Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Kinder groß zu ziehen, ohne dazu die Mittel zu<br />
haben. Aus Tucuruí und Balbina kennen wir den<br />
Anstieg von Armut, Gewalt, Prostitution und<br />
Perspektivlosigkeit für ihre Kinder.<br />
José Muniz Lopes, ehemaliger Präsident von<br />
Eletronorte, nun von Eletrobrás, hat gegenüber<br />
brasilianischen Medien zugegeben,<br />
dass die Indigenen unterhalb der Staudämme<br />
betroffen seien. Auch sagte er, dass eine<br />
Umsiedlung ihres Dorfes an den Rand des<br />
Stausees das Problem zügig lösen könne.<br />
Wie sehen Sie dies?<br />
Diese lapidaren Aussagen, dass man Indigene<br />
einfach umsiedeln könne, lassen tief blicken.<br />
Sie zeigen, wie wenig Respekt ihnen entgegengebracht<br />
wird. Wir erlebten das auch anlässlich<br />
von Protestveranstaltungen gegen Belo Monte.<br />
Im Mai 2008 trafen sich 3.000 Vertreter verschiedener<br />
vom Staudamm betroffener Gruppen,<br />
darunter viele Kayapó-Indigene. Der Eletronorte-<br />
Vertreter ging in seinem Vortrag über sämtliche<br />
Bedenken hinweg, hat die wissenschaftlichen<br />
Das Staudamm- und Wasserkraftprojekt Belo Monte<br />
Studien der Universität von Campinas, die das<br />
Projekt unter mehreren Gesichtspunkten in Frage<br />
stellen, lächerlich gemacht und den Bau des<br />
Kraftwerks als unumstößlichen Fakt präsentiert.<br />
Daraufhin haben einige der Kayapó den Ingenieur<br />
mit einer Machete bedroht und leicht verletzt.<br />
Erst durch diesen Zwischenfall kam das<br />
Protesttreffen überhaupt in die Medien.<br />
Die Rede ist auch von hohen Kompensationssummen<br />
für soziale und ökologische<br />
Kosten ...<br />
Es geht um Lizenzgebühren. Sie sollen als Entschädigung<br />
für Umweltschäden und die soziale<br />
Zerstörung an die Gemeinden gezahlt werden. Es<br />
fehlt aber jegliche öffentliche Kontrolle. Nicht nur<br />
in Tucuruí, auch in Parauapebas, Oriximará und<br />
Barcarena werden Unsummen gezahlt. Und hat<br />
die Bevölkerung dort Arbeit? Hat sie Kanalisation,<br />
Schulen, eine Gesundheitsversorgung? Gibt<br />
es Ausbildung für die Jugendlichen? Kompensation<br />
kann nur mit öffentlicher Kontrolle und Transparenz<br />
im Mitteleinsatz erfolgen. Andernfalls<br />
Max.Kapazität: 11.181,3 MW. Kritiker sagen, dass wegen Niedrigstand des <strong>Fluss</strong>es 7-8 Monate<br />
keine Energie erzeugt werden kann.<br />
Durchschnittliche Kapazität: 4.796 MW.<br />
Höhe: 97 m.<br />
Zahl der Staudämme: Ursprünglich geplant: 5-6, jetzt nur noch 1. Befürchtet wird, dass erst<br />
ein Staudamm gebaut wird und dann die anderen folgen, da technisch mit einem Staudamm<br />
nicht genügend Gefälle zu produzieren ist.<br />
Baukosten: 7 Milliarden Reais.<br />
Größte beteiligte Baufirmen: Camargo Correia, Odebrecht, Andrade Gutierrez<br />
Überschwemmte Fläche: Ursprünglich 1.225 km² jetzt runter gerechnet nur noch 440 km²,<br />
davon 200 km² regulärer jährlicher Wasserhochstand.<br />
Überschwemmtes indigenes <strong>Land</strong>: Keines, laut Eletrobrás (Mutterfirma von Eletronorte).<br />
Umzusiedelnde Anwohner: 3.200 Familien, laut Eletrobrás.<br />
Größte Protesttreffen: 1989: 650 Kayapó und 400 VertreterInnen der Zivilgesellschaft,<br />
2006: 19 von 21 Kayapó-Gemeinden, 2008: 4.000 Beteiligte.<br />
Größte Energieabnehmer: Aluminiumindustrie ALCOA<br />
Verletzte internationale Abkommen: ILO- Konvention 169 zum Schutz Indigener Völker<br />
und traditioneller Bevölkerung.<br />
Saubere Energie?: Wasserkraftwerke mit Staudämmen wie Belo Monte sind keinesfalls<br />
klimafreundlich. Durch die enorme Abholzung, die ihr Bau verursacht, tragen sie negativ zur<br />
CO -Bilanz bei. Die Überflutung von Regenwaldflächen für die Stauseen führt zu<br />
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Fäulnisprozessen, die klimaschädliche Gase freisetzen. Tina Kleiber<br />
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