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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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26 StundenbuchVermutlich Utrecht,ca. 1405-1410210 Blatt, 16,4 x 11,7 cmMs. 40; 90.ML.139Tafeln: Meister des Dire van Delf,Initiale D mit Madonna und Kind,Fol. 14Grablegung, Fol. 79vSiehe S. 64-65Be<strong>im</strong> Übergang vom 14. zum 15. Jahrhundert dauerte die Blüte der Buchmalerei selbstin den abgelegensten Winkeln Europas ungebrochen fort. Eines der jüngsten Zentrenlag <strong>im</strong> Norden der Niederlande (das heutige Holland), wo unter der wohlwollendenGönnerschaft von Albrecht von Bayern, Graf von Holland (1398-1404), ein Stilder höfischen Illumination gedieh. Albrecht versammelte an seinem Hof in DenHaag Künstler, Musiker und Intellektuelle. Er ernannte den hochangesehenenTheologen Dire van Delf aus dem Dominikanerorden zum Hofkaplan und gabilluminierte Abschriften vieler Schriften van Delfs in Auftrag. Die folglich von denKunsthistorikern als Meister des Dire van Delf bezeichneten, anonymen Künstlerilluminierten dieses Stundenbuch. Die Meister des Dire van Delf bildeten eines derwichtigsten holländischen Buchmaler-Ateliers <strong>im</strong> Holland des 15. Jahrhunderts.Aufgrund der Verbindung des Ateliers zum Hofkaplan und des Ursprungs seinerMalkunst am Hofe Albrechts, ist durchaus anzunehmen, daß ein FamilienangehörigerAlbrechts oder einer seiner Höflinge diese <strong>Getty</strong>-Handschrift in Auftrag gab.Das Marienoffizium beginnt mit einem Bildnis der Jungfrau und des Kindes. Sieist zur Königin des H<strong>im</strong>melreichs gekrönt, sitzt aber auf dem Boden, was ihre Demutzum Ausdruck bringen und damit dem Leser als Vorbild dienen soll. Ihr liebliches,jugendliches Antlitz, die volle Modellierung des gänzlich in einen Umhang gehülltenKörpers und die sanfte Ausleuchtung sind typisch für die nordeuropäische Malereiund Illumination jener Zeit (vgl. beispielsweise Nr. 28, ganz in der Nähe, nämlichin Köln, gemalt).Stundenbücher förderten nicht nur die Marienverehrung, sondern dienten auchder Meditation über die Bedeutung der Heilsgeschichte. Wie dieses Manuskriptzeigt, ergänzen die Miniaturen die Texte, wecken Emotionen und Anteilnahmeam übergroßen Opfer Jesu. In der Grablegung Christi legen die Jungfrau, Josephvon Ar<strong>im</strong>athäa und Nikodemus mit schmerzvollem Blick Christi Körper sanftin das Grab. Die Jungfrau betrachtet das Gesicht ihres Sohnes und sinnt wohl über dieBedeutung seines Todes nach, so wie der Betrachter dazu aufgefordert ist, dieses Bildzur Meditation über dieselbe Glaubenswahrheit zum Anlaß zu nehmen. Die Künstlerlassen die breiten Gestalten der Umsorgenden über den Rand des gemalten Rahmenshinausragen, <strong>im</strong>plizit nähern sie sich damit der Erfahrungswelt des Betrachters. TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 66

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