Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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Identität hingegen gibt es kaum geeignete Kommunikationsmedien“,
resümiert Alex Pamplona,
Kommunikationstrainer der Nichtregierungsorganisation
UNIPOP in Belém.
Die organisierte Zivilgesellschaft setzt daher
auf populäre Kommunikationsformen und – medien,
die sie als entscheidende
Strategie zur sozialen Inklusion
versteht. Hierzu zählen insbesondere
Bürgerradios, da sie der
oralen Kultur Amazoniens und
den großen geographischen Distanzen
entgegen kommen. Hinzu
kommen eigene Sendezeiten im
öffentlichen Fernsehen, womöglich
selbst produzierte Journale
und das Web 2.0. Die Anwendung
all dieser Medien sieht sich jedoch großen
finanziellen, rechtlichen und infrastrukturellen
Schwierigkeiten ausgesetzt.
Vor allem die Bürgerradios sind betroffen.
Sie empfinden die aktuelle Konzessionspolitik
der brasilianischen Telekommunikationsbehörde
ANATEL als repressiv und sehen sich in
ihrer Folge zu Unrecht kriminalisiert. Seit der
Einführung des Gesetzes 9612 im Jahr 2000
Vozes da Amazônia
ist die Senderlaubnis aller Radios an eine Autorisierung
durch ANATEL gebunden. Außerdem
wurde der Senderadius auf drei Kilometer
begrenzt, was den Betrieb vieler Bürgerradios
in Amazonien unsinnig macht, da ihr Zielpublikum
verstreut in riesigen Sammelreservaten
WI-FI umsonst
und für alle
– an einigen
Flusspromenaden
in mittelgroßen
Städten Amazoniens
ist dies
bereits Realität.
bzw. in weit größeren Stadtvierteln lebt. Wie
viele bürokratische Abläufe in Brasilien handelt
es sich beim Lizenzvergabeprozess um
einen zeitraubenden Prozess, der eine Anzahl
formeller und zahlungspflichtiger Registrierungsdokumente
erfordert, über die nur
wenige ehrenamtliche Bürgerra-
dios verfügen. Und selbst wenn
die Dokumente vollständig und
fristgerecht eingereicht werden,
heißt das noch lange nicht, dass
die Probleme dann gelöst sind:
„Einige Bürgerradios warten seit
Jahren auf ihre Sendelizenz! Weil
es für kritische Stimmen keinen
Platz in den kommerziellen Medien
gibt, senden viele Bürgerradios
auch ohne Lizenz. In den letzten Jahren
kam es aber vermehrt zu Beschlagnahmungen
von Radioausrüstungen durch ANATEL und
zur Verklagung von Radiomachern in der Region.
Deshalb haben wir im Jahr 2008 das Forum
zur Verteidigung der Bürgerradios (Fórum em
Defesa das Rádios Comunitários) gegründet“,
berichtet Enilson Nonato. Aktuell begleitet
das Forum im Bundesstaat Pará zehn Fälle, in
Was wolltest Du der Welt schon immer einmal
über Amazonien sagen?
„Amazonien ist Leben, es ist unsere Heimat, unsere Geschichte,
unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Wir
sind weder rückständig, noch exotisch, weder dumme
caboclos noch blutrünstige Indigene. Wir haben der Welt
mit unserem traditionellen Wissen über unsere Wälder,
Fische, Pflanzen, über die hiesige Biodiversität viel zu
bieten. Doch unser Wissen und unsere Menschenrechte
stehen nur an zweiter Stelle – an erster Stelle steht das
Agrobusiness, der Bau von Staudämmen und das Geschäftsinteresse
der Holzmafia. Wir brauchen eine wirksame Umweltpolitik, die Lösung
der Landkonflikte und eine Politik, die nachhaltiges Wirtschaften unterstützt.
Almenes Martins Machado Guarani
Mitglied der Associação Guarani Mbya Jepya Arondu und des Forums traditioneller Völker in Pará
Stimmen aus Amazonien
denen Radiomacher zu hohen Strafen wegen
illegaler Sendepraxis verurteilt wurden. Außerdem
nimmt das Forum beratende Funktion
ein, indem es über Konzessionsausschreibungen
und die dafür notwendige Dokumentation
informiert.