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Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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Die Sammelwirtschaft ist eine typische<br />

Überlebensgrundlage in <strong>Amazonien</strong>: Babaçu,<br />

Açaí, Buriti, Carnaúba, Paranüsse (Castanha<br />

do Pará oder Castanha do Brasil), Andiroba<br />

und Copaíba – werden allesamt in Form des<br />

extrativismo, also nachwachsend und nachhaltig,<br />

gesammelt und genutzt. Diese Nüsse,<br />

Beeren und Öle sind wesentlicher Bestandteil<br />

der Ernährungsweise der lokalen Bevölkerung<br />

und zunehmend auch von wirtschaftlichem<br />

Interesse, zum Beispiel in der Kosmetik. Meist<br />

für den Eigenbedarf bzw. als Tauschware genutzt,<br />

sind diese Waldprodukte wichtiger Bestandteil<br />

einer gesunden Ernährung.<br />

Bairro Novo –<br />

Erfolge und soziale Konflikte<br />

Die Siedlung Bairro Novo ist ein gutes Beispiel<br />

für das Potential, das hinter der Sammelwirtschaft<br />

steckt. Der 20 Jahre alte Ort Bairro Novo<br />

gehört zur Gemeinde Penalva und liegt knapp<br />

200 km südlich von São Luis, der Hauptstadt<br />

des Bundesstaates Maranhão. Die Frauen der<br />

600 Familien, die dort leben, sind fast aus-<br />

Vozes da Amazônia<br />

nahmslos Babaçu-Nussknackerinnen. Bis vor<br />

kurzem verkauften sie die von ihnen gesammelten<br />

Nüsse an einen Zwischenhändler und erhielten<br />

kaum Geld für ihre Arbeit. Mit Hilfe des<br />

MIQCB gelang es den gemeinschaftlich organisierten<br />

Frauen, selbst Öl aus den Babaçu-Kernen<br />

zu produzieren, das sie jetzt zum Verkauf<br />

anbieten. Für die meisten Frauen bedeutet das<br />

zum ersten Mal ein eigenes Einkommen. „Über<br />

die Selbstorganisation und den Aufbau einer<br />

eigenen Produktion sind aus den Analphabetinnen<br />

jetzt Multiplikatorinnen geworden“, beschreibt<br />

Zulmira de Jesus Santos den Prozess<br />

der gemeinschaftlichen Erzeugung des Babaçu-<br />

Öls sowie weiterer Produkte. Das Engagement<br />

von 150 Quebradeiras hat in den letzten Jahren<br />

auch eine Öl-, Seifen- und Waschpulverproduktionsstätte<br />

geschaffen.<br />

Doch die Auseinandersetzung um den Zugang<br />

zu der Ressource Babaçu sorgt auch in<br />

Bairro Novo für soziale und ökologische Konflikte<br />

und bedroht das bereits Erreichte. Die<br />

Siedlung wurde am Rand des 12.000 ha großen<br />

Sammelgebietes Enseada da Mata gegründet,<br />

auf das heute Viehzüchter Anspruch erheben.<br />

Am Rand der Siedlung wurde bereits ein großes<br />

Stück <strong>Land</strong> eingezäunt, abgebrannt und in<br />

eine Viehweide umgewandelt. Schon mehrmals<br />

– zuletzt im August 2008 - haben die Quebradeiras<br />

und ihre Familien durch ihren Protest die<br />

Arbeiter der Rinderfarmer daran gehindert, auch<br />

den noch verbliebenen Regenwald in Ortsnähe<br />

abzubrennen.<br />

Das MIQCB hat hier die Einrichtung der Resex<br />

Quilombola Enseada da Mata in Penalva beantragt.<br />

Zwar mangelt es nicht an zwingenden<br />

Gründen, das Sumpf- und Waldgebiet unter<br />

Welche Bilder oder Vorurteile über <strong>Amazonien</strong><br />

möchtest Du gern dekonstruieren?<br />

„<strong>Amazonien</strong> ist kein unbewohntes <strong>Land</strong> – es ist nicht<br />

nur Wald!“<br />

Jorge Coutinho<br />

Federação das Associações de Moradores e<br />

Organizações Comunitárias de Santarém<br />

Stimmen aus <strong>Amazonien</strong><br />

Schutz zu stellen. Doch die offizielle Anerkennung<br />

dauert. Nice Machado Aires vom MIQCB<br />

ist darüber sehr besorgt „Diese Resex ist für uns<br />

ungeheuer wichtig. Seit den jüngsten Auseinandersetzungen<br />

zwischen Quebradeiras und<br />

Angestellten des fazendeiros wird es brenzlig.<br />

Dabei ist das hier Trinkwasserschutzgebiet, Babaçu-Sammelgebiet<br />

und sogar traditionell afrobrasilianischer<br />

Kollektivbesitz, Terra de Quilombo.<br />

Jedes für sich ein Grund das Gebiet zu<br />

schützen. Aber die Einrichtung der Resex zieht<br />

sich und zieht sich.“<br />

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