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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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14 Wenzeslaus-PsalterParis, ca. 1250-1260203 Blatt, 19,2 13,4 cmMs. Ludwig VIII 4; 83.MK.95Tafel: Initiale B mit David spielt vorKönig Saul und David tötet Goliath,Fol. 28vSiehe S. 42Der Mythos, der um Paris als das Zentrum der Schönheit und der plastischen undbildenden Künste gesponnen wird, hat tiefreichende historische Wurzeln. Diese gehenbis in das 12. Jahrhundert zurück, als die Gotik in der Architektur und der Kunstder Ile-de-France entstand, der Region entlang der Seine, in deren Herzen Paris liegt.Monumentale Glasfenster bereicherten die Mauern seiner Kathedralen, Kirchen undKapellen. Im 13. Jahrhundert florierte dort auch eine rege Buchproduktion. Die Stadtwurde rasch in ganz Europa als das Zentrum der Buchmalerei bekannt. So erwähnt sogar<strong>im</strong> frühen 14. Jahrhundert der Dichter Dante (1265 -1321) <strong>im</strong> fernen Florenz in seinerGöttlichen Komödie "die Kunst, die in Paris Illuminieren genannt wird."Dieser Psalter zeugt von dem internationalen Interesse an der gotischen Buchmalereiaus Paris. Er enthält über 160 Bildberichte aus dem Alten und dem Neuen Testamentsowie zahllose Initialen, die großzügig mit Blattgold und kostbaren Pigmentenausgestattet wurden. Innerhalb eines Menschenalters nach seinem Entstehen erwarbein Edelmann aus Böhmen (in der heutigen Tschechischen Republik) das Werk.Einige Gelehrte sind der Auffassung, daß es sich hier um keinen geringeren alsKönig Wenzeslaus III. von Böhmen (1305-1306) handelt.Die wichtigste Dekoration eines Psalters ist die Beatus-Eingangsseite, auf der sichdie Illustration zum ersten Psalm befindet: Beatus vir... (Selig der Mann...). DieInitiale wird von Schnörkeln geformt, die jeweils in einem Tierkopf enden, undaus runden Scheiben, die mit Erzählungen über David gefüllt sind. In der oberenAusbuchtung des B spielt der junge David vor Saul, in der unteren tötet er Goliath.Der Rahmen ist juwelenartig mit weiteren Szenen aus Davids Leben besetzt. Dergedrängte Entwurf dieser Initiale ist dem der Glasfenster nicht unähnlich, die auseinem Muster von Rhomben und runden Scheiben zusammengesetzt wurden, vondenen jede eine eigene Szene darstellt, die gewöhnlich mit nur wenigen Figuren erzähltwurde. Während die Glasfenster ihre Leuchtkraft dem von außen durch das bunteGlas einfallenden Licht verdanken, bemühten sich die Künstler der gotischen Bücher,mit dem stark aufpolierten und reflektierenden Blattgoldhintergrund, der an satteFarbflächen angrenzte, einen ähnlich brillanten Effekt zu erzielen.TK41 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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