behandlung - Fachverband Sucht eV
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Leitbild und Positionen des FVS<br />
und eine entsprechende personelle Ausstattung<br />
im medizinischen und therapeutischen<br />
Bereich ist erforderlich, um eine entsprechende<br />
Qualität im Interesse der Patienten<br />
erbringen zu können. Vergütungssätze<br />
in Fachkliniken für Abhängigkeitskranke<br />
liegen im übrigen unter denen<br />
vergleichbarer anderer Indikationen im Bereich<br />
der medizinischen Rehabilitation.<br />
Auch bestehen zwischen den verschiedenen<br />
stationären Einrichtungen strukturelle<br />
Unterschiede. Diese betreff en die Ausstattung,<br />
die personellen Ressourcen, die Behandlungsangebote<br />
sowie auch die Lage<br />
der Einrichtung. So können kleinere Einrichtungen<br />
tendenziell eher wohnortnahe Angebote<br />
unterbreiten und sich als Bestandteil<br />
eines regionalen Therapieverbundes<br />
verstehen, größere Einrichtungen hingegen<br />
verfügen über breitere personelle<br />
Ressourcen und damit über diff erenziere<br />
Behandlungsangebote, im Sinne überregionaler<br />
Kompetenzzentren.<br />
Besonders für Patienten, bei denen neben<br />
der Abhängigkeitserkrankung noch weitere<br />
Störungen (z.B. körperlicher Art, psychische<br />
Komorbidität) vorliegen, müssen spezifi sche<br />
Leistungen im diagnostischen bzw. medizinisch-therapeutischen<br />
Bereich vorgehalten<br />
werden. Aber selbst bei strukturgleichen<br />
bzw. -ähnlichen Kliniken lassen sich die Vergütungssätze<br />
nicht direkt miteinander vergleichen,<br />
da sich auch die Kapitalkosten zwischen<br />
den Einrichtungen deutlich unterscheiden<br />
(z.B. haben neuere Einrichtungen in<br />
der Regel einen höheren Kapitaldienst, verschiedene<br />
Einrichtungen wurden über öffentliche<br />
Fördermittel nach dem Krankenhausfi<br />
nanzierungsgesetz (KHG) fi nanziell<br />
unterstützt). Darüber hinaus müsste eine<br />
ökonomische Betrachtung auch die Bausubstanz<br />
und evtl. erforderliche Investitionen<br />
in Renovierungsarbeiten bei Einrichtungen<br />
berücksichtigen. Von daher sind detaillierte,<br />
klinikbezogene Analysen erforderlich, um<br />
Aussagen hinsichtlich des Preis-Leistungs-<br />
Verhältnisses treff en zu können. Einfache<br />
Preisvergleiche sind von daher nicht zulässig,<br />
zumal die Vergütungssätze auf der Grundlage<br />
entsprechender Kalkulationen mit dem<br />
Leistungsträger vereinbart worden sind.<br />
5.2.5.5 Internes Qualitätsmanagement:<br />
Qualitätskriterien zur Beurteilung<br />
von stationären Einrichtungen<br />
Der FVS empfi ehlt seinen Mitgliedseinrichtungen<br />
im Bereich Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit<br />
im Sinne des internen<br />
Qualitätsmanagements eine Orientierung<br />
an defi nierten Qualitätsstandards (<strong>Fachverband</strong><br />
<strong>Sucht</strong> e.V., 1995 a, 1995 b, 1995 c). Eine<br />
Übersicht hierzu wird in der nachfolgenden<br />
Abb. 69 gegeben.<br />
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass eine<br />
umfassende Formulierung von Qualitätsstandards<br />
laufender Überarbeitung und Ergänzung<br />
bedarf und diese - angesichts von<br />
spezifi schen Angebotsprofi len einzelner<br />
Einrichtungen - nicht für alle Institutionen<br />
gleichermaßen verbindlich sein können.<br />
Mittlerweile hat eine Vielzahl der Rehabilitationseinrichtungen<br />
ein internes Qualitätsmanagement<br />
aufgebaut, welches auch<br />
durch externe Auditoren beurteilt wird<br />
(FVS/DEGEMED, 2011; IQMG, 2004).<br />
Der FVS fordert die Leistungsträger dazu<br />
auf, ein qualitätsorientiertes hochwertiges<br />
Behandlungssystem für suchtkranke Menschen<br />
aufrechtzuerhalten und zu verbessern.<br />
Die Eröff nung einer Preisspirale nach<br />
unten mit der Dynamik, dass die verschiedenen<br />
Anbieter versuchen würden, die<br />
Pfl egesätze der jeweiligen Konkurrenten zu<br />
unterbieten (Einführung von sog. „Dumping-Preisen“)<br />
würde die Qualität des gesamten<br />
Behandlungssystems gefährden.<br />
Eine Absenkung der Vergütungssätze bzw.<br />
deren dauerhaftes Stagnieren bei steigenden<br />
Kostenentwicklungen wirkt sich langfristig<br />
auf den Personalbestand, die Strukturqualität,<br />
die Angebotsdichte und die erzielte Ergebnisqualität<br />
einer Einrichtung aus. Von<br />
zentraler Bedeutung ist, dass die Innovationsfähigkeit<br />
der Einrichtungen erhalten bleibt<br />
und eine adäquate Vergütung der - sicherlich<br />
komplexen Arbeit - der Mitarbeiter möglich<br />
ist. Das Erfordernis einer Planungssicherheit<br />
einer Einrichtung muss auch vor dem Hintergrund<br />
gesehen werden, dass der Vergütungssatz<br />
von Einrichtungen auf der Basis einer 95<br />
% Belegung ausgehandelt wird. Angesichts<br />
der geringen Steigerungsrate der Vergütungssätze<br />
seit dem Jahr 1996 geraten Fachkliniken<br />
bereits durch kurzfristige Belegungseinbußen<br />
in eine existenzielle Krise.<br />
Eingehend geprüft werden sollte, ob neue<br />
Vergütungssysteme (z.B. Fallpauschalen; ergebnisorientierte<br />
Vergütungssysteme) angesichts<br />
der gegebenen fi nanziellen Rahmenbedingungen<br />
eine Verbesserung bewirken<br />
würden. Generell sollte die Belegungssteuerung<br />
von Einrichtungen dem<br />
Grundsatz folgen: Die Einrichtung ist die<br />
‘beste’, „die unter einem eindeutigen theoretischen<br />
Modell Verfahren anwendet, deren<br />
Wirksamkeit bewiesen sind, die die Effekte<br />
ihrer eigenen Therapie gründlich<br />
überprüft, die Effi zienz ihrer Indikationsstellung<br />
nachweist und gleichzeitig in der Lage<br />
ist, eine therapeutische Atmosphäre aufzubauen,<br />
in der Patienten sich aufgehoben<br />
fühlen können.“ (Bönner, 1997).<br />
5.2.5.6 Reha-Bewertungssystem:<br />
Qualitätsvergleiche und<br />
-berichte<br />
Qualitätsvergleiche zwischen Rehabilitationseinrichtungen<br />
werden weiter an Bedeutung<br />
gewinnen. Zielsetzung ist hierbei<br />
zunächst, Qualitätsindikatoren bei der Belegungssteuerung<br />
verstärkt zu berücksichtigen.<br />
Längerfristig könnten auch Ansätze<br />
einer stärker qualitätsorientierten Vergütung<br />
erprobt werden.<br />
Vom Grundsatz her ist es zu begrüßen,<br />
wenn die Qualität der Behandlung bei der<br />
Belegung von Einrichtungen eine zentrale<br />
Rolle spielen soll. Denn die vorrangige<br />
Orientierung der Belegung und Vergütung<br />
an den durchschnittlichen Kosten aller Einrichtungen<br />
würde insgesamt zu einer Absenkung<br />
der Qualität des Behandlungssystems<br />
und zu einer Nivellierung bestehender<br />
Qualitätsunterschiede (z. B. hinsichtlich<br />
Ausstattung, personeller Ressourcen bzw.<br />
des Behandlungsspektrums) der Einrichtungen<br />
führen. Ferner sollten im Rehabilitationssystem<br />
Anreize gesetzt werden, die<br />
Qualität der Behandlung zu verbessern<br />
und entsprechende Bemühungen der Einrichtungen<br />
sollten auch honoriert werden.<br />
Die DRV Baden-Württemberg hatte hierzu<br />
erste Überlegungen angestellt und erprobt.<br />
Des Weiteren hat die DRV-Bund die Entwicklung<br />
eines übergreifenden Rehabilitationsbewertungssystems<br />
(BQR) in Angriff<br />
genommen. Da die Rentenversicherung in<br />
der Regel federführender Leistungsträger<br />
im Indikationsbereich der Abhängigkeitserkrankungen<br />
ist, wird nachfolgend insbesondere<br />
auf Entwicklungen in diesem Bereich<br />
eingegangen. Hingewiesen sei darauf,<br />
dass die gesetzlichen Krankenkassen ein<br />
eigenes Qualitätssicherungsprogramm „QS<br />
Reha“ entwickeln, welches ebenfalls mit<br />
einem Bewertungssystem hinterlegt wird.<br />
Basis des BQR-Systems im Bereich der Rentenversicherung<br />
bilden insbesondere die<br />
Ergebnisse aus deren Qualitätssicherungsprogramm,<br />
ergänzt um weitere Aspekte<br />
wie Beschwerdehäufi gkeit oder Berichtslaufzeiten<br />
(s. Abb. 70).<br />
Die Berechnungsalgorithmen der DRV<br />
Bund zum Bewertungssystem „Bewertung<br />
der Qualität der Rehabilitation“ (BQR) umfassen<br />
– KTL-Gesamt (therapeutische Versorgung):<br />
Bestehend aus den Kategorien<br />
„Leistungsverteilung“, „Leistungsmenge“<br />
und „Leistungsdauer“<br />
– Rehabilitandenbefragung<br />
– Zufriedenheit mit der Behandlung<br />
– Subjektives Behandlungsergebnis<br />
– Peer-Review<br />
– Strukturqualität<br />
– Visitation<br />
– Reha-Therapiestandards.<br />
Eine Risikoadjustierung ist bislang bereits<br />
bei den Ergebnissen zur Rehabilitandenbefragung<br />
durchgeführt worden.<br />
Berichtslaufzeiten und Beschwerdequoten<br />
fl ießen nicht unmittelbar in das BQR-System<br />
ein, werden aber zusätzlich von den<br />
einzelnen Leistungsträgern im Bereich der<br />
Rentenversicherung geprüft.<br />
Für alle BQR-Kriterien ist die Vergabe von<br />
Qualitätspunkten (0-100 Punkte) realisiert<br />
oder vorgesehen.<br />
48 <strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012