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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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28 Zwei Miniaturen, vielleicht auseiner HandschriftKöln, ca. 1400-141023,6 x 12,5 cmMs. Ludwig Folia 2; 83.MS.49Tafel: Meister der Heiligen Veronika,Der Heilige Antonius, der Abt,segnet die Tiere, die Armen unddie Kranken, Blatt 2Die am Rhein gelegene Stadt Köln war <strong>im</strong> Mittelalter ein wichtiges Kunstzentrum.Nach dem Maler, der als Meister der Heiligen Veronika bezeichnet wird (tätig ca.1390-1410), brachte diese Stadt noch einige weitere der herausragendsten Malerdes 15. Jahrhunderts hervor. Kölns Nähe zu holländischen und flämischen Städtenbezog die Stadt in ein Geflecht blühender künstlerischer Kreativität ein, insbesondereauf dem Gebiet der Malerei und der Illumination von <strong>Handschriften</strong>.Der Meister der Heiligen Veronika stellt einen Einsiedler des 4. Jahrhunderts dar -den Heiligen Antonius, den Abt, der die Kranken, Armen und Tiere segnet. Er stehtauf einem Podest und trägt einen schwarzen Umhang mit dem Tau-Zeichen (T) undeine weiße Kutte des Antoniter-Ordens sowie elegante und kostbare Schuhe. Er hältden Kreuzstab eines Abtes in der Hand. Das Podest ähnelt den Sockeln, auf die diepolychromen, aus Holz geschnitzten Heiligenfiguren der damaligen Zeit gestelltwurden, als Hinweis an den Betrachter, daß es sich hier nicht bloß um eine bildlichdargestellte Erzählung handelt. Der Heilige selbst soll Gegenstand unserer Verehrungsein. Der Antoniter-Orden widmete sich der Pflege der Kranken und Gebrechlichen.Als einer der <strong>im</strong> Mittelalter am inbrünstigsten verehrten Heiligen wurde der EinsiedlerAntonius um Beistand bei verschiedenen Krankheiten angerufen, insbesondere beidem als Antoniusfeuer (Erysipelas) bezeichneten Leiden. Das Antoniusfeuer war <strong>im</strong>Mittelalter besonders weitverbreitet und virulent, es verursacht qualvolle Schmerzen,Verkrümmungen der Gliedmaßen und Halluzinationen. Damals führte es zuAmputationen und unweigerlich zum Tod.In Köln gab es eine wichtige Kirche, die dem Heiligen Antonius geweiht war,dazu gehörte noch ein vom Orden geführtes Krankenhaus. Es wurde während der1380er Jahre restauriert, weniger als eine Generation, bevor die Miniaturen <strong>im</strong> Besitzdes <strong>Museum</strong>s gemalt wurden. Einigen Berichten zufolge segnete der Abt von SanktAntonius in Köln an jedem Gedenktag des Heiligen (17. Januar) Tiere. Es ist daherwahrscheinlich, daß der Meister der Heiligen Veronika diese Miniatur und ihr Pendantspeziell für ein Buch oder ein kleines Altargemälde für diese Kirche oder eine Kapelle<strong>im</strong> angrenzenden Krankenhaus malte.Die brillanten Farben, lieblichen und sanften Gesichtsausdrücke, höfischenund eleganten Kleider sowie die nuancierte Modellierung sind Elemente einesMalereistils, der so unterschiedliche Zentren wie Köln, Utrecht, Paris, Prag undLondon um 1400 miteinander verband. Kunsthistoriker nennen dieses Phänomenden Internationalen Stil.TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 71

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