Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Rettet der Markt den Wald?<br />
Die Debatte um Klimaschutz durch Waldschutz soll in einem<br />
neuen System festgelegt werden<br />
REDD steht als Abkürzung für die Reduzierung<br />
der Emissionen aus Entwaldung und<br />
Walddegradierung. Um den Erhalt der Wälder<br />
als Kohlendioxidspeicher zu garantieren, soll<br />
das geplante internationale REDD-System<br />
dazu dienen, dem in den Wäldern gespeicherten<br />
Kohlenstoff einen wirtschaftlichen Wert<br />
beizumessen. Debattiert und gestritten wird<br />
über Fonds- oder Steuerlösung, um Emissionshandel<br />
und Kohlendioxid-Gutschriften,<br />
um Be- und Anrechnungsmethoden, um Honorierung<br />
von vermiedener Entwaldung oder<br />
auch von vermiedener Walddegradierung und<br />
erfolgter Aufforstung, um Beteiligung – und<br />
es geht natürlich auch um Interessen.<br />
Politische Menschen kommen nicht umhin,<br />
neue Wörter und Abkürzungen zu lernen. Während<br />
sub-prime und Derivate schon selbstverständlich<br />
geworden sind, müssen<br />
sich Klima- und Ökointeressierte<br />
noch an REDD gewöhnen. REDD<br />
hat das Zeug, zur Abkürzung des<br />
Jahres zu werden – und ist genial<br />
gedacht: einfach und ganz ohne<br />
Witz, lenkt REDD die Assoziation<br />
von roter Fahne und den alten<br />
Zeiten des Klassenkampfes auf<br />
einen Marktmechanismus. Ob<br />
die Idee hinter REDD so genial ist wie die Abkürzung<br />
– da sind schon einige Zweifel angebracht.<br />
REDD ist Teil der Suche nach neuen Wegen zu<br />
Klima- und Waldschutz. Der Vorschlag zu REDD<br />
wurde von Costa Rica und Papua Neuguinea bei<br />
der Klimarahmenkonvention UNFCCC im Jahr<br />
2005 eingebracht. Noch sind die in den internationalen<br />
Foren wie in der Politik geführten Diskussionen<br />
um REDD im Schwange, aber zumindest<br />
die Richtung scheint klar: Bei den Diskussionen<br />
um REDD geht es um die Schaffung eines Mechanismus,<br />
der Klimaschutz durch Waldschutz<br />
Bei REDD geht<br />
es um die<br />
Schaffung eines<br />
Mechanismus‘,<br />
Klimaschutz<br />
durch Waldschutz<br />
zu erreichen.<br />
zu erreichen versucht. Weiterer Kohlendioxid-<br />
Anstieg in der Atmosphäre soll durch die Vermeidung<br />
von Abholzung und Walddegradierung<br />
erreicht werden. Dazu soll dem Waldbestand ein<br />
ökonomischer Wert beigemessen werden.<br />
Doch gestritten und gerungen wird zur Zeit um<br />
die Finanzierung und das Verfahren: Soll REDD<br />
durch Emissionshandel, Fonds oder Steuern finanziert<br />
werden? Sollen Verschmutzungsrechte<br />
zwischen Nord und Süd rein marktgestützt<br />
handelbar sein? Wie bemisst sich der „Wert“ des<br />
Waldbestandes? Welche Wälder sollen einbezogen<br />
werden? Wer zahlt und wer erhält letztlich<br />
das Geld? Wer hat Mitsprache und wer entscheidet?<br />
Kaum hat sich die Abkürzung und damit auch<br />
die Diskussion etwas etabliert, ist schon ein heftiger<br />
Meinungsstreit pro und contra REDD entbrannt.<br />
Fast unumstritten ist, dass<br />
Waldschutz ein sinnvolles Anliegen<br />
internationaler Klimapolitik<br />
ist. KlimaforscherInnen gehen davon<br />
aus, dass etwa 20 Prozent der<br />
weltweiten Kohlendioxid-Emissionen<br />
auf <strong>Land</strong>nutzungsänderungen<br />
zurückzuführen sind, das heißt in<br />
der Regel auf das Abbrennen und<br />
Roden von Wäldern. Dieser Entwaldung<br />
folgen in der Regel extensive Nutzungsformen<br />
wie etwa das Anlegen von Viehweiden.<br />
Die an Fahrt aufnehmende internationale Debatte<br />
um REDD rückt nun ein „Schwellenland“<br />
in den Mittelpunkt der internationalen Aufmerksamkeit:<br />
Brasilien. Mit dem Amazonasbecken<br />
beherbergt das <strong>Land</strong> das mit Abstand größte und<br />
extrem bedrohte Waldgebiet der Erde. Brasilien<br />
gehört zu den wenigen Ländern (mit Indonesien,<br />
Papua Neuguinea und DR Kongo), bei denen die<br />
Emissionen durch <strong>Land</strong>nutzungsänderungen alle<br />
anderen Emissionen übertreffen. In Brasilien wer-<br />
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