Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL
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Blick gen Blätterdach<br />
Und schließlich könnte auch die Verfassung geändert<br />
werden. Aber das Garantiekonzept ist eigentlich<br />
ganz simpel: Durch den Verkauf des Rohöls geht<br />
dieses in privaten Besitz über. Es kann also nicht<br />
noch einmal verkauft werden. Auf dem internationalen<br />
Ölmarkt sind diese Mechanismen eindeutig<br />
definiert. Wenn der Staat sein Erdöl an Texaco verkauft,<br />
kann er es nicht gleichzeitig an ein anderes<br />
Unternehmen verkaufen. Es wird daher versucht,<br />
den Geldgebern dieselbe Garantie zu geben, wie<br />
einem Unternehmen. Die Geldgeber erhalten Eigentumstitel<br />
über die Barrel Öl, die sie gekauft haben,<br />
und somit die Garantie, dass sie im Falle einer Förderung<br />
ausgehändigt werden, was das Fördern an<br />
sich unsinnig macht. Zudem gibt es internationale<br />
Abkommen mit den Geberländern, die sicherlich<br />
nicht gebrochen werden. Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
dass irgendeine ecuadorianische Regierung<br />
leichtfertig die Beziehungen mit Deutschland oder<br />
der UN gefährden würde. Es gibt eine Menge starker<br />
Zwischenakteure, die dafür sorgen werden, dass<br />
das Versprechen eingehalten wird.<br />
Die neue ecuadorianische Verfassung beinhaltet<br />
Artikel zum Umweltschutz, zu „unberührbaren<br />
Zonen“ – ein Teil des ITT zählt<br />
dazu – in denen der Rohstoffabbau verboten<br />
ist. Wie bewerteten Sie das im Hinblick auf<br />
den ITT-Vorschlag?<br />
Es gibt ein großes Schlupfloch: Alles kann funktionieren,<br />
aber diese Verfassung steckt voller<br />
Ausnahmen. Kommt die geforderte Summe nicht<br />
zustande und sollte sich die Regierung dazu entschließen,<br />
das Erdöl zu fördern, wird im Kongress<br />
darüber abgestimmt. Sollte es im Kongress zu keiner<br />
Einigung kommen, käme es zu einer Volksbefragung.<br />
Es ist ein demokratischer Prozess, in dem<br />
die Entscheidung in letzter Instanz wieder bei der<br />
Bevölkerung liegt. Zwar ist das ITT-Projekt in erster<br />
Linie ein Beitrag Ecuadors zum Klimaschutz.<br />
Doch ist es auch eine Bildungskampagne. Seit Juni<br />
2007 machen wir von Acción Ecologica Bildungsarbeit<br />
und besuchen zum Beispiel wöchentlich<br />
zwei bis drei Schulen, um über das Thema des Yasuní,<br />
die indigenen Gemeinschaften und die Notwendigkeit<br />
eines post-fossilen Energiemodells zu<br />
sprechen. Es ist wichtig, den Menschen bewusst<br />
zu machen, dass es sich um ein Thema von wirtschaftlicher<br />
Bedeutung handelt, sich aber viele<br />
unersetzliche Dinge nicht in monetären Werten<br />
messen lassen. Denn in letzter Instanz ist es die<br />
ecuadorianische Gesellschaft, die mit ihrer Stimme<br />
in der Volksbefragung entscheidet, ob der Yasuní<br />
ausgebeutet wird oder nicht.<br />
Interview: Ines Thomssen<br />
Erschienen in: Lateinamerika Nachrichten<br />
Nr. 414, Dezember 2008<br />
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