behandlung - Fachverband Sucht eV
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führende Beratungs- und Behandlungseinrichtungen.<br />
Die Evaluation des Projektes bestätigt, dass<br />
ein großer Anteil der an den Liaisondienst<br />
vermittelten Patienten keinen Kontakt zum<br />
<strong>Sucht</strong>hilfesystem oder zu psychiatrischen<br />
Einrichtungen in den letzten 12 Monaten<br />
hatte. Dies waren 58 %, bezogen auf die Lebenszeit<br />
hatten 55 % keine entsprechenden<br />
Kontakte. In ca. 66 % der Fälle konnte<br />
das angeforderte Konsil, d.h. ein bzw. mehrere<br />
Gespräch, mit den entsprechenden Patienten<br />
vom Konsiliardienst durchgeführt<br />
werden. In einer Nachbefragung nach 6<br />
Monaten gaben von 159 Katamneseantwortern<br />
50 % an, dass sie die empfohlenen<br />
Hilfsangebote in Anspruch genommen hätten<br />
bzw. sich mit den entsprechenden Vorschlägen<br />
einverstanden zeigten.<br />
Die fl ächendeckende Implementierung<br />
entsprechender Maßnahmen zur Frühintervention<br />
im akutmedizinischen Bereich ist<br />
weiterhin eine wichtige Zukunftsaufgabe.<br />
6.2.2 Förderung der Teilhabe am<br />
Arbeitsleben und der berufl ichen<br />
(Re-)Integration<br />
Im Weiteren werden zwei Themenbereichen<br />
behandelt:<br />
• Förderung der Teilhabe arbeitloser Abhängigkeitskranker<br />
am Arbeitsleben (s.<br />
6.2.2.1)<br />
• Förderung der Teilhabe erwerbstätiger<br />
Abhängigkeitskranker am Arbeitsleben (s.<br />
6.2.2.2)<br />
6.2.2.1 Förderung der Teilhabe arbeitsloser<br />
Abhängigkeitskranker am<br />
Arbeitsleben (vgl. Weissinger,<br />
2012)<br />
Der wechselseitige Zusammenhang von<br />
Arbeitslosigkeit und Gesundheit ist nachgewiesen<br />
(s. Abb. 87). 35 % der SGB II-Bezieher<br />
haben – so die Bundesagentur für<br />
Arbeit (BA) – gesundheitliche Einschränkungen,<br />
zudem ist das Sterblichkeitsrisiko<br />
bei einer Dauer von mehr als 2 Jahren<br />
Arbeitslosigkeit um das 3,4-fache erhöht.<br />
Es existiert bereits eine Vielzahl von Untersuchungen<br />
und Veröff entlichungen, welche<br />
nicht nur den engen Zusammenhang<br />
von Arbeitslosigkeit und Gesundheit (vgl.<br />
Grobe, Schwartz, 2003; Weber, Hörmann,<br />
Heipertz, 2007), sondern auch von Arbeitslosigkeit<br />
und <strong>Sucht</strong>problemen (vgl. Henkel<br />
1996, Henkel, Zemlin, 2008) belegen.<br />
Diese zeigen, dass<br />
a) länger anhaltende Arbeitslosigkeit ein<br />
Risikofaktor ist, der die Entwicklung und<br />
Chronifi zierung gesundheitlicher Einschränkungen<br />
und einer Abhängigkeitserkrankung<br />
begünstigt<br />
b) die Erwerbsarbeit für die Überwindung<br />
einer <strong>Sucht</strong>problematik im Sinne der<br />
nachhaltigen Sicherung der Abstinenz<br />
und Lebenszufriedenheit, beispielsweise<br />
nach einer erfolgten <strong>Sucht</strong><strong>behandlung</strong>,<br />
von zentraler Bedeutung ist.<br />
Der Anteil arbeitsloser Menschen in der<br />
<strong>Sucht</strong><strong>behandlung</strong> beträgt nach den Daten<br />
der Basisdokumentation des Entlassjahrgangs<br />
2009 des FVS bei Entlassung im ambulanten<br />
Bereich 19,0 %, bei Fachkliniken für<br />
alkohol-, medikamentenabhängigen Menschen<br />
47,4 % und für drogenabhängige Menschen<br />
75,6 % sowie bei ganztägig ambulanten<br />
Patienten 47,4 %. Über alle Bereiche hinweg<br />
ist der jeweilige Anteil der ALG II-Bezieher<br />
deutlich erhöht gegenüber den ALG I-Beziehern<br />
(s. Abb. 88, Entlassjahrgang 2009).<br />
Sonderausgabe<br />
Abb. 87: Gesundheit und Arbeitslosigkeit (Bösinger-Schmidt, M., Folienvortrag 7. Juni 2011)<br />
Ferner zeigen die Wirksamkeitsstudien des<br />
FVS, dass die katamnestische Erfolgsquote<br />
bezogen auf das Therapieziel „Abstinenz“<br />
in Fachkliniken für Alkohol/Medikamente<br />
bei Erwerbslosigkeit der Patienten deutlich<br />
unter der von erwerbstätigen Patienten<br />
liegt. Der Unterschied ist signifi kant und<br />
liegt im Vergleich von durchgängig Erwerbslosen<br />
mit durchgängig Erwerbstätigen<br />
ein Jahr nach Behandlungsende bei<br />
12,9 %.<br />
Verschiedene Studien zeigen erhöhte Prävalenzraten<br />
bezogen auf substanzbezogene<br />
Störungen unter Arbeitslosen (s.<br />
Abb. 90).<br />
Abb. 88: Arbeitslosigkeit in der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong> in % (Basisdokumentation FVS,<br />
Entlassjahrgang 2009)<br />
FK A/M<br />
Ø Alter 45,1 Jahre<br />
Ambulanz<br />
Ø Alter 46,9 Jahre<br />
Teilstationär (<br />
ganztägig ambulant)<br />
Ø Alter 44,8 Jahre<br />
FK D<br />
Ø Alter 30,2 Jahre<br />
Gesamt SGB II (ALG II) SGB III (ALG I)<br />
47,4 34,3 13,1<br />
19,0 12,5 6,5<br />
47,4 35,6 11,8<br />
75,6 56,6 19,0<br />
Abb. 89: Therapieerfolg gemäß DGSS 3 (alle Antworter) und Veränderungen zwischen dem<br />
Aufnahmezeitpunkt in der Behandlung und dem Katamnesezeitpunkt (Katamnese FVS,<br />
Fachkliniken Alkohol/Medikamente, Entlassjahrgang 2009, Misset et al., 2012)<br />
Erwerbssituation bei Aufnahme Erwerbssituation zum<br />
Katamnesezeitpunkt<br />
Therapieerfolgsquote in %<br />
(DGSS 3)<br />
erwerbslos (N = 1.916) erwerbstätig 78,2<br />
erwerbslos 71,5<br />
erwerbstätig (N = 2.591) erwerbstätig 84,4<br />
erwerbslos 66,2<br />
<strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012 65