HINWEIS AN DEN LESERDie folgenden Arten illuminierter <strong>Handschriften</strong> werden in diesem Buch erwähnt:Titellose BücherBücher mit TitelGruppen von Blättern aus einer identifizierbaren HandschriftMiniaturen und historisierte Initialen aus einer identifizierbaren HandschriftMiniaturen aus einer nicht identifizierbaren HandschriftMiniaturen, die vermutlich aus einer Handschrift stammen.Für titellose Bücher werden generische Titel (z.B. Stundenbuch) verwendet.Bücher mit Titel werden durch Nennung von Autor und Titel (in der Originalsprache) oder nurdurch Nennung des Titels zitiert.Bei den Tafeln wird der Name des Künstlers, sofern bekannt, angegeben. Bei allen Verzierungen der<strong>Handschriften</strong>, die in diesem Buch vorgestellt werden, wurden Temperafarben verwendet, manchmalzusammen mit Blattgold, Silberfolie oder Goldfarbe. Der Schriftträger ist in der Regel Pergament,lediglich das Faultier in Ms. 20 (Nr. 53) wurde auf Papier gemalt.Bibeltexte wurden nach der lateinschen Vulgata-Version zitiert.HINWEIS AN DEN LESER 9
1 EvangelistarSankt Gallen oderInsel Reichenau,Ende 10. Jahrhundert212 Blatt, 27,7 x 19,1 cmMs. 16; 85.MD.317Tafel: Verzierte Initiale C, Fol. 2Die Neubildung des Heiligen Römischen Reiches Karls des Großen durchOtto I. <strong>im</strong> Jahre 962 leitete eine neue Epoche in der Herstellung prachtvollerKunstobjekte ein. Die aus Sachsen stammende Kaiserdynastie beherrschte abder Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum 11. Jahrhundert die politische LandschaftEuropas. Im Laufe von ungefähr einhundert Jahren wurden <strong>im</strong> ottonischen Reicheinige der kostbarsten illuminierten <strong>Handschriften</strong> des Mittelalters geschaffen.Das Evangelistar ist eine Sammlung von Auszügen aus den Evangelien, diewährend der Messe verlesen werden. Wie bei vielen solcher liturgischer <strong>Handschriften</strong>,werden die wichtigsten Festtage durch Seiten eingeleitet, auf denen große undkunstvoll verzierte Initialen (die sogenannten Incipit-Seiten) den Beginn derLesung hervorheben. Dieses reich verzierte C ist der Anfangsbuchstabe deslateinischen Wortlautes von Matthäus 1,18, "Als seine Mutter Maria mit Josephverlobt war..." (Cum esset...), der am Heiligen Abend verlesenen Schriftstelle.Der Stil der mit Rankenwerk geschmückten Initiale deutet darauf hin, daß dieseHandschrift entweder in Sankt Gallen oder auf der Insel Reichenau (beide in der Näheder heutigen deutsch-schweizerischen Grenze) geschaffen wurde. Die dortigen Klösterzählten zu den führenden Zentren der Herstellung ottonischer <strong>Handschriften</strong>, und dieüppige Verwendung von Gold und Purpur in dieser und in anderen Arbeiten verrät denReichtum solcher kirchlicher Einrichtungen. Tatsächlich war Reichenau bekannt fürdie Anfertigung oppulenter <strong>Handschriften</strong>, die vom Kaiserhaus in Auftrag gegebenwurden, während Sankt Gallen auf eine lange Tradition des Gelehrtentums und desKunstschaffens zurückblicken konnte, die bis in das Zeitalter Karls des Großen undnoch weiter zurückreichte.Obwohl Initialen schon in der Buchmalerei des früheren Mittelalters einenwichtigen Platz eingenommen hatten, zeichnen sich die ottonischen Blätter durch einebis dahin unbekannte und auffallend formale Harmonie aus. Bei diesem typischenBeispiel schafft der rechteckige Rahmen einen klar umrissenen Raum für die Initialeund dient als Anker für die goldenen Ranken, die sich um den Buchstaben C winden.Innerhalb des Rahmens wird das strahlende Gold dezent durch einige helle Blau- undLavendelflächen mit orangen und dunkelblauen Punkten akzentuiert; diese Farbtöneheben sich von dem cremefarbenen Ton des Pergamentes gut ab. Obwohl ottonische<strong>Handschriften</strong> wegen ihrer Schönheit und Seltenheit sehr bewundert werden, befindensich nur äußerst wenige davon in amerikanischen Sammlungen, und so bildet dieGruppe von vier Büchern <strong>im</strong> Besitz des <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s (Nr. 1,3-5) eine großeAusnahme.ASC10 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN
- Seite 2: Meisterwerkeim J. Paul Getty Museum
- Seite 14 und 15: 2 Zwei Blätter aus einemEvangeliar
- Seite 18: 4 BenediktionaleRegensburg, ca. 103
- Seite 26: 7 Neues TestamentKonstantinopel, 11
- Seite 33 und 34: 10 Kanontafeln aus dem Zeyt c un-Ev
- Seite 38: 12 Zwei Miniaturen aus einemPsalter
- Seite 42: 14 Wenzeslaus-PsalterParis, ca. 125
- Seite 46: folgt den Worten (ad verbum) des Ps
- Seite 50 und 51: 18 BestiariumFlandern, ca. 1270102
- Seite 54 und 55: 20 EvangeliarNicäa oder Nicomedia,
- Seite 58: 2 Vidal MayorNordost-Spanien,ca. 12
- Seite 61 und 62:
24 Guiart des Moulins,Bible histori
- Seite 63:
25 MissaleBologna, zwischen 1389und
- Seite 68:
27 Rudolf von Ems, WeltchronikRegen
- Seite 74 und 75:
29 Missale aus dem CollegiumDucaleW
- Seite 77:
31 StundenbuchParis, ca. 1415-14202
- Seite 82 und 83:
33 Stundenbuch des Simonde VarieTou
- Seite 86 und 87:
35 Les Visions du chevalier TondalG
- Seite 91 und 92:
37 StundenbuchVermutlich Gent,ca. 1
- Seite 95:
39 Fünfzehn Blätter aus DavidAube
- Seite 99:
41 Miniatur aus Valerius Maximus,Fa
- Seite 104:
43 Jean Froissart, Chroniques,3. Bu
- Seite 108:
45 Historisierte Initialeaus einem
- Seite 111 und 112:
47 Gualenghi-d'Este-StundenbuchFerr
- Seite 113:
48 GradualeRom, Ende 15. oderAnfang
- Seite 118:
50 Spinola-StundenbuchGent oder Mec
- Seite 123 und 124:
52 Miniatur aus einemStundenbuchVer
- Seite 127 und 128:
GLOSSARApokryphenDie Apokryphen des
- Seite 129:
VERZEICHNISDie Zahlenangaben verwei