behandlung - Fachverband Sucht eV
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Nachfolgend sind einige ausgewählte<br />
Daten dargestellt (vgl. Abb. 80):<br />
78,6 % der Patienten waren männlichen<br />
und 21,3 % weiblichen Geschlechts. In einer<br />
festen Beziehung befanden sich lediglich<br />
22,1 %, nur 23,8 % lebten im Zeitraum vor<br />
der Behandlung in einer eigenen Wohnung.<br />
Das durchschnittliche Alter lag bei 36,0 Jahren.<br />
Die durchschnittliche Abhängigkeitsdauer<br />
betrug 12,4 Jahre. Im Durchschnitt<br />
hatte jeder Patient 4,8 Entzugs<strong>behandlung</strong>en<br />
vor der Adaptions<strong>behandlung</strong> absolviert.<br />
Bei 61,7 % lautet die Erstdiagnose „Alkoholabhängigkeit“,<br />
bei 35,5 % „Drogenabhängigkeit“.<br />
Hauptvermittler in die Adaption<br />
(Phase II der Entwöhnungs<strong>behandlung</strong>)<br />
waren die Fachkliniken mit 91,7 %.<br />
85,9 % der Patienten sind bei Entlassung<br />
arbeitslos. Betrachtet man den weiteren<br />
Zeitraum (4 Monate nach Entlassung), dann<br />
verfügen 10,0 % über einen Vollzeitarbeitsplatz,<br />
weitere 2,7 % über einen Teilzeitarbeitsplatz,<br />
4,1 % über einen Mini-Job, 3,6<br />
% über einen Ein-Euro-Job, des Weiteren<br />
befi nden sich 6,3 % in Ausbildung oder<br />
Schule und 12,2 % in einer Qualifi zierungsbzw.<br />
berufl ichen Rehabilitationsmaßnahme.<br />
Damit haben immerhin 37,1 % der Patienten<br />
eine Abstinenz unterstützende<br />
sinnvolle Tätigkeit. 82,0 % der Patienten beendeten<br />
die Behandlung planmäßig. Die<br />
Behandlungsdauer betrug bei regulärer<br />
Entlassung 104,1 Tage und bei planmäßiger<br />
Entlassung 97,6 Tage.<br />
Die Daten der Basisdokumentation zeigen,<br />
dass es sich bei den Patienten in der Adaption<br />
um eine spezifi sche Klientel handelt,<br />
welche eine Vielzahl von gesundheitlichen,<br />
sozialen und berufl ichen Problemen aufweist.<br />
Trotzdem ist die Rehabilitationsprognose<br />
grundsätzlich positiv, von daher ist<br />
auch im Anschluss an die Entwöhnungs<strong>behandlung</strong><br />
(Phase I) bei einem Teil der Klientel<br />
eine weiterführende Behandlung sinnvoll<br />
und erforderlich.<br />
Nach Einschätzung des FVS sollte die Adaptionsphase<br />
möglichst in der Nähe des Ortes<br />
erfolgen, an dem die berufl iche und soziale<br />
Integration der häufi g sozial entwurzelten<br />
Menschen erfolgt.<br />
Die Eff ektivität der Adaptionsphase wurde<br />
durch vereinzelte Erhebungen bereits belegt<br />
(vgl. Verstege, 1997; Teigeler, Reger,<br />
2011).<br />
5.5.1.1 Zielsetzungen und Ausstattung<br />
der Adaptionseinrichtungen<br />
Die Adaptionsphase beinhaltet (vgl. Verstege,<br />
2000, 2008) u.a.<br />
• eine Öff nung nach außen<br />
• Anregungen, den Tagesablauf selbst zu<br />
strukturieren<br />
• die Erprobung der Fähigkeiten des Patienten<br />
unter Alltagsbedingungen (z.B. betriebliche<br />
Arbeitsbelastungserprobungen)<br />
Abb. 80: FVS Basisdokumentation 2010 des FVS – Fachkliniken Adaption<br />
• die Erarbeitung einer eigenverantwortlichen<br />
Lebensführung mit begleitender<br />
Hilfe.<br />
Die therapeutischen Einzel- und Gruppengespräche<br />
sollen zunehmend im Verlauf<br />
der Adaptionsphase im Sinne von eher begleitenden<br />
und ergänzenden therapeutischen<br />
Leistungen reduziert werden.<br />
Einzelziele der Adaptionsphase sind u. a.:<br />
• weitere Festigung der Abstinenz bzw. Persönlichkeitsstabilisierung<br />
• gesundheitliche Stabilisierung<br />
• konkretisierte Erarbeitung einer berufl ichen<br />
Perspektive<br />
• Training berufl icher und sozialer Fertigkeiten<br />
• Arbeitserprobung durch externe Betriebspraktika<br />
• Einleitung eines regulären Arbeitsverhältnisses<br />
bzw. von berufl ichen Qualifi zierungsmaßnahmen<br />
• Regelung vorhandener Schulden<br />
• Aufnahme tragfähiger sozialer Kontakte<br />
vor Ort<br />
• Planung und Einübung eines aktiven Freizeitverhaltens<br />
• Wohnungsbezug vor Ort<br />
• evtl. Übergang in weitere Maßnahmen<br />
(z.B. Betreutes Wohnen).<br />
Damit eine qualifi zierte Hilfestellung möglich<br />
ist, muss entsprechend dem jeweiligen<br />
Bedarf der Patienten qualifi ziertes Fachpersonal<br />
für die medizinische, psychotherapeutische<br />
und psychosoziale Betreuung,<br />
die begleitenden einzel- und gruppentherapeutischen<br />
Leistungen sowie für die<br />
arbeitsbezogene Leistungen zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Patienten, die auch nach der Adaptionsphase<br />
noch nicht in der Lage sind, selbständig<br />
zu leben, muss ein möglichst nahtloser<br />
Übergang zu Leistungen des Sozialhilfeträgers<br />
in Form des Betreuten Wohnens ermöglicht<br />
werden.<br />
Sonderausgabe<br />
N = 1.135 Entlassjahrgang 2010<br />
Anteil Männer 78,6 %<br />
Anteil Frauen 21,3 %<br />
Durchschnittliches Alter 36,0 Jahre<br />
Feste Partnerbeziehung (bei Antritt) 22,1 %<br />
Anteil Arbeitsloser (bei Entlassung) 85,9 %<br />
Vermittlung durch Fachkliniken 91,7 %<br />
Dauer der Abhängigkeit Ø 12,4 Jahre<br />
Anzahl der Entzugs<strong>behandlung</strong>en im Vorfeld Ø<br />
Behandlungsdauer<br />
4,8<br />
- Alle: 88,7 Tage<br />
- reguläre Entlassung: 104,1 Tage<br />
- planmäßige Entlassung: 97,6 Tage<br />
planmäßige Behandlungsbeendigung 82,0 %<br />
Sinnvoll ist es darüber hinaus, dass von Seiten<br />
der Adaptionseinrichtungen bei Bedarf<br />
eine ambulante oder teilstationäre Nachsorge<br />
geleistet werden kann bzw. dorthin<br />
vermittelt wird.<br />
5.5.1.2 Behandlungszeiten und<br />
Zuständigkeiten für die<br />
Adaptionsphase<br />
Im Rahmenkonzept für die Adaptionsphase<br />
aus dem Jahre 1994 wurde eine Behandlungszeit<br />
für Drogenabhängige von bis zu 3<br />
Monaten und für Alkohol- und Medikamentenabhängige<br />
von bis zu 3 Monaten, welche<br />
im Einzelfall auch auf bis zu 6 Monate<br />
verlängert werden kann, zugrunde gelegt.<br />
Im Zuge der Umsetzung der sog. Spargesetze<br />
(WFG) wurden diese Vorgaben geändert.<br />
Bei drogenabhängigen Patienten erfolgt<br />
die Adaptionsphase nun regelhaft mit einer<br />
Dauer von bis zu 4 Monaten, bei Alkoholund<br />
Medikamentenabhängigen wurde die<br />
Behandlungszeit von einzelnen Leistungsträgern<br />
in der Regel auf durchschnittlich 3<br />
Monate reduziert.<br />
Die Behandlungszeit sollte sich an der medizinischen<br />
Notwendigkeit des Einzelfalls<br />
und den einrichtungsbezogenen Spezifi ka<br />
(z.B. Patientenzusammensetzung) orientieren.<br />
Der eng gesetzte Zeitrahmen für die Adaptionsphase<br />
hat zur Konsequenz, dass durch<br />
die konzeptionelle Straff ung die Belastungsgrenze<br />
bei vielen Patienten erreicht<br />
wird und entsprechende Prozesse zur Förderung<br />
der Teilhabe unter erheblichem<br />
Zeitdruck erfolgen müssen. Angesichts der<br />
schwierigen Ausgangsbedingungen der<br />
Patienten in der Adaptions<strong>behandlung</strong><br />
müssen die Rahmenbedingungen so gestaltet<br />
sein, dass die Zielsetzungen der Stabilisierung<br />
und Integration auch weiterhin<br />
erreicht werden können.<br />
Es sollte ferner vermieden werden, entsprechende<br />
Rahmenbedingungen für die Zu-<br />
<strong>Sucht</strong>Aktuell l 2 · 2012 57