niedrigfrequenten<br />
ambulanten Rehabilitation relativ hochfrequenter<br />
Einsatz psycho- und sozialtherapeutischer<br />
und unterstützender Behandlungsmethoden<br />
ist erforderlich.<br />
• Eine stabile Wohnsituation ist vorhanden.<br />
• Das soziale Umfeld hat unterstützende<br />
Funktion.<br />
• Es ist erkennbar, dass die Fähigkeit zur aktiven<br />
Mitarbeit, zur Teilnahme und Einhaltung<br />
der Regularien der ganztägig ambulanten<br />
Rehabilitation vorhanden ist.<br />
• Der Rehabilitand sollte ausreichend belastbar<br />
sein, um am Rehabilitationsprogramm<br />
teilnehmen zu können und während<br />
der ganztägig ambulanten Rehabilitation<br />
abstinent zu bleiben.<br />
• Der Rehabilitand sollte in der Lage sein,<br />
die Rehabilitation in einer angemessenen<br />
Fahrzeit (möglichst 45 Minuten) zu erreichen.<br />
Im Einzelfall wird eine Gewichtung der einzelnen<br />
Indikationskriterien unter Berücksichtigung<br />
der Gesamtsituation vorgenommen.<br />
Im Unterschied zu ambulant behandelten<br />
Patienten benötigen diese Patienten ein<br />
höheres Maß an therapeutischen Angeboten<br />
und Hilfen zur Gestaltung des Tagesablaufs.<br />
Im Unterschied zur stationären Behandlung<br />
muss der Patient eine gewisse<br />
Stabilität aufweisen, da er sich abends und<br />
am Wochenende zuhause in seiner gewohnten<br />
Umgebung aufhält.<br />
Sonderausgabe<br />
Abb. 73: Basisdokumentation 2010 des FVS – Ganztägig Ambulante Rehabilitationseinrichtungen<br />
N = 483 Entlassjahrgang 2010<br />
Anteil Männer 67,9 %<br />
Anteil Frauen 32,1 %<br />
Durchschnittliches Alter 44,8 Jahre<br />
Feste Partnerbeziehung bei Antritt 49,5 %<br />
Vermittlung durch <strong>Sucht</strong>beratung 76,4 %<br />
Anteil Arbeitsloser (bei Entlassung) 47,4 %<br />
Dauer der Abhängigkeit Ø 11,6 Jahre<br />
Anzahl der Entzugs<strong>behandlung</strong>en im Vorfeld Ø<br />
Behandlungsdauer<br />
2,7<br />
- alle: 74,9 Tage<br />
- reguläre Entlassung: 84,5 Tage<br />
- planmäßige Entlassung: 79,8 Tage<br />
planmäßige Behandlungsbeendigung 88,2 %<br />
5.3.2 Eff ektivität der ganztägig<br />
ambulanten Behandlung<br />
Bislang sind die Eff ekte der teilstationären<br />
Behandlung noch wenig evaluiert worden.<br />
So sind Studien über tagesklinische <strong>Sucht</strong><strong>behandlung</strong>en<br />
auch im internationalen<br />
Raum bislang rar (vgl. Wagner, 1996, 1996<br />
a), b)). Die Überprüfung der Eff ektivität der<br />
teilstationären Behandlung und die Entwicklung<br />
spezifi scher Indikationskriterien<br />
für diese Behandlungsform stellen eine<br />
wichtige Zukunftsaufgabe dar und sind Voraussetzung<br />
dafür, dass sich diese Behandlungsform<br />
zwischen der ambulanten und<br />
stationären Behandlung verstärkt etablieren<br />
kann.<br />
Der FVS hat für seine ganztägig ambulanten<br />
Mitgliedseinrichtungen im Jahr 2012 zum<br />
zweiten Mal eine Untersuchung zur Eff ektivität,<br />
hier des Entlassjahrgangs 2009, vorgelegt<br />
(Schneider und Knuth, 2012). Die Auswertung<br />
beruht auf den Daten von 279 Patienten,<br />
die Anzahl ist damit deutlich geringer<br />
als die FVS-Katamnese im stationären<br />
Bereich. Die Rücklaufquote betrug 54,5 %.<br />
Nach DGSS 1 betrug die katamnestische Erfolgsquote<br />
74,2 %, nach DGSS 4 43,0 %. Hierbei<br />
wurde ebenfalls die neue Berechnungsform<br />
für das Kriterium „Abstinent nach Rückfall“<br />
von 30 Tagen zugrunde gelegt.<br />
Mit zunehmender Therapiedauer zeigt sich<br />
ein Anstieg der katamnestischen Erfolgsquote.<br />
Des Weiteren sind Männer, Personen<br />
in festen Partnerschaften, Erwerbstätige,<br />
Abb. 74: Ganztägig ambulante Entwöhnung bei Alkohol-, und Medikamentenabhängigkeit:<br />
Abstinenzquoten nach DGSS 1 und 4 (neu „Abstinent nach Rückfall 30 Tage“)<br />
DGSS 1 (N=155) DGSS 4 (N=279)<br />
Katamnestische Erfolgsquote 115 74,2 % 120 43,0 %<br />
Abstinent 90 58,1 % 93 33,3 %<br />
Abstinent nach Rückfall 25 16,4 % 27 9,7 %<br />
Rückfällig 40 25,8 % 159 57,0 %<br />
<strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012 53