behandlung - Fachverband Sucht eV
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Leitbild und Positionen des FVS<br />
Abb. 102: Eintritt des ersten Rückfalls nach Behandlungsende einer stationären Entwöhnung<br />
(FK Alkohol/Medikamente – FVS Katamnese EJ 2009, N=2.052) (Missel et al., 2012)<br />
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unter Berücksichtigung der personellen<br />
Voraussetzungen die Erreichung der jeweiligen<br />
Zielsetzungen im Rehabilitationsprozess<br />
zu überprüfen und den Teilhabeplan<br />
entsprechend fortzuschreiben. Entsprechend<br />
den sozialen Ausgangsbedingungen<br />
(z.B. Dauer der Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit),<br />
den persönlichen Faktoren<br />
(z.B. Lebensalter, Qualifi kation, komorbide<br />
Störungen) und den Kontextfaktoren<br />
(z.B. vorhandene Arbeitsplatzangebote,<br />
Arbeitslosenquote) verfügen Patienten<br />
über ein jeweils unterschiedliches Integrationspotential.<br />
Im Rahmen der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
ist es – bei Vorhandensein<br />
entsprechender Ressourcen – eine<br />
wichtige übergeordnete Zielsetzung, die<br />
Erwerbsfähigkeit wiederherzustellen und<br />
das Integrationspotential von arbeitslosen<br />
Patienten so zu steigern, dass perspektivisch<br />
eine Integration in den Arbeitsmarkt<br />
im Anschluss an die Rehabilitationsleistung<br />
wieder möglich erscheint.<br />
Lassen die personenbezogenen Vermittlungshemmnisse<br />
eine Integration in den<br />
ersten Arbeitsmarkt als völlig unrealistisch<br />
erscheinen, ist vordringlich über Perspektiven<br />
der geförderten Beschäftigung oder<br />
gar eines sinnerfüllten Lebens jenseits der<br />
Erwerbsarbeit mit dem Patienten zu sprechen.<br />
Denn es macht keinen Sinn übergeordnete<br />
Ziele zu vereinbaren, an denen<br />
man persönlich aufgrund der persönlichen<br />
Voraussetzungen oder den Gegebenheiten<br />
der Arbeitswelt nur scheitern<br />
kann.<br />
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Abb. 103: Psychosoziale Lage der konstant Arbeitslosen und Erwerbstätigen vor und nach der<br />
Entwöhnungs<strong>behandlung</strong> (ARA-Studie, Zemlin, 2005)<br />
Bei den Arbeitslosen zeigte sich:<br />
• niedrigere Zufriedenheit in allen Lebensbereichen<br />
• gravierende finanzielle Probleme<br />
• geringere soziale Unterstützung<br />
• geringere Selbstwirksamkeit<br />
• stärkere Wertlosigkeitsgefühle<br />
• höhere Depressivitätswerte<br />
• schwächere soziale Integration<br />
• seltener regelmäßiger Kontakt zu Selbsthilfegruppen<br />
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Wichtig ist, dass bereits während der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
nicht nur Kontakt<br />
zum Rehafallberater der Rentenversicherung<br />
– was in der Regel der Fall ist –, sondern<br />
auch zu den Jobcentern und Agenturen<br />
für Arbeit hergestellt wird.<br />
Aus den Katamnesen des FVS ist bekannt,<br />
dass gerade nach der stationären Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
eine sensible Phase<br />
liegt, in der auch gehäuft Rückfälle auftreten<br />
(s. Abb. 102).<br />
Drei Monate nach Behandlungsende hatten<br />
sich bezogen auf den Entlassjahrgang<br />
2009 (Missel et al., 2012) 64,4 % der Rückfälle,<br />
6 Monate nach Behandlungsende<br />
85,9 % aller Rückfälle ereignet.<br />
Das ARA-Projekt, welches von der Fachklinik<br />
Wilhelmsheim in Zusammenarbeit mit<br />
dem Institut für <strong>Sucht</strong>forschung an der<br />
Fachhochschule Frankfurt am Main durchgeführt<br />
wurde (Henkel, Zemlin und Dornbusch,<br />
2003; 2004) zeigte zudem, dass<br />
Arbeitslose nicht nur erheblich häufi ger,<br />
sondern auch in gravierenderer Form rückfällig<br />
werden.<br />
Auch verdeutlicht diese Studie, wie auch<br />
eine Untersuchung von Lindenmeyer (Lindenmeyer,<br />
2005), dass arbeitslose Patienten<br />
signifi kant früher rückfällig werden als<br />
erwerbstätige Personen.<br />
Von daher ist es gerade bei der Gruppe<br />
arbeitsloser Patienten erforderlich, in dieser<br />
kritischen Übergangsphase verstärkt soziale<br />
Stützsysteme zur Verfügung zu stellen<br />
und die Realisierung von Perspektiven für<br />
die berufl iche Wiedereingliederung zu organisieren.<br />
Generell ergab die ARA-Studie (s. Abb. 103)<br />
auch, dass rückfällige arbeitslose Patienten<br />
bereits zu Behandlungsbeginn mit ihrer Lebenssituation<br />
und speziell ihrer Gesundheit,<br />
Freizeitgestaltung und dem Umgang<br />
mit <strong>Sucht</strong>mitteln weniger zufrieden waren.<br />
Sie erlebten sich als weniger selbstwirksam,<br />
wiesen ein niedrigeres Selbstwertgefühl<br />
auf, zeigten negativere Abstinenzerwartungen<br />
und sahen sich stärker versucht in bestimmten<br />
Situationen Alkohol zu konsumieren.<br />
Auch erwies sich, dass die Nachhaltigkeit<br />
der Behandlungseff ekte (z. B. zur Lebenszufriedenheit,<br />
Selbstwirksamkeit, Depressivität)<br />
bei den Rückfälligen in vielerlei Hinsicht<br />
deutlich schwächer war. Die zahlreichen<br />
und erheblichen Probleme und Teilhabedefi<br />
zite zeigen, dass die Behandlung arbeitsloser<br />
<strong>Sucht</strong>kranker einem breiten Zielspektrum<br />
folgen muss.<br />
Zu fordern ist, dass für diese Patienten mit<br />
vergleichsweise ungünstiger Prognose adäquate<br />
Behandlungsangebote mit entsprechender<br />
Intensität und Dauer vorzuhalten<br />
sind. Sie benötigen besonders intensive<br />
Unterstützungs- und Fördermaßnahmen,<br />
um das Rückfallrisiko zu reduzieren und –<br />
soweit möglich – die berufl ichen Reintegrationschancen<br />
zu verbessern.<br />
Auch ist der nahtlose Anschluss entsprechender<br />
Brücken zur Förderung der beruflichen,<br />
sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe<br />
im direkten Anschluss an die Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Deshalb sollten arbeitslose <strong>Sucht</strong>kranke bereits<br />
während einer medizinischen Rehabilitationsleistung<br />
im Hinblick auf ihre (Wieder)Eingliederung<br />
ins Erwerbsleben entsprechend<br />
beraten und unterstützt werden<br />
und zwar hinsichtlich<br />
• der Aufnahme einer Beschäftigung<br />
• der nahtlosen Einleitung von erforderlichen<br />
Qualifi zierungsmaßnahmen und<br />
• der Anwendung weiterer arbeitsmarktpolitischer<br />
Instrumente im Anschluss an<br />
die Entwöhnungs<strong>behandlung</strong>.<br />
Um die Nahtlosigkeit der Übergänge zwischen<br />
den Beratungs- und Vermittlungsangeboten<br />
der Agenturen für Arbeit, Jobcenter<br />
und den Einrichtungen der <strong>Sucht</strong>rehabilitation<br />
zu sichern, ist eine verlässliche Kooperation<br />
und Kommunikation zwischen<br />
den Beteiligen eine zentrale Voraussetzung.<br />
Eine gute Erreichbarkeit, insbesondere<br />
durch die Benennung persönlicher Ansprechpartner<br />
in den Agenturen für Arbeit<br />
und Jobcentern sowie in den Einrichtungen<br />
der <strong>Sucht</strong>krankenhilfe ist deshalb erforderlich.<br />
Wichtig ist, dass im Interesse der betroff<br />
enen Menschen die Schnittstellen-<br />
70 <strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012<br />
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