Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Kleinbauern, die im Amazonasgebiet wohnen<br />
und von dem <strong>Land</strong> leben, haben in der Regel keine<br />
<strong>Land</strong>titel und können daher ihr Recht an dem<br />
<strong>Land</strong> nicht nachweisen. Zugleich gibt es eine weit<br />
verbreitete Praxis in der Region, <strong>Land</strong>titel zu fälschen<br />
und an Interessenten weiter zu verkaufen.<br />
Die neuen vermeintlichen EigentümerInnen kommen<br />
dann und nutzen das <strong>Land</strong> wirtschaftlich aus<br />
– <strong>Land</strong>, von dem in vielen Fällen bereits Menschen<br />
lebten, die oft kurzerhand vertrieben werden und<br />
denen damit ihre Existenzgrundlage genommen<br />
wird. „Vermutlich sind viele Menschen gezwungen<br />
worden, ihr <strong>Land</strong> zu verkaufen. Viele berichten<br />
von Vertreibungen, einige Gemeinden sind ganz<br />
verschwunden“, erzählt Baletti. Und auch die<br />
Kleinbäuerinnen und -bauern, die geblieben sind,<br />
hatten mit wachsenden Problemen zu tun. „Mit<br />
dem Sojaanbau nimmt die Wasserverschmutzung<br />
zu, die Pestizide machen die Menschen krank. Es<br />
gibt überhaupt keine Angaben darüber, welche<br />
Pestizide versprüht werden und wie viel davon<br />
benutzt wird“, erklärt Baletti.<br />
Gegen den zunehmenden <strong>Land</strong>verkauf und die<br />
gesundheitlichen Beeinträchtigungen organisierten<br />
einige Gemeinden und soziale Bewegungen<br />
Widerstand. Seit 2001, als sich die Gewerk-<br />
Sojasilo und Sojaverladestation von Cargill im Hafenbereich von Santarém<br />
schaften und Gemeinden organisierten, wurden<br />
diese seitens der Sojabauern und Cargill zunehmend<br />
unter Druck gesetzt. „Ich habe jeden Tag<br />
Drohungen per Telefon erhalten, jede Woche. Ich<br />
habe keine Freiheit mehr, ich kann meinen Bruder<br />
nicht mehr abends besuchen, ohne Angst zu haben<br />
zu sterben“, berichtete ein junger indigener<br />
Vetreter aus Santarém auf dem Weltsozialforum<br />
in Belém. Der Vize-Kazike der Gleba Nova Olinda<br />
erlebte bereits zwei Mordanschläge, nachdem er<br />
den Behörden die Anwesenheit von <strong>Land</strong>räubern<br />
in dem indigenen Gebiet angezeigt hatte. In der<br />
Region der Gleba Nova Olinda gibt es dreizehn<br />
Gemeinden, von denen drei indigen sind.<br />
Die wachsende Vernichtung des Regenwaldes<br />
in der Region wiederum aktivierte auch Greenpeace<br />
und WWF, sich einzumischen. Eine Zeit<br />
lang schienen lokale Bewegungen und internationale<br />
NRO an einem Strang zu ziehen. Gemeinsam<br />
wurde ein Vorschlag für ein Soja-Moratorium erarbeitet,<br />
der in neun verschiedenen Punkten unter<br />
anderem genmanipulierte Soja ausschloss und<br />
auch die der Soja vorangehenden wirtschaftlichen<br />
Nutzungen mit einbezog. Doch als die brasilianischen<br />
Unternehmenszusammenschlüsse Nationale<br />
Vereinigung der Ölindustrie ABIOVE und