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Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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42<br />

Entscheidung zu „Raposa Serra do Sol“<br />

Indigenes Gebiet in Nordbrasilien an der Grenze zu Venezuela<br />

und Guyana anerkannt<br />

Das 1,7 Millionen Hektar große Gebiet der Raposa<br />

Serra do Sol liegt im Norden des Bundesstaates<br />

Roraima und bildet in seinem nördlichen<br />

Teil auch die <strong>Land</strong>esgrenze Brasiliens<br />

zu Venezuela und Guyana. Die circa 20.000<br />

Indigenen, die in 135 Dörfern leben, gehören<br />

überwiegend zum Volk der Macuxi, aber auch<br />

zu den Ingarakó, Taurepang, Patamona und<br />

Wapixana. Mit zehn zu einer Stimme hat das<br />

oberste Bundesgericht (STF) Brasiliens am 20.<br />

März 2009 festgestellt, das die Demarkierung<br />

des Indigenengebiets „Raposa Serra do Sol“<br />

verfassungsgemäß ist und fortgeführt werden<br />

soll. Illegal dort siedelnde Reisfarmer haben<br />

das Gebiet zu verlassen. Zweifelsohne ein Erfolg,<br />

zugleich aber auch ein Rückschlag.<br />

Das Gericht verfügte auch, dass sich alle Menschen,<br />

die nicht einem der indigenen Völker dieses<br />

Schutzgebietes angehören, unverzüglich das Gebiet<br />

zu verlassen haben. Dieses Urteil setzt einen<br />

Schlusspunkt unter einen seit fast 30 Jahren anhaltenden<br />

Disput um das Gebiet der Raposa Serra<br />

do Sol. Die Demarkierung der Rapo-<br />

sa Serra do Sol hatten Farmer, lokale<br />

Politiker, die <strong>Land</strong>esregierung<br />

von Roraima und Teile des Militärs<br />

immer wieder in Frage gestellt. In<br />

den letzten Jahren kam es auch<br />

immer wieder zu gewalttätigen<br />

Auseinandersetzungen. Die Entscheidung<br />

des Gerichts umfasst<br />

des Weiteren auch neunzehn Einschränkungen<br />

der Nutzung dieses<br />

Gebietes wie beispielsweise<br />

das Verbot der Goldsuche und der Nutzung der<br />

Wasserkraft und legt fest, das die Bundesbehörden<br />

das Gebiet jederzeit betreten dürfen, um die<br />

<strong>Land</strong>esgrenzen Brasiliens zu schützen, oder um<br />

Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche<br />

Einrichtungen bauen zu können.<br />

Obwohl die<br />

derzeitige<br />

Regierung bereits<br />

mehr als 60<br />

Indigenenreservate<br />

anerkannt hat,<br />

kommt es<br />

immer wieder<br />

zu Konflikten.<br />

Bereits 1917 legte ein Gesetz des Bundesstaates<br />

Amazonas fest, dass das Gebiet zwischen den<br />

Flüssen Surumu und Cotingo den dort ansässigen<br />

Indianervölkern zur freien Nutzung überlassen<br />

werde. Zu Beginn der 1970er Jahre begann die<br />

Regierung mit der genaueren Identifizierung und<br />

Markierung dieses Gebiets, was im Jahre 2005<br />

durch die Beglaubigung durch Präsidenten Lula<br />

abgeschlossen wurde. Die Ausweisung der Nicht-<br />

Indigenen geriet jedoch ins Stocken, als sich eine<br />

Gruppe großer Reisfarmer, die Flächen im für den<br />

Anbau nutzen, weigerte das Gebiet zu verlassen<br />

und gegen die Demarkierung des Indigenenlandes<br />

klagte.<br />

Seit 2005, als Präsident Lula das Gebiet beglaubigte,<br />

haben auch die meisten Nicht-Indigenen,<br />

vor allem Goldsucher, aber auch viele kleinere<br />

Reisfarmer (die mit insgesamt 6,9 Millionen Reais<br />

entschädigt wurden) das Gebiet verlassen.<br />

Lediglich acht Großfarmer, die seit 1992 ihre Reispflanzungen<br />

auf heute 15.000 Hektar ausgedehnt<br />

haben, reichten im Jahre 2006 zusammen mit der<br />

Bundesregierung von Roraima eine<br />

Klage gegen die Einrichtung des Reservats<br />

ein.<br />

Als Hauptargument für die Klage<br />

behaupteten die Farmer, dass die<br />

Indigenen über zu viel <strong>Land</strong> verfügten<br />

und die Einrichtung von Indigenengebieten<br />

die ökonomische<br />

Entwicklung des Bundesstaates<br />

Roraimas behindern würde. Von<br />

einigen wurde auch die Gefahr<br />

heraufbeschworen, dass sich die<br />

Indios mit ausländischen, feindlichen Kräften<br />

verbünden könnten und durch eine Unabhängigkeitserklärung<br />

die staatliche Souveränität Brasiliens<br />

in Gefahr bringen könnte. Vor allem ausländische<br />

NRO werden in diesem Zusammenhang<br />

schnell mal bezichtigt, die Interessen ausländi-

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