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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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6 EvangeliarHelmarshausen,ca. 1120-1140168 Blatt, 22,8 x 16,4 cmMs. Ludwig II 3; 83.MB.67Tafeln: Heiliger Matthäus undIncipit-Seite, Fol. 9v-10Siehe S. 22-23Die Evangelien, die Berichte über das Leben Christi, welche den Heiligen Matthäus,Markus, Lukas und Johannes zugeschrieben werden, stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt derchristlichen Lehre. Vom 7. bis zum 12. Jahrhundert waren Evangeliare die wichtigstenund die am schönsten illuminierten <strong>Handschriften</strong> überhaupt, die in Westeuropahergestellt wurden. Dieses Beispiel aus dem 12. Jahrhundert, eine der prachtvollsten<strong>Handschriften</strong> <strong>im</strong> Bestand des <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s, wurde in der BenediktinerabteiHelmarshausen in Norddeutschland angefertigt.Jedem Evangelium wurde ein Bildnis des Verfassers vorangestellt, eine Bildtradition,die aus der Antike stammt. Hier sehen wir den Heiligen Matthäus, wie er dieEröffnungssätze der Schrift schreibt: "Liber generationis jesu christifilii David filiihabrah[am].(Das Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, desSohnes Abrahams). Die Inschrift über dem Kopf des Matthäus' lautet "Der Anfangdes Heiligen Evangeliums nach Matthäus". Der Autor hält einen Federkiel und einMesser, um diesen anzuspitzen. Zwei tintengefüllte Hörner sind in das Pult eingelassen.Die großen Flächen satter Farbe und der Faltenwurf des dicken Gewands sindtypisch für die romanische Kunst. Die Falten wurden zu geometrischen Formenreduziert und wurden oft "verschachtelt", das heißt sauber ineinander angeordnet.Trotz dieser Stilisierung ist Matthäus eine robuste Person mit einer vollen Gestalt.Wie bei fast allen illuminierten <strong>Handschriften</strong> des Mittelalters ist der Künstler,der diese Seiten ausmalte, nicht bekannt. Der berühmte Goldschmied Rogerusvon Helmarshausen, der in Niedersachsen zu Beginn des 12. Jahrhunderts tätigwar, entwarf auffallend ähnliche Gestalten.Auf das Incipit, oder die Eingangszeilen eines Textes, wurde oftmals ebensoviel künstlerische Sorgfalt wie auf die Miniaturen verwendet. Diese Incipit-Seitezeigt den Großbuchstaben L, der aus verwobenen und spiralförmigen Ranken ausBlattgold konstruiert wurde, ein Höhepunkt der künstlerischen Phantasie. Die übrigenBuchstaben des Wortes Liber sind in den Entwurf integriert. Ein / in Silber wurdezwischen die Goldranken gesetzt. Die letzten drei Buchstaben wurden rechts davonin Gold angebracht. Die restlichen Worte wurden abwechselnd in Blattgold undSilber auf einem dicht gemusterten, burgunderfarbenen Hintergrund gearbeitet. DieserHintergrund <strong>im</strong>itiert die teuren Seidenstoffe aus Byzanz, die von den Westeuropäernbewundert wurden und ihnen als wertvolle Schätze galten. Seidenstoffe aus Byzanzwurden oftmals für das Binden so wertvoller <strong>Handschriften</strong> wie dieses Evangeliarverwendet.TK21 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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