Die „Marie Antoinette“ - Roland Verlag GmbH
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46 MUSIK Jazztipps<br />
JAZZTTIPPS<br />
„So Weiss“ mit hohem<br />
Anspruch<br />
(hip) „Doch ich schäme mich, dass mein<br />
Herz so weiß ist“ lässt Shakespeare Lady<br />
Macbeth sagen – höher kann man mit einem<br />
Bandnamen kaum langen. Aber die Berliner<br />
Formation „So Weiss“ löst diesen hohen Anspruch,<br />
den die Musiker sich selber setzten,<br />
sowohl musikalisch wie auch literarisch<br />
ein, wenn sie etwa die Lyrik von Shakespeare,<br />
Ben Johnson, WB. Yeats und Robert<br />
Frost vertonen. <strong>Die</strong> Vokalistin Kristiina<br />
Tuomis gibt dabei den Texten eine elegisch,<br />
sinnliche Grundnote, durch die dann auch<br />
die von ihrer Mitspielerin Susanne Folk<br />
geschriebenen Pop-Texte geadelt werden, in<br />
denen es eher um großstädtische Romantik<br />
und enge U-Bahn-Schächte geht.<br />
Susanne Folk studierte Jazz-Saxophon an<br />
der Folkwang Hochschule in Essen und<br />
liefert manchmal auch auf der Klarinette<br />
die zweite Melodiestimme. <strong>Die</strong>se seltsame<br />
Instrumentierung hat einen ganz eigenen<br />
Reiz, über den die Zeitschrift „Jazzthetik“<br />
schrieb: „Mit großem Einfallsreichtum<br />
erfindet sie zur Gesangsmelodie unterstützende<br />
und umspielende Gegenstimmen.“<br />
Geerdet werden diese beiden manchmal<br />
ins Ätherische abhebenden Musikerinnen<br />
durch den warm groovenden Kontrabass<br />
von <strong>Roland</strong> Fidezius, dessen eigene Formation<br />
„Odd Shot“ immerhin im New Yorker<br />
„Time Out Magazine“ als „quirky und fresh<br />
avant-jazz“ gelobt wurde. Hier schafft sein<br />
Spiel dagegen einen ruhenden Kontrapunkt<br />
zu den Höhenflügen der beiden Frauen.<br />
Das Trio erweitert sein originelles Klangbild<br />
beim Konzert im KITO noch durch die<br />
Gastmusiker Tino Drado am Akkordeon<br />
und Ketan Bhatti (Perkussion). So darf man<br />
gespannt sein auf die Musik von „So Weiss“,<br />
und dies, obwohl der Name unter Jazzern ja<br />
durchaus auch spöttisch als „nicht schwarz<br />
genug“ gedeutet werden könnte.<br />
28. Juni im KITO, Vegesack<br />
Jazz-Dialoge auf<br />
höchstem Niveau<br />
„Face To Face“ wurde im Sendesaal<br />
aufgenommen<br />
(che) Im September 2009 waren der luxemburgische<br />
Vibraphonist Pascal Schumacher<br />
und der belgische Pianist Jef Neve für einige<br />
Tage im Sendesaal Bremen, um dort für das<br />
renommierte Jazzlabel Enja eine CD aufzunehmen.<br />
Nun liegt das Album unter dem Titel<br />
„Face To Face“ (9 Tracks, 45 Minuten) vor.<br />
Neve und Schumacher gehören zur jüngeren<br />
Jazz-Generation (beide Anfang dreißig)