Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Entscheidung zu „Raposa Serra do Sol“<br />
Indigenes Gebiet in Nordbrasilien an der Grenze zu Venezuela<br />
und Guyana anerkannt<br />
Das 1,7 Millionen Hektar große Gebiet der Raposa<br />
Serra do Sol liegt im Norden des Bundesstaates<br />
Roraima und bildet in seinem nördlichen<br />
Teil auch die <strong>Land</strong>esgrenze Brasiliens<br />
zu Venezuela und Guyana. Die circa 20.000<br />
Indigenen, die in 135 Dörfern leben, gehören<br />
überwiegend zum Volk der Macuxi, aber auch<br />
zu den Ingarakó, Taurepang, Patamona und<br />
Wapixana. Mit zehn zu einer Stimme hat das<br />
oberste Bundesgericht (STF) Brasiliens am 20.<br />
März 2009 festgestellt, das die Demarkierung<br />
des Indigenengebiets „Raposa Serra do Sol“<br />
verfassungsgemäß ist und fortgeführt werden<br />
soll. Illegal dort siedelnde Reisfarmer haben<br />
das Gebiet zu verlassen. Zweifelsohne ein Erfolg,<br />
zugleich aber auch ein Rückschlag.<br />
Das Gericht verfügte auch, dass sich alle Menschen,<br />
die nicht einem der indigenen Völker dieses<br />
Schutzgebietes angehören, unverzüglich das Gebiet<br />
zu verlassen haben. Dieses Urteil setzt einen<br />
Schlusspunkt unter einen seit fast 30 Jahren anhaltenden<br />
Disput um das Gebiet der Raposa Serra<br />
do Sol. Die Demarkierung der Rapo-<br />
sa Serra do Sol hatten Farmer, lokale<br />
Politiker, die <strong>Land</strong>esregierung<br />
von Roraima und Teile des Militärs<br />
immer wieder in Frage gestellt. In<br />
den letzten Jahren kam es auch<br />
immer wieder zu gewalttätigen<br />
Auseinandersetzungen. Die Entscheidung<br />
des Gerichts umfasst<br />
des Weiteren auch neunzehn Einschränkungen<br />
der Nutzung dieses<br />
Gebietes wie beispielsweise<br />
das Verbot der Goldsuche und der Nutzung der<br />
Wasserkraft und legt fest, das die Bundesbehörden<br />
das Gebiet jederzeit betreten dürfen, um die<br />
<strong>Land</strong>esgrenzen Brasiliens zu schützen, oder um<br />
Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche<br />
Einrichtungen bauen zu können.<br />
Obwohl die<br />
derzeitige<br />
Regierung bereits<br />
mehr als 60<br />
Indigenenreservate<br />
anerkannt hat,<br />
kommt es<br />
immer wieder<br />
zu Konflikten.<br />
Bereits 1917 legte ein Gesetz des Bundesstaates<br />
Amazonas fest, dass das Gebiet zwischen den<br />
Flüssen Surumu und Cotingo den dort ansässigen<br />
Indianervölkern zur freien Nutzung überlassen<br />
werde. Zu Beginn der 1970er Jahre begann die<br />
Regierung mit der genaueren Identifizierung und<br />
Markierung dieses Gebiets, was im Jahre 2005<br />
durch die Beglaubigung durch Präsidenten Lula<br />
abgeschlossen wurde. Die Ausweisung der Nicht-<br />
Indigenen geriet jedoch ins Stocken, als sich eine<br />
Gruppe großer Reisfarmer, die Flächen im für den<br />
Anbau nutzen, weigerte das Gebiet zu verlassen<br />
und gegen die Demarkierung des Indigenenlandes<br />
klagte.<br />
Seit 2005, als Präsident Lula das Gebiet beglaubigte,<br />
haben auch die meisten Nicht-Indigenen,<br />
vor allem Goldsucher, aber auch viele kleinere<br />
Reisfarmer (die mit insgesamt 6,9 Millionen Reais<br />
entschädigt wurden) das Gebiet verlassen.<br />
Lediglich acht Großfarmer, die seit 1992 ihre Reispflanzungen<br />
auf heute 15.000 Hektar ausgedehnt<br />
haben, reichten im Jahre 2006 zusammen mit der<br />
Bundesregierung von Roraima eine<br />
Klage gegen die Einrichtung des Reservats<br />
ein.<br />
Als Hauptargument für die Klage<br />
behaupteten die Farmer, dass die<br />
Indigenen über zu viel <strong>Land</strong> verfügten<br />
und die Einrichtung von Indigenengebieten<br />
die ökonomische<br />
Entwicklung des Bundesstaates<br />
Roraimas behindern würde. Von<br />
einigen wurde auch die Gefahr<br />
heraufbeschworen, dass sich die<br />
Indios mit ausländischen, feindlichen Kräften<br />
verbünden könnten und durch eine Unabhängigkeitserklärung<br />
die staatliche Souveränität Brasiliens<br />
in Gefahr bringen könnte. Vor allem ausländische<br />
NRO werden in diesem Zusammenhang<br />
schnell mal bezichtigt, die Interessen ausländi-