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Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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Wie´s in den Wald hinein ruft,<br />

so schallt´s auch heraus?<br />

Kommunikation in <strong>Amazonien</strong><br />

In <strong>Amazonien</strong> ringen Sojabarone und Kleinbauern,<br />

Energiefirmen und Indigene, Wirtschaftsstrategen<br />

und Umweltaktivisten miteinander<br />

um die Art und Weise, wie der Regenwald geschützt<br />

und zugleich genutzt werden kann. Die<br />

Einrichtung zahlreicher Schutzgebiete, in denen<br />

nachhaltige Nutzung erlaubt ist, zeigt: Dem<br />

Menschen wird beim Waldschutz eine zentrale<br />

Rolle zugesprochen. Doch wie erfahren die Menschen<br />

im Wald – Indigene, ribeirinhos (traditionelle<br />

<strong>Fluss</strong>anwohner <strong>Amazonien</strong>s), extrativistas<br />

(Waldbewohner, die ihr monetäres Einkommen<br />

hauptsächlich aus der Sammelwirtschaft bezie-<br />

hen) und quilombolas (Nachkommen<br />

afrikanischer Sklaven, häufig<br />

zu Kolonialzeiten aus der Plantagenwirtschaft<br />

geflohen) von der<br />

Einrichtung partizipativ ausgerichteter<br />

Schutzgebieträte und<br />

neuen Absatzmärkten für ihre<br />

Sammelprodukte? Wie erfahren<br />

Kleinbauern und <strong>Land</strong>lose von<br />

günstigen Kreditlinien und schonenden<br />

Anbaumethoden? Wie<br />

erhalten sie alle nicht nur Pro-,<br />

sondern auch Kontra-Argumente<br />

in Sachen Staudammbau? Wie<br />

erfahren sie von neuen Leistungen öffentlicher<br />

Gesundheits- und Bildungseinrichtungen?<br />

Kommunikationsmittel und – strukturen spielen<br />

in der Aushandlung der Zukunft des Regenwalds<br />

eine zentrale, jedoch häufig wenig beachtete<br />

Rolle. Sie fördern durch den Transport nicht<br />

nur von Informationen, sondern auch von Ideen<br />

und Werten, die gesellschaftliche Auseinandersetzung<br />

über mögliche Entwicklungsmodelle für<br />

die Region und soziale Inklusion. Gerade Themen<br />

wie Inklusion und Partizipation stellen in<br />

<strong>Amazonien</strong> mit nur einem Einwohner pro Quadratkilometer<br />

und einer stetig anwachsenden<br />

90 Prozent<br />

aller Brasilianer<br />

beziehen ihre<br />

Informationen<br />

daher aus dem<br />

Fernsehen, das<br />

gleichzeitig auch<br />

den größten<br />

gesellschaftlichen<br />

Unterhaltungswert<br />

hat.<br />

urbanen Armenbevölkerung bei gleichzeitig im<br />

<strong>Land</strong>esvergleich niedrigen Indexwerten menschlicher<br />

Entwicklung eine besondere Herausforderung<br />

dar. Bürgerradios, öffentliche Fernsehsender<br />

und das Internet eröffnen hier spannende Perspektiven.<br />

Ihnen wohnt das Potenzial inne, denjenigen<br />

eine Stimme zu geben, die bislang eher<br />

passive Empfänger von Nachrichten waren: Sie<br />

ermöglichen den Dialog in und zwischen ländlichen<br />

Gemeinden, zwischen <strong>Land</strong> und <strong>Stadt</strong> und<br />

tragen damit zur lokalen Gemeindeentwicklung<br />

bei. Trotz guter Initiativen der öffentlichen Hand<br />

mangelt es jedoch an Infrastruktur und einer de-<br />

mokratischerenKommunikationslandschaft. Der Mediensektor Brasiliens ist<br />

für seine oligopole Struktur bekannt:<br />

Es gibt zwar viel Nachfrage,<br />

aber nur wenige Anbieter. Neun<br />

Familien dominieren circa 85 Prozent<br />

der nationalen Nachrichtenzirkulation.<br />

Der erste öffentliche<br />

Fernsehsender TV Brasil entstand<br />

erst 2005, wird jedoch für den<br />

starken Einfluss der Regierung auf<br />

seine Informationspolitik kritisiert.<br />

Brasilien hat keine ausgeprägte Lesekultur,<br />

große Teile der Bevölkerung müssen als<br />

funktionale Analphabeten begriffen werden. 90%<br />

aller Brasilianer beziehen ihre Informationen daher<br />

aus dem Fernsehen, das gleichzeitig auch<br />

den größten gesellschaftlichen Unterhaltungswert<br />

hat. Im ländlichen Raum spielt außerdem<br />

das Radio eine wichtige Rolle. Häufig sendet es<br />

als einziges Medium Lokalnachrichten, während<br />

im Fernsehen über die letzten Zusammenstöße<br />

von Polizei und Drogenhändlern in den Favelas<br />

Rio de Janeiros und über Regierungsbeschlüsse<br />

in der Hauptstadt Brasília berichtet wird.<br />

Das regionale Ungleichgewicht in der Nach-

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