13.07.2015 Aufrufe

Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

21 Zwei Miniaturen aus einemBuch der alttestamentarischenProphetenSizilien, ca. 13007,3 x 17,4 cmMs. 35; 88.MS.125Tafel: Die Vision des Zacharias,Blatt 2Seit der Renaissance hat so mancher Sammler alte illuminierte <strong>Handschriften</strong> mehrwegen ihrer Ausschmückung als wegen ihrer Textinhalte geschätzt. So kam es, daß zueiner Zeit, da Buchliebhaber <strong>im</strong>mer noch Aufträge über neue illuminierte <strong>Handschriften</strong>erteilten, andere Sammler Miniaturen und gemalte Dekorationen aus alten Büchernausschnitten. Diese Gepflogenheit existierte für einige Jahrhunderte. Im späten18. Jahrhundert stellte der Baseler Kunsthändler Pieter Birmann ein Album mit 475Ausschnitten aus einer Vielzahl mittelalterlicher <strong>Handschriften</strong> aller Arten zusammen.Das <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong> besitzt zwei Miniaturen aus diesem Album, auf der hier nichtabgebildeten Miniatur wird Die Ermordung des Sennacherib dargestellt. Beide stammenvermutlich aus einem Buch mit den Schriften der alttestamentarischen Propheten.Das hier dargestellte, seltene Sujet ist die erste der acht Visionen des Zacharias.Eine Übersetzung aus der lateinischen Vulgata-Bibel, die der Illuminatorwahrscheinlich als Vorlage benutzte, lautet:Ich hatte des Nachts ein Gesicht, und siehe, ein Mann ritt auf einem roten Pferde, under stand zwischen den Myrten <strong>im</strong> Talgrund, und hinter ihm waren rote, scheckige undweiße Rosse. Da sagte ich: "Was bedeuten diese da, o Herr?" Und es antwortete derEngel, der in mir sprach, und sagte: "Ich will dir zeigen, was diese da bedeuten." Danahm der Mann, der zwischen den Myrten hielt, das Wort und sprach: "Das sind die,welche Jahwe ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen." Und diese wandten sich nunan den Engel Jahwes, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: "Wir haben dieErde durchstreift, und siehe, die ganze Erde liegt still und friedlich da."(Zacharias 1,8-11)Der Künstler weicht von dem mystischen Text ab, indem er den Mann in der Visionauf ein Pferd steigend zeigt, anstatt einfach nur zwischen den Myrten stehend. Ebensobildet er nur eines anstelle von zwei roten Pferden ab und stellt den Engel an ZachariasSeite.Die langgestreckten Proportionen der Figuren und ihre kleinen Köpfe sind zudiesem Zeitpunkt für die byzantinische Kunst besonders charakteristisch. Die Ergebnisseder Textforschung und paläographischen Untersuchungen lassen darauf schließen, daßder Illuminator, obgleich er wahrscheinlich ein Grieche war, diese Miniaturen in einin Westeuropa geschriebenes Buch malte. Ein solcher Künstler dürfte in einer dergriechischen Siedlungen in Sizilien gelebt haben.TK54 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!