behandlung - Fachverband Sucht eV
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Leitbild und Positionen des FVS<br />
Eine wichtige Aufgabe der <strong>Sucht</strong>hilfegruppen<br />
ist es, sich auch für illegale <strong>Sucht</strong>formen<br />
(z.B. Cannabis, Ecstasy) oder pathologisches<br />
Glücksspiel zu öff nen und auch<br />
Zielgruppen wie junge <strong>Sucht</strong>kranke oder<br />
Frauen verstärkt anzusprechen.<br />
4.2 Entgiftung und qualifi zierter<br />
Entzug<br />
Grundsätzlich ist zu prüfen, ob ein Entzug<br />
ambulant oder stationär durchgeführt werden<br />
sollte. Sind schwere Entzugssymptome<br />
(z.B. Delire) aus der Vorgeschichte bekannt<br />
und ist die Compliance des Patienten nur gering<br />
ausgeprägt, dann stellt sich dringend die<br />
Notwendigkeit eines stationären Entzugs.<br />
Dieser wird in der Regel in psychiatrischen<br />
Kliniken oder in Allgemeinkrankenhäusern<br />
durchgeführt. Im Rahmen des 2–3-wöchigen<br />
qualifi zierten Entzugs, der aus körperlicher<br />
Entgiftung und einer Motivationstherapie<br />
besteht, werden dem Patienten Informationen<br />
über seine <strong>Sucht</strong>problematik gegeben,<br />
und seine Motivation gefördert, weiterführende<br />
suchtspezifi sche Behandlungsangebote<br />
zu nutzen. Wichtig ist, dass die Umstellung<br />
auf das neue Entgeltsystem in der Psychiatrie<br />
auch die entsprechenden Leistungen,<br />
welche für suchtkranke Patienten erforderlich<br />
sind, angemessen abbildet. Die<br />
Zielsetzungen der qualifi zierten Entgiftung<br />
unterscheiden sich deutlich von denjenigen<br />
der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong>.<br />
Derzeit gelangt nur ein geringer Teil der Patienten<br />
aus der Entgiftung bzw. dem Entzug<br />
in eine weiterführende Therapie. Von daher<br />
ist die Motivationsförderung in dieser sensiblen<br />
Phase eine wichtige Aufgabe, da die<br />
Krankheitseinsicht in der Regel erst gewonnen<br />
werden muss. Die Finanzierung des<br />
qualifi zierten Entzugs durch die Krankenversicherung<br />
ist von daher sicherzustellen.<br />
Auf eine Entwicklungsmöglichkeit sei an<br />
dieser Stelle hingewiesen. Zukünftig sollten<br />
Entzugs<strong>behandlung</strong>en auch verstärkt in<br />
entsprechend ausgestatteten Rehabilitationsfachkliniken<br />
durchgeführt werden,<br />
wenn sie als Voraussetzung für eine Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
erforderlich sind<br />
und die Bewilligung der nachfolgenden Rehabilitationsmaßnahme<br />
bereits beantragt<br />
wurde. Dafür spricht, dass in den Fachkliniken<br />
die erforderlichen Kompetenzen im<br />
Umgang mit Abhängigkeitserkrankungen<br />
vorhanden sind, ein naht loser Übergang<br />
Abb. 27: Nichtantrittsquote 2009<br />
– Erhebung der <strong>Sucht</strong>verbände<br />
(‚buss’, CaSu, GVS, FDR, FVS)<br />
Quote (%)<br />
Gesamt<br />
26,28<br />
= 159 Kliniken<br />
Alkohol 19,10<br />
Drogen 37,73<br />
Abb. 28: Dauer der Entgiftungsphase (Missel et al., 2011)<br />
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von der Entgiftung in die Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
gewährleistet ist und die Nichtantrittsquote<br />
damit abgesenkt werden<br />
könnte.<br />
Eine übergreifende Erhebung der <strong>Sucht</strong>verbände<br />
erbrachte eine Gesamtquote der<br />
Nichtantreter einer stationären Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
von ca. 26 %, im Bereich<br />
der Drogen ist diese mit knapp 38 % besonders<br />
hoch, aber auch im Alkoholbereich beträgt<br />
sie immerhin 19 %.<br />
Ein Modellprojekt der DRV Knappschaft–<br />
Bahn-See hat ein integriertes Modell von<br />
Entgiftung und Entwöhnung als stationäre<br />
Kombi-Leistung realisiert (vgl. Klein et al.,<br />
2006). Das sog. ISBA-Modell (Integrierte stationäre<br />
Behandlung Abhängigkeitskranker)<br />
beinhaltete folgende Zielsetzungen:<br />
• Motivierung zur Inanspruchnahme einer<br />
sich anschließenden Entwöhnung<br />
• Nahtloser Übergang von der Entgiftungszur<br />
Entwöhnungsphase<br />
• Vermeidung von Mehrfachentgiftungen<br />
• Verringerung von Arbeitsunfähigkeitszeiten<br />
• Erhöhung der Patientenzufriedenheit<br />
• Optimiertes Schnittstellenmanagement.<br />
Ziele von ISBA sind insbesondere die Optimierung<br />
des Schnittstellenmanagements<br />
und der nahtlose Übergang von der Entgiftung<br />
zur Entwöhnungsphase. Weitere<br />
Zielsetzungen sind: Erhöhung der Inanspruchnahme<br />
der anschließenden Entwöhnungs<strong>behandlung</strong>,<br />
Vermeidung von Mehrfachentgiftungen,<br />
Verringerung von Arbeits<br />
unfähigkeitszeiten und Erhöhung der<br />
Patientenzufriedenheit.<br />
Die Evaluation zeigt, dass die Entgiftungsphase<br />
in der Regel 7 Tage dauert (vgl. Abb. 28).<br />
Die katamnestische Erfolgsquote nach<br />
DGSS 1 (d.h. der planmäßig entlassenen Antworter)<br />
lag für die ISBA-Stichprobe bei 72,8 %,<br />
für die Reststichprobe (Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
ohne vorgeschaltete Entgiftungs<strong>behandlung</strong>)<br />
bei 72,5% (vgl. Abb. 29).<br />
Zwar handelt es sich bei der ISBA-Patientengruppe<br />
um eine prognostisch günstigere<br />
Gruppe im Vergleich zu den anderen Patienten,<br />
da sie beispielsweise überwiegend<br />
erwerbstätig waren, jedoch sind die Ergebnisse<br />
durchaus positiv zu bewerten.<br />
24 <strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012<br />
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Abb. 29: Katamnestische Ergebnisse DGSS 1 (planmäßig entlassene Antworter)<br />
(Missel et al., 2011)<br />
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