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Die „Marie Antoinette“ - Roland Verlag GmbH

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<strong>Die</strong> dreifache Turandot-Besetzung (von links): Elena Zelenskaya, Anna Shafajinskaia, Kelly Cae Hogan<br />

Dass gleich zu Beginn der Oper mit dem<br />

tartarischen Prinzen Calaf ein hartnäckiger<br />

und gut aussehender neuer Bewerber<br />

auftritt, der Turandot bezwingen will, lässt<br />

ahnen, dass nach drei<br />

Akten das Ganze trotz<br />

aller blutigen Verwicklungen<br />

doch noch gut<br />

ausgehen wird. Da fällt die Hinrichtung eines<br />

gescheiterten Bewerbers im ersten Akt<br />

nicht ins Gewicht, macht aber deutlich,<br />

dass Liebe und Tod nahe beieinander liegen.<br />

Nicht nur in der Oper.<br />

<strong>Die</strong> Tragik des Werks ist auch die Tragik<br />

seines Komponisten: Puccini erlebte<br />

die Aufführung seiner Oper nicht mehr.<br />

Fast fünf Jahre hatte der erfolgsverwöhnte<br />

Komponist an seiner „Turandot“ geschrieben,<br />

als ihm eine Erkrankung seines Kehlkopfes<br />

immer mehr zu schaffen machte.<br />

Bei der Operation des Karzinoms in einem<br />

Brüsseler Krankenhaus starb Puccini<br />

überraschend am 29. November 1924.<br />

Der Oper fehlte allein noch das Schlussduett<br />

von Calaf und Turandot. Bei der Uraufführung<br />

in der Mailänder Scala 1926 beendet<br />

Arturo Toscanini das Werk genau an der<br />

Stelle, für die Puccini seine letzten Noten<br />

geschrieben hatte. Erst zur zweiten Aufführung<br />

spielte man das nach Puccinis Skizzen<br />

von Franco Alfano komplettierte Finale.<br />

„Turandot“ wurde postum ein Riesenerfolg<br />

für Puccini. Nach „Madame Butterfly“ hatte<br />

er sich erneut in das fernöstliche, diesmal<br />

das chinesische Sujet bewegt. Pucci-<br />

ni besaß nicht<br />

den Ehrgeiz,<br />

Musikethnologie<br />

zu betreiben,<br />

aber er machte sich intensiv mit der<br />

chinesischen Musik vertraut, um ihr in seiner<br />

„Turandot“ einen Nachklang zu geben.<br />

Mit pentatonischen Tonfolgen, einem<br />

exotisch gefärbten Instrumentarium und<br />

seinem bekannten Arien-Schmelz schuf<br />

Puccini auf diese Weise eine wunderbare<br />

Melange bürgerlicher Weltmusik. Der Höhepunkt<br />

einer jeden „Turandot“-Aufführung,<br />

der auch den Top-Ten-Verwurstungen<br />

in den Pop-Charts nicht zum Opfer<br />

fallen kann, bleibt natürlich die Arie „Nessun<br />

dorma“. Und an dieser schönen Tradition<br />

wird sich auch in der Bremer Seebühnen-Inszenierung<br />

nichts ändern.<br />

„Turandot“ ist wie geschaffen für<br />

diesen Ope(r)n-Air-Event.<br />

Optisch setzt man noch mehr auf Effekte<br />

als in den beiden Jahren zuvor. Es bleibt<br />

zwar im Kern eine konzertante Aufführung,<br />

die Prinzessin Turandot schwebt<br />

aber nicht nur musikalisch, sondern auch<br />

ganz praktisch. Rund 20 Meter wird sie von<br />

Zeit zu Zeit an Seilen über der Seebühne<br />

in der Höhe hängen und dem Treiben der<br />

Heiratsbewerber zusehen.<br />

THEATER BREMEN Turandot 5<br />

Mit Freude am circensischen Event soll<br />

beispielsweise auch ein Rennen von Drachenbooten<br />

das Geschehen auf der Bühne<br />

umspielen, und in den „Zwischenakten“<br />

der Pausen bleibt China ebenfalls maßgebend.<br />

Catering ganz nach Art der „Sieben<br />

Schätze“ ist geordert und soll den Abend<br />

geschmacklich abrunden. „Wir werden die<br />

chinesische Seele in jeder Hinsicht streicheln“,<br />

verspricht denn auch Hans-Joachim<br />

Frey.<br />

Politisch, so Frey, wolle man das Thema<br />

nicht überstrapazieren. Zwar geht es auch<br />

in „Turandot“ um die schwierigen kulturellen<br />

und politischen Verhältnisse in China,<br />

ein Anknüpfen an die Diskussionen<br />

um Menschenrechte und Zensur läge also<br />

nahe. Aber eine Märchenoper bleibe eben<br />

eine Märchenoper, meint Frey: „Assoziationen<br />

zur aktuellen politischen Lage in<br />

China darf sich aber jeder machen.“<br />

Das Happy End ist in jedem Fall garantiert.<br />

„Am Ende fallen sich der Prinz und die<br />

Prinzessin in die Arme“, so der Intendant.<br />

Und dann dürfte es wohl – trotz Eisschollen<br />

– auch so manchem Gast auf der Tribüne<br />

an der „Waterfront“-Promenade warm<br />

ums Herz werden.<br />

Unterstützt von der Sparkasse Bremen.

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