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Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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Viel <strong>Land</strong>, viel Streit<br />

Über die Front der fossilen Rohstoffi ndustrie im<br />

Amazonasgebiet von Peru<br />

Die letzten fünf Jahre sahen eine beschleunigte<br />

Vergabe von Konzessionen für Erdöl-<br />

und Erdgasprojekte in Peru. Sie bedecken<br />

jetzt bereits um die 70 Prozent des an Biodiversität<br />

reichen peruanischen Amazonasgebietes.<br />

Die Art und Weise der Vergabe der<br />

Konzessionen zeigt – der Staat gewährt der<br />

Erkundung fossiler Rohstoffe Vorrang vor<br />

Naturrschutzgebieten und den Territorien<br />

indigener Gruppen und Völker.<br />

<strong>Amazonien</strong> soll verkauft werden – zunächst<br />

einmal als globale Tourismusmarke. Die Initiative<br />

Destino Amazonía 2009 will den fragilen und bedeutenden<br />

Naturraum mehr ins globale Bewusstsein<br />

und weltweit auf die Tourismusmärkte tragen.<br />

Träger der Initiative sind die acht Anrainerstaaten<br />

der Organisation des Amazonasbeckens (OCTA),<br />

zu denen auch Peru gehört.<br />

Für die indigenen Achuar-Gemeinden in der<br />

Region Loreto, im nordöstlichen<br />

Amazonasgebiet von Peru, wurde<br />

<strong>Amazonien</strong> bereits Anfang<br />

der 1970er Jahre verkauft. Dies<br />

geschah ganz ohne ihre Zustimmung.<br />

Die Marke <strong>Amazonien</strong> würden<br />

sie nach ihren Erfahrungen mit<br />

der Erdölindustrie sicher anders<br />

definieren: „Die Verschmutzung<br />

ist in der Luft und in den Flüssen;<br />

sie ist in den Fischen, in den Dingen<br />

von denen wir leben, in dem<br />

was wir essen, um zu überleben“,<br />

so das Zeugnis eines Achuar,<br />

dokumentiert in einer jüngeren<br />

Studie „A Legacy of Harm“ der NRO EarthRights<br />

International. 1971 erhielt das US-amerikanische<br />

Unternehmen Occidental Petroleum vom peruanischen<br />

Staat die Rechte für die Erdölerkundung<br />

in einer rund 500.000 Hektar großen Konzession<br />

(Block 1AB). Diese erstreckte sich zwar über die<br />

Für die indigenen<br />

Achuar-Gemeinden<br />

in der Region<br />

Loreto, im<br />

nordöstlichen<br />

Amazonasgebiet<br />

von Peru, wurde<br />

<strong>Amazonien</strong> bereits<br />

Anfang der 1970er<br />

Jahre verkauft. Das<br />

geschah ganz ohne<br />

ihre Zustimmung.<br />

Territorien der Achuar-Gemeinden. Das jedoch interessierte<br />

weder die peruanische Regierung noch<br />

das Unternehmen. Für die Achuar folgte eine<br />

Existenz unter der Dominanz des Unternehmens.<br />

Ihre Lebensgrundlagen wurden verschmutzt, die<br />

Gesundheit und das Leben vieler Achuar zerstört.<br />

Der peruanische Staat wusste um die Situation<br />

vor Ort. Regierungsbehörden stuften die Region<br />

in Studien als „die am meisten umweltgeschädigte<br />

Region“ (1984) und „eine der hinsichtlich<br />

ihres Umweltzustandes kritischsten“ (1996) ein.<br />

Jedoch hat sich bis heute an der Situation nichts<br />

geändert. Die Forderungen an Occidental Petroleum<br />

bestehen weiter fort, auch wenn das Unternehmen<br />

die Konzession im Jahr 2000 an die<br />

argentinische Pluspetrol verkaufte. Occidental<br />

soll die Verschmutzungen im Einzugsgebiet des<br />

<strong>Fluss</strong>es Corriente beseitigen und die betroffenen<br />

Gemeinden entschädigen, so die Achuar.<br />

Trotz der Jahrzehnte der Ölförderung<br />

im nördlichen <strong>Land</strong>esteil<br />

ist Peru jedoch noch kein <strong>Land</strong><br />

mit relevanter Erdöl- oder Erdgasproduktion.<br />

Öl muss nach wie vor<br />

importiert werden. Projekte wie<br />

das riesige Camisea-Erdgasprojekt<br />

im Süden zeigen hier jedoch eine<br />

Wende an. Und das InvestorInnenauge<br />

sieht die riesige zur Verfügung<br />

stehende <strong>Land</strong>fläche im Amazonasgebiet,<br />

die sich auf knapp zwei<br />

Drittel der <strong>Land</strong>esfläche beläuft.<br />

Doch gibt es dort bereits andere<br />

Nutzungen und NutzerInnen. Das<br />

peruanische Amazonasgebiet ist Lebensraum für<br />

ungefähr drei Millionen Menschen. Darunter sind<br />

um die 350.000 Angehörige indigener Gruppen<br />

und Völker. Seit 1974 wurden in Peru <strong>Land</strong>rechte<br />

auf circa zwölf Millionen Hektar für nahezu alle<br />

der rund 1.500 indigenen Gemeinschaften, Grup-

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