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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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40 Quintus Curtius Rufus,Livre des fais d'Alexandrele grantLille und Brügge,ca. 1468-1475237 Blatt, 43,2 x 33 cmMs. Ludwig XV 8; 83.MR.178Tafel: Dem Meister des Jardin devertueuse consolation zugeschrieben,Alexander und die Nichte desArtaxerxes III, Fol. 123Alexander der Große (356-323 v.Chr.), König von Mazedonien, eroberte einenGroßteil der antiken Welt. Er brachte große Gebiete unter seine Herrschaft, und seinReich erstreckte sich vom östlichen Mittelmeer bis nach Nordindien. Sein Ruhm wurdeauch während des Mittelalters gepriesen, und sein Name ruft heute noch Bewunderunghervor. Das Aufkommen des Humanismus in Nordeuropa in der zweiten Hälftedes 15. Jahrhunderts brachte auch den Wunsch nach wahrheitsgetreuen Berichtenüber seine Heldentaten auf. Man gab sich nicht länger mit den <strong>im</strong> Mittelalteraufgeschriebenen Legenden und Dichtungen zufrieden. Vasco da Lucena, einportugiesischer Diplomat und Humanist am burgundischen Hof, wählte aus denBerichten der Antike den Text des römischen Geschichtsschreibers Quintus CurtiusRufus aus, der vermutlich <strong>im</strong> 1. Jahrhundert lebte, da ihm dieser am verläßlichstenerschien. Vasco übersetzte ihn ins Französische und ersetzte die Abschnitte, dieverlorengegangen waren. Sein Vorhaben, das er Karl dem Kühnen, dem Herzogvon Burgund, widmete, fand großen Anklang bei Hofe und darüber hinaus in ganzFlandern und Frankreich. Die Abschrift <strong>im</strong> Besitz des <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s wurdewahrscheinlich für einen Adeligen aus dem Umfeld des Herzogs angefertigt.Auf der vorliegenden Miniatur kniet die Nichte des persischen Königs Artaxerxes III.(358-338 v.Chr.) vor Alexander. Der Eroberer hatte sie unter seinen persischenGefangenen erkannt. Da sie Mitglied einer Königsfamilie war, beschließt er, siefreizulassen und ihr ihren Besitz zurückzugeben. Vasco beschrieb solche Vorfälle in allenEinzelheiten, um ein ausgewogenes Bild vom Charakter der behandelten Persönlichkeitzu vermitteln. An anderen Stellen <strong>im</strong> Text zeigt er uns Alexanders Grausamkeit, Eitelkeitund andere Schwächen. Der anonyme Maler dieses Buches illuminierte auch anderegroßformatige Werke für burgundische Adelige. Sein Stil weist Ähnlichkeiten zu dem desIlluminators Lieven van Lathem (Nr. 38) aus Antwerpen auf. Jean du Quesne, der dieseAbschrift von Vascos Text anfertigte, übersetzte selbst auch Texte anderer Humanisten.Längere Geschichten wie diese wurden den Besitzern der Bücher von einem Pultaus vorgelesen. Alexanders Heldentaten dürften den Rittern am burgundischen Hofbesonders gefallen haben, und die Konvention, Persönlichkeiten aus der Antike inder zeitgenössischen, am Hof üblichen Tracht abzubilden, vermittelte den Betrachterneinen besonderen Bezug zu den Geschichten. Die vierzehn Miniaturen des Alexander<strong>im</strong> Besitz des <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s sind sehr farbenfroh und voller Leben. Sie zeigenSchlachten und Eroberungsfeldzüge, Morde und höfische Intrigen.TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 96

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