23 Vita beatae HedwigisSchlesien, 1353204 Blatt, 34,1 x 24,8 cmMs. Ludwig XI 7; 83.MN.126Tafel: Heilige Hedwig von Schlesien,angebetet von Herzog Ludwig vonLegnica (Liegnitz) und Brzeg (Brieg)und Herzogin Agnes, Fol. 12vDie Handschrift Das Leben der Seligen Hedwig ist eines der wichtigsten Monumente dermitteleuropäischen Malerei des 14. Jahrhunderts. Dies ist der älteste noch vorhandene,illuminierte Bericht über die schlesische Adelige Hedwig, die von 1174 bis 1243 lebteund <strong>im</strong> Jahre 1267, bemerkenswert kurz nach ihrem Tod, heiliggesprochen wurde. DerText und die darin enthaltenen Illuminationen erzählen nicht nur viel über HedwigsLeben, sondern auch über die Spiritualität der Frauen <strong>im</strong> Mittelalter. Anders alsfrühchristliche Heilige, die in der Regel keusche Märtyrer waren, verbrachten dieweiblichen Heiligen des späten Mittelalters ihr Leben oftmals als treusorgendeEhefrauen und Mütter. Hedwigs Werk, aus denen ihr inniges Gebet, die äußereDemut und grenzenlose Mildtätigkeit hervorzuheben sind, zeigt verschiedeneWege auf, wie Frauen des Mittelalters in den spirituellen Dialog mit Christus traten.Das Titelbild stellt eine kostbar gekleidete Heilige <strong>im</strong> Witwenstand mit den ihrzugeordneten Attributen dar. Die Statuette der Madonna bezieht sich auf HedwigsHingabe an die Jungfrau, das Buch und der Rosenkranz auf ihre zahllosen Gebeteund ihre nackten Füße auf ihre asketische Lebensweise. Die Seite wurde in dem Stilausgeführt, der damals in Böhmen, das in der Mitte des 14. Jahrhunderts unter KaiserKarl IV. und seinem Heiligen Römischen Reich eine Blütezeit erlebte, in Mode war.Die leicht geschwungene Gestalt der Hedwig wurde ausdrucksstark modelliert undin einer Weise gemalt, die der mitteleuropäischen polychromen Plastik ähnelt und andie Eleganz der gleichzeitig in Frankreich vorherrschenden gotischen Kunst erinnert.Die Heilige steht vor ihrem Thron, unendlich groß gegenüber Herzog Ludwig undHerzogin Agnes, die diese Handschrift in Auftrag gaben. Ludwig, in fünfter Generationein Nachfahre Hedwigs, war ein politisch verhältnismäßig unbedeutender schlesischerHerzog, dafür aber ein ambitionierter Förderer von Bau- und Kunstvorhaben. DieHandschrift sollte der glorreichen Familiengeschichte des Herzogs ein Denkmalsetzen und war ursprünglich für das Nonnenkloster Liegnitz best<strong>im</strong>mt, das vonder Heiligen selbst gegründet worden war. Gemäß Ludwigs Testament aus dem Jahre1396 (zwei Jahre vor seinem Tod) wurde der Kodex statt dessen an den sogenanntenHedwig-Konvent in Brieg gesandt, den der Herzog eingerichtet hatte. Der Textund die Illustrationen des Buches sollten den Nonnen als Beispiel für die eigeneLebensweise dienen.ASC59 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN
24 Guiart des Moulins,Bible historialeParis, ca. 1360-13702 Bände, 608 Blatt, 35 x 26 cmMs. 1; 84.MA.40Tafeln: Meister des Jean deMandeville,Die Geburt von Esau undJakob, Bd. 1, Fol. 29vJoseph <strong>im</strong> Brunnen, Bd. 1, Fol. 39König David mit Musikinstrumenten,Bd. 1, Fol. 273Der Tor und ein Dämon,Bd. 1, Fol. 284Die Bibel als Gesamtwerk wurde erst <strong>im</strong> 14. Jahrhundert allgemein in den Volkssprachenzugänglich. In Frankreich wurde die Bibel vielerorts in Form einer grob verfälschtenVersion bekannt, die als Historienbibel bezeichnet wurde. Diese wurde gegen Ende des13. Jahrhunderts von dem Kleriker Guiart des Moulins zusammengestellt und nahmihren Anfang mit der Übersetzung der Historia scholastica (Scholastische Geschichte),die von einem anderen Franzosen, Peter Comestor (ca. 1100-1179), in lateinischerSprache verfaßt worden war. Peters Buch betonte die Rolle des Werks als ein Zeugnishistorischer Ereignisse und besteht aus Peters Kommentaren zu Bibelexzerpten. SeinerÜbersetzung der Scholastischen Geschichte fügte Guiart weitere Anmerkungen undÜbersetzungen ganzer Bücher der Bibel hinzu. Schon vor Guiarts Tod (um 1322)gab es von diesem Buch eine erweitere Version, die durch französische Übersetzungenaller Bücher der Bibel und einige Apokryphen ergänzt wurde. Letztere hatte erallerdings nicht übersetzt. Damit war das Buch zu einer nahezu vollständigen Bibelmit Kommentaren, apokryphischen Schriften und Andachtstexten angewachsen.Wie Peter erhob auch Guiart den Anspruch auf eine historische Berichterstattung.Die charakteristische Maltechnik, die als Grisaille (wörtlich "grau" oder "Malerei inGrautönen") bezeichnet wurde, erfreute sich <strong>im</strong> Frankreich des 14. Jahrhundert ebensoILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 60
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Meisterwerkeim J. Paul Getty Museum
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GLOSSARApokryphenDie Apokryphen des
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