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Amazonien: Stadt, Land, Fluss - FDCL

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Hafen von Santarém: Verladedock mit Sojasilo von Cargill<br />

ten Bauern kümmern sich auch nicht darum, denn<br />

wenn du einen <strong>Land</strong>titel hast, musst du Steuern<br />

zahlen. Es ist ein großes Chaos. Das wurde erst zu<br />

einem Problem, als die Produzenten Kredite beantragen<br />

wollten, denn ohne Titel bekommst du keine<br />

Kredite von der Bank. Von Cargill aber bekommen<br />

sie Kredite für den Sojaanbau, d.h. Sojaproduzenten<br />

haben kein Problem damit. Das bedeutet aber auch,<br />

dass die Bauern nur Soja und nichts anderes anbauen<br />

können - sie sind direkt abhängig von Cargill.<br />

Wogegen genau richtet sich der Widerstand<br />

der örtlichen Gemeinden und lokal agierenden<br />

Organisationen?<br />

Seit 2001 gibt es eine große Kampagne gegen den<br />

Verkauf des <strong>Land</strong>es an Sojaproduzenten, die in<br />

erster Linie von der <strong>Land</strong>arbeitergewerkschaft und<br />

der Nichtregierungsorganisation (NRO) „Saúde e<br />

Alegria“ (Gesundheit und Fröhlichkeit) organisiert<br />

wurde. Ich kann nicht sagen, wie effektiv diese<br />

Kampagne war. Die indigenen Gemeinden fordern<br />

einen allgemeinen Stopp des Sojaanbaus und die<br />

Nutzung ihres <strong>Land</strong>es für sich.<br />

Für die lokalen Gemeinden ist es so: Soja ist<br />

nicht sehr arbeitsintensiv (schafft also wenig<br />

Einkommenseffekte, Anm. d. Red.). Auf<br />

einem Hektar <strong>Land</strong> Soja anzubauen, kostet<br />

1.600 Reais. Soja kann nur großflächig angebaut<br />

werden, es geht gar nicht anders. Das<br />

heißt, es lohnt sich nicht für Kleinbauern,<br />

Soja anzubauen.<br />

Auch Greenpeace arbeitet schon lange gegen Cargill.<br />

Sie nennen den Hafen von Cargill illegal, weil<br />

es für den Bau keine von den Umweltgesetzen<br />

her geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

gab. Aufgrund dessen wurde Cargill vor Gericht<br />

gebracht. Der Konzern musste eine Strafe zahlen<br />

und dann reichte er die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

nach, die letztendlich in Brasilien noch<br />

nie irgendwelche Projekte verhindert hat.<br />

In den Veranstaltungen wurde von VertreterInnen<br />

aus Santarém immer wieder Kritik<br />

an Greenpeace geäußert. Welche Rolle spielt<br />

Greenpeace in dem ganzen Verhandlungsprozess,<br />

warum gibt es Schwierigkeiten mit<br />

einigen Gemeinden?<br />

Es gibt folgende Kritik an Greenpeace und auch<br />

an anderen großen NRO, die an dem Verhandlungsprozess<br />

beteiligt waren: Dass die Organisationen<br />

die Leute aus der Region nicht respektiert<br />

haben. Padre Edilberto war einer der Wenigen,<br />

die zu den Verhandlungen in São Paulo eingeladen<br />

waren. Er sagte, er fühlte sich nicht respektiert<br />

und ihm wurde nicht zugehört. Er hatte den<br />

Eindruck, er wurde nur eingeladen, damit es im<br />

Verhandlungsprozess gut aussieht.<br />

Die großen Umweltgruppen wie Greenpeace,<br />

TNC und WWF sind vor allem um die Natur,<br />

um den Regenwald besorgt. Die Menschen aus<br />

Santarém haben nicht das Gefühl, dass es ihnen<br />

auch um sie geht. Und dabei gehört ihnen doch<br />

das <strong>Land</strong>. Also wollen sie auch an den Lösungen<br />

beteiligt werden, das ist nur verständlich. Das ist<br />

hier aber nicht passiert.<br />

Wie sieht die Rolle des Staates, sowohl des<br />

Bundesstaats Pará als auch ganz Brasiliens,<br />

aus?

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