Die „Marie Antoinette“ - Roland Verlag GmbH
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Fotos: Mario Dirks<br />
sehr und macht mir viel Freude. Also: Ja,<br />
ein Traumjob.<br />
Standen 2008/09 noch Frauengestalten<br />
im Mittelpunkt der Programmgestaltung,<br />
war es 2009/10 das Verhältnis Mensch und<br />
Welt, jetzt das Verhältnis Ort – Existenz.<br />
Können Sie das bitte erläutern?<br />
Während, oder besser weil die Welt immer<br />
unübersichtlicher wird, wird der Raum um<br />
uns herum immer wichtiger für uns. Was<br />
Soziologen „Cocooning“ getauft haben, benennt<br />
die Sehnsucht nach Halt, Orientierung<br />
und Übersichtlichkeit in einer Zeit, in<br />
der von jedem Einzelnen höchste Flexibilität<br />
verlangt wird. Plötzlich erfahren Begriffe<br />
wie Heimat, Zuhause etc. eine enorme<br />
Aufwertung. Auch ein Theater ist ein<br />
definierter Raum, in dem wir uns mit Hilfe<br />
des Bühnengeschehens unserer selbst vergewissern,<br />
uns – bewusst oder unbewusst<br />
– als Teil einer bestimmten Kulturtradition<br />
begreifen und in der Auseinandersetzung<br />
damit ihr zuordnen. Der vorübergehende<br />
Umzug auf unsere Ersatzspielstätte,<br />
der neue Raum und die Umbruchsituation<br />
bestimmen also selbstverständlich auch<br />
den Spielplan. In der Oper allein durch die<br />
Größe der Halle, die auch die großen Stoffe<br />
– wie „Tosca“, „<strong>Die</strong> Walküre“ oder Händels<br />
Oratorium „Saul“ – fordert, im Schauspiel<br />
geht es um Auf- und Umbrüche in<br />
eine neue Epoche, ein neues Leben oder<br />
am Vorabend des Krieges – in Tschechows<br />
„Kirschgarten“ etwa oder Shaws „Haus<br />
Herzenstod“ oder in der Uraufführung von<br />
Marc Beckers „Aus der Mitte der Gesellschaft“.<br />
<strong>Die</strong> Figuren in diesen und vielen<br />
anderen Produktionen suchen nach einem<br />
Ort für sich, im Leben, in der Gesellschaft,<br />
in der Familie. Sie ängstigen sich vor dem<br />
Neuen oder wagen es. Und sie lassen uns<br />
daran teilhaben.<br />
Seit dem Beginn Ihrer Intendanz ist die inhaltliche<br />
Attraktivität des Staatstheaters<br />
stetig gestiegen. Man kann durchaus von<br />
einem künstlerischen Erfolg sprechen! Gilt<br />
dies auch unter ökonomischem Aspekt?<br />
Wir haben unser Einnahmesoll bislang in<br />
jeder Spielzeit erreicht. Auch mit den Besucherzahlen,<br />
die natürlich von vielen Variablen<br />
wie Großveranstaltungen, Open Airs<br />
etc. abhängen, sind wir sehr zufrieden.<br />
Zurück zum attraktiven Programm der<br />
neuen Spielzeit. Es fällt auf, dass es im Bereich<br />
Musiktheater und Schauspiel überaus<br />
spannend zugeht. Welche Produktionen<br />
liegen Ihnen besonders am Herzen?<br />
Natürlich freue ich mich sehr auf die großen<br />
Klassiker in der außergewöhnlichen<br />
Umgebung unserer „Wahlheimat“ auf dem<br />
Fliegerhorst. Besonders am Herzen liegen<br />
mir aber immer die Produktionen, die<br />
ganz unberechenbar sind, bei denen wir<br />
völlig auf die Künstler vertrauen, mit denen<br />
wir teilweise schon lange zusammen<br />
arbeiten oder die wir neu für Oldenburg<br />
entdecken. Dass ich außerdem gespannt<br />
die Produktionen unseres leitenden Regisseurs<br />
K. D. Schmidt und unseres Haus-<br />
THEATER OLDENBURG Spielplan 2010/11 17<br />
autors und -regisseurs Marc Becker erwarte,<br />
versteht sich von selbst.<br />
Auch das musikalische Programm der<br />
Sinfoniekonzerte und der Kammerkonzerte<br />
ist überaus attraktiv: Werken unter<br />
anderem von Boris Blacher, Salvatore Sciarrino,<br />
Lugi Nono, Uraufführungen. Befürchten<br />
Sie nicht, dass da das Musikpublikum<br />
zu Hause bleibt?<br />
Wir freuen uns in der laufenden Spielzeit<br />
über auffallend stark gestiegene Besucherzahlen.<br />
Offensichtlich gibt es hier<br />
ein Publikum, das genau diese Spielplangestaltung<br />
annimmt und gern kommt. Ich<br />
mache mir darum über diesen Punkt gar<br />
keine Sorgen.<br />
Letzte Frage: Welche Änderung sind nach<br />
dem Umbau zu erwarten?<br />
Es wird eine komplett neue, elektronisch<br />
gesteuerte Obermaschinerie eingebaut,<br />
sämtliche Handzüge werden durch Maschinenzüge<br />
ersetzt. Außerdem wird der<br />
Orchestergraben vergrößert und der Zuschauerraum<br />
saniert. Im gesamten Gebäude<br />
werden alle Wasserleitungen erneuert,<br />
im Zuge dessen werden auch die Besuchertoiletten<br />
saniert und ihre Anzahl verdoppelt.<br />
Und das Probengebäude in der<br />
ehemaligen Helene-Lange-Schule wird<br />
ebenfalls grundständig saniert und mit einem<br />
Anbau versehen. Alles enorme Verbesserungen<br />
für Mitarbeiter und Publikum<br />
und ein gutes Fundament für eine sichere<br />
und fruchtbare Zukunft des Staatstheaters!