Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Präsident Lula besichtigt die Fertigstellung des Torbereiches eines Staudammes<br />
Aus Sicht der KritikerInnen folgt IIRSA der gleichen<br />
Logik wie zuvor: Es werde die Abhängigkeit<br />
Südamerikas vom Norden erhöhen, die Ungleichheiten<br />
in der Region noch verschärfen und dabei<br />
den Aderlass an reichen Rohstoffen auf Kosten<br />
künftiger Generationen ausweiten. Außerdem erregt<br />
die Hegemonie brasilianischer Unternehmen<br />
– vor allem des Agrobusiness‘ und der großen<br />
Baufirmen – Argwohn, da diese voraussichtlich<br />
mit IIRSA am meisten zu gewinnen haben.<br />
Die KritikerInnen haben von Beginn an auf die<br />
harschen Auswirkungen auf <strong>Fluss</strong>anwohnerInnen,<br />
Indigene sowie Bäuerinnen und Bauern hingewiesen.<br />
„Die bisherigen Integrationsmodelle<br />
missachten die Identitäten der lokalen Bevölkerung,<br />
ihrer Kulturen und ihres <strong>Land</strong>es“, kritisiert<br />
Magnólia Said, Vorsitzende der NRO Esplar aus<br />
Fortaleza. Anstatt gefragt zu werden, ergänzt sie,<br />
werden die AnwohnerInnen aufgefordert, „sich<br />
einer Entwicklungslogik anzupassen, deren einziges<br />
fortwährendes Interesse die Interessen des<br />
Marktes sind“.<br />
Der Großteil der IIRSA-Projekte findet sich in<br />
Regionen mit reicher Biodiversität, fragilen Öko-<br />
systemen und mit einer Bevölkerung, die Umweltveränderungen<br />
schutzlos ausgeliefert ist.<br />
Obwohl die Vorhaben als „nachhaltig“ deklariert<br />
werden, sind die Umweltfolgen unleugbar,<br />
in einigen Fällen gar zerstörerisch. Die Wasserstraßen<br />
und Dämme verändern die Flüsse, beeinträchtigen<br />
die Fischerei und bedrohen eine große<br />
Anzahl der Fische mit dem Aussterben. Die<br />
Straßen führen zwangsläufig zu weiterer Waldrodung.<br />
Bezeichnenderweise erfolgten seit 2006<br />
die Bewilligungen zum Bau der Interozeanischen<br />
Straße ohne vorhergehende Umweltfolgenstudie.<br />
Es handelt sich um eine der an Biodiversität<br />
reichsten Regionen, die zurzeit noch weitestgehend<br />
unberührt ist. Laut einer Studie der peruanischen<br />
Zivilgesellschaft werden der Region in<br />
zehn Jahren alle Zerstörungen durch Straßenbau<br />
widerfahren. Hinzu wird die geplante Straße ein<br />
Gebiet durchschneiden, in dem mehrere indigene<br />
Völker in selbstgewählter Isolation leben.<br />
In der Technokratensprache der IIRSA werden<br />
geographische Gegebenheiten wie die Anden<br />
und der Amazonaswald als „Barrieren“ tituliert,<br />
die es im Namen des Fortschritts zu „überwin-<br />
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