Allianz für eine nachhaltige Beschaffung - DSTGB VIS

Expertengruppe Standards
fentliche Beschaffung relevante Textilien und Textiler-
zeugnisse sind dabei:
� Dienstkleidung für Angestellte von Feuerwehr,
40
Polizei, Staatsschutz, Zoll, Abfallentsorgung,
Grünflächenpflege, öffentlichen Kranken- und
Pflegeeinrichtungen u. a. sowie
� so genannte Heimtextilien im Innenbereich von
Gebäuden wie z. B. Handtücher, Bettwäsche und
Gardinen.
IV.3. Debatte zu öffentlichen Umwelt- und
Sozialanforderungen für die öffentliche
Vergabe von Textilien
Innerhalb der Arbeitsgruppe wurde mit Beschaffungs-
verantwortlichen und einem Unternehmensvertreter
der Textilbranche diskutiert, welche Umweltanforde-
rungen realistischerweise in öffentlichen Ausschrei-
bungen berücksichtigt werden können.
a) Marktverfügbarkeit von Bio-Baumwolle
Der während der Auftaktsitzung der AG anwesende
Unternehmensvertreter versicherte, dass die Marktver-
fügbarkeit von Bio-Baumwolle in Abnahmemengen,
die den Bedarfen der öffentlichen Hand in Deutsch-
land gerecht werden, grundsätzlich gewährleistet ist.
Mögliche Einschränkungen existierten allenfalls bei
besonderen Qualitätsanforderungen, z. B. bei langfase-
riger Baumwolle.
b) Umweltbezogene Anforderungen an das
Produkt
Es herrschte Einstimmigkeit darüber, dass im Rahmen
einer nachhaltigen Ausschreibung umweltbezogene
Anforderungen an das Produkt selbst gestellt werden
müssen, die insbesondere den Ausschluss bestimmter
Schadstoffe betreffen. Empfehlungen hierzu beinhal-
ten beispielsweise die GPP-Kriterien 32 der Europäi-
32 GPP steht dabei für Green Public Procurement, also
umweltfreundliche öffentliche Beschaffung.
schen Kommission für Textilien 33. Diese basieren auf
den Kriterien des Europäischen Umweltzeichens für
Textilerzeugnisse vom 9. Juli 2009 34. Die GPP-
Kriterien der Europäischen Kommission enthalten
ausschließlich umweltbezogene Anforderungen, wobei
sie hinsichtlich Umfang und Anspruch der Anforde-
rungen zwischen „Kernkriterien“ und „umfassenden
Kriterien“ differenzieren.
c) Soziale Anforderungen an den Herstel-
lungsprozess und das Produkt
Sozialstandards finden bei der öffentlichen Beschaf-
fung von Textilien bisher wenig Beachtung. Dies liegt
zum einen an der Gesetzgebung, die das Thema Sozi-
alstandards gerade erst aufgreift, zum anderen aber
auch an der großen Komplexität. Die Einhaltung von
Sozialstandards ist entlang der gesamten Wertschöp-
fungskette wichtig, am Endprodukt kann diese aber
nicht abgeprüft werden. Nachhaltigkeitsstandards
können den Beschaffern daher hier besonders wert-
volle Orientierung geben, zumal bei einigen von ihnen
eine unabhängige Kontrolle bereits eingeschlossen ist.
Es gibt eine große Breite an Nachhaltigkeitsstandards
für den Textilsektor 35. Die Teile der Wertschöpfungs-
kette, die geforderten Sozialstandards und die Kon-
trollmaßnahmen variieren stark. Eine wachsende Zahl
von Unternehmen arbeitet nach anerkannten Stan-
dards, dennoch kann die Auswahl für Textilprodukte,
wie z. B. Funktionskleidung, derzeit noch gering sein.
Die bestehenden Beispiele zeigen aber, dass die nach-
haltige Beschaffung möglich ist, sich jedoch erst etab-
lieren muss.
33 Siehe:
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/textiles
_GPP_product_sheet_de.pdf (Stand 24.08.2012).
34 Siehe: http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:1
97:0070:0086:DE:PDF (Stand: 24.08.2012).
35 Eine Übersicht findet sich in der Tabelle „Sozialstandards
für Textilien“ in Anhang 3.