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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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7 Neues TestamentKonstantinopel, 1133279 Blatt, 22 x 18 cmMs. Ludwig II 4; 83.MB.68Tafel: Heiliger Lukas, Fol. 69vDer römische Kaiser Konstantin (der Große) war verantwortlich für zwei derfolgenreichsten Maßnahmen der europäischen Geschichte. Als erster Kaiser, derzum christlichen Glauben konvertierte, war Konstantin ein Würdenträger, der diegroßflächige Verbreitung der verhältnismäßig jungen Religion weiter verstärkte. Alser <strong>im</strong> Jahre 330 beschloß, den Regierungssitz des Kaiserreiches aus Rom zu entfernen,sorgte er damit für eine entschiedene Verlagerung des politischen und kulturellenMittelpunkts des Reiches nach Konstantinopel (heutzutage Istanbul, am Bosporuszwischen Europa und Kleinasien gelegen). Konstantinopel galt als das Herz des neuentstehenden byzantinischen Reiches. Man nannte es das "neue Rom", und seineEinwohner verstanden sich als die wahren Erben des klassischen Vermächtnisses.Die byzantinische Kunst spiegelt dieses doppelte Erbe, das römische und daschristliche, wider, wie das Bildnis des Lukas in dieser Handschrift zeigt. Das antikeGewand und die sorgfältige Modellierung des Gesichts gehen letztendlich auf dieklassische Kunst zurück, während die Plazierung der Figur vor einem sch<strong>im</strong>merndenGoldhintergrund, der an den H<strong>im</strong>mel denken läßt, der mittelalterlichen byzantinischenÄsthetik entspricht. Innerhalb der langen Tradition der Evangelisten-Bildnisse sind dieAbbilder von Lukas und den anderen drei Verfassern der Evangelien gute Beispiele fürden Komnenen-Stil des 12. Jahrhunderts (benannt nach dem Herrschergeschlecht).Obwohl das kräftige Tuch und die leicht gestreckte Pose auf frührere Vorlagen aus dem9. und 10. Jahrhundert zurückgreifen, läßt sich daran ablesen, daß die byzantinischeKunst sich ebenfalls auf eine abstraktere und dynamischere Phase zubewegte.Laut einer Inschrift am Ende der Handschrift wurde dieses Neue Testament <strong>im</strong>Jahre 1133 von Theoktistos, höchstwahrscheinlich in Konstantinopel, fertiggestellt,wo dieser Schreiber ein weiteres Buch für ein bedeutendes Kloster schrieb. (Er wirdallerdings nicht ausdrücklich als Mönch bezeichnet.) Die Handschrift <strong>im</strong> Besitz des<strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s ist damit eines der wenigen prachtvollen byzantinischen Bücher, diezeitlich und geographisch genau eingeordnet werden können. Es dient uns als Maßstabder künstlerischen Kontinuität und der stilistischen Erneuerung in der byzantinischenKunst des 12. Jahrhunderts.ASC25 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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