Die „Marie Antoinette“ - Roland Verlag GmbH
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62 KUNST Ausstellungen<br />
KUNSTWERKE Text:<br />
<strong>Die</strong> Kraft der Linie<br />
Pablo Picasso (1881-1973) war vieles: Genie,<br />
Verführer, Maler. Und er war ein großer Grafiker.<br />
Das zeigt die Sonderausstellung „Picasso<br />
– <strong>Die</strong> Kraft der Linie“ im Horst-Janssen-Museum<br />
Oldenburg. Rund 100 Blätter<br />
hat Jutta Moster-Hoos, wissenschaftliche<br />
Leiterin des Hauses, dafür aus dem Bestand<br />
des Graphikmuseums Pablo Picasso Münster<br />
herausgepickt. Darunter Arbeiten aus der<br />
„Suite Vollard“, die zwischen 1930 und 1937<br />
entstanden ist. Zu entdecken sind Atelierszenen,<br />
allerlei Erotisches und immer wieder<br />
der Minotaurus. Das Mischwesen aus<br />
Mensch und Stier ist in Picassos Werk so etwas<br />
wie das Alter Ego des Künstlers, wuchtig,<br />
lebensbejahend, eroberungswütig.<br />
Mitte der 40er Jahre hat sich Picasso dann<br />
der Lithografie und ihren eher malerischen<br />
Möglichkeiten zugewandt. Aus der Sammlung<br />
Huizinga, ebenfalls in Münster verwahrt,<br />
sind Arbeiten dieser Zeit zu sehen,<br />
darunter große Frauenporträts. Mit dabei<br />
die „Jeune fille aux grands cheveux“ von<br />
1945, die genialisch einfach gezeichnete<br />
„Françoise“ sowie die „Femme au corsage à<br />
fleurs“ von 1958.<br />
Bis 29. August 2010. Horst-Janssen-Museum<br />
Oldenburg.<br />
Chronistin<br />
Sabine Komm<br />
Fotos von Herlinde Koelbl wurden bereits<br />
1997 in Oldenburg gezeigt, jetzt ist<br />
das Werk der großen Chronistin zurück in<br />
der Stadt. Im Oldenburger Schloss ist die<br />
Werkschau „Mein Blick“ zu sehen. Mehr<br />
als 350 Fotos sind darin zu Themenblöcken<br />
zusammengefasst, darunter die „Jüdischen<br />
Porträts“; Schwarz-Weiß-Bilder, die Erfahrungen<br />
von Überlebenden des Holocausts<br />
spürbar machen. Andere Serien sind in<br />
deutschen Wohnzimmern und Schlafzimmern<br />
entstanden und am Sterbebett.<br />
Faszinierend ist auch der Werkzyklus „Spuren<br />
der Macht – <strong>Die</strong> Verwandlung des Menschen<br />
durch das Amt“, Koelbls bislang<br />
größtes Projekt. Von 1991 bis 1998 hatte sie<br />
Jahr für Jahr 15 Persönlichkeiten aus Politik<br />
und Wirtschaft interviewt und fotografiert.<br />
<strong>Die</strong> Langzeitstudie zeigt die Veränderung<br />
von Prominenten wie Joschka Fischer, Gerhard<br />
Schröder und Angela Merkel.<br />
Typisch für Koelbl auch hierbei: Sie ist neugierig,<br />
aber nicht voyeuristisch. Ihre Leidenschaft<br />
gilt den Langezeitprojekten, bei<br />
denen sie den Menschen sehr nahe kommt<br />
– eine Voraussetzung für Fotos von großer<br />
Tiefe.<br />
Bis 13. Juni. Landesmuseum für Kunst<br />
und Kulturgeschichte Oldenburg.<br />
Märchenhaft morbide<br />
Junge Künstler zu fördern ist zentrales Ziel<br />
der Kunsthalle Wilhelmshaven. Der jüngste<br />
Coup, den das Team dort gelandet hat,<br />
ist gleichzeitig eine Deutschlandpremiere.<br />
Erstmals sind hier Arbeiten des Schweizers<br />
Léopold Rabus zu entdecken: zehn Großformate,<br />
zum Teil wandfüllend, gemalt im<br />
Stil der alten Meister. Doch ihre Ästhetik<br />
bewegt sich am Rande des Abgrunds.<br />
Was uns Rabus bietet, ist ein Schauspiel<br />
der anderen Art, tiefgründig und verstörend.<br />
So märchenhaft und morbide wirken<br />
seine Figuren, dass sie uns bis in die<br />
tiefsten Träume verfolgen. Menschen mit<br />
riesigen Köpfen und präzise gescheitelten<br />
Frisuren bevölkern Rabus’ Werk. Es sind<br />
versponnene Wesen, die schon mal an der<br />
Decke eines surreal möblierten Zimmers<br />
schweben, halbnackt unter Giftpilzen kauern<br />
oder wie Aussätzige in einer verwilderten<br />
Natur herumzuirren scheinen.<br />
Nach Holland und der Schweiz zeigt die<br />
Wanderausstellung jetzt in Wilhelmshaven,<br />
auf welch ungewöhnliche Weise sich<br />
der 33jährige mit existentiellen Themen<br />
wie Einsamkeit, Liebe und Tod auseinandersetzt.<br />
Von 13. Juni bis 5. September in der<br />
Kunsthalle Wilhelmshaven.