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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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34 StundenbuchTours, ca. 1480-1485145 Blatt, 16,3 x 11,6 cmMs. 6; 84.ML.746Tafel: Jean Bourdichon,Krönung der Jungfrau Maria, Fol. 72Diese zeremonielle, freudenvolle Miniatur zeigt zwei Engel, die die Jungfrau Mariazur Königin des H<strong>im</strong>melreiches krönen. Gottvater spendet seinen Segen vom H<strong>im</strong>melaus und hält einen Reichsapfel, das Symbol seiner Weltenherrschaft. Unten beobachteteine Gruppe von Engeln das heilige Geschehen. Von Jean Bourdichon aus Tours(ca. 1457—1521), Hofmaler bei vier aufeinanderfolgenden Königen, ausgemalt,enthält diese Handschrift einige seiner frühesten bekannten Werke. Bourdichonwurde als Nachfolger von Jean Fouquet als Hofmaler angestellt, und sein Stil verrätden bedeutenden Einfluß, den Fouquets Neuerungen auf die französische Buchmalereiin der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausübte.Obwohl Bourdichon vermutlich zu diesem frühen Zeitpunkt seiner künstlerischenLaufbahn noch keine Reise nach Italien unternommen hatte, erlernte er von Fouquet diePrinzipien der italienischen Renaissance. Dazu gehörte die Verwendung symmetrischerund geometrischer Formen für die Komposition der Miniatur, beispielsweise ordnete erdie Engel zu Füßen der Jungfrau in einer Ellipse an. Bourdichon lernte wohl auch vonFouquet, wie spirituelles und physikalisches Licht zu malen war. Die Jungfrau sendet voreinem tiefblauen H<strong>im</strong>melsvorhang goldene Strahlen göttlichen Lichtes aus, währendeben dieses Licht die Gewänder der beiden Engel und die Gesichter der darunterbefindlichen Figuren sanft modelliert. Einer der subtileren Effekte liegt in der leichtenKrümmung der Achse der krönenden Engel, die den streng symmetrischen Charakterder Komposition durchbricht und die Tiefenillusion verstärkt.Die Initialen I (oder J) und K sind in der Bordüre viermal abgebildet und jeweilsdurch eine Schleife miteinander verbunden. Solche Buchstaben sind gewöhnlich dieInitialen der Eheleute als Auftraggeber des Buches. Die auffallende Häufung vonGebeten an die Heilige Katharina von Alexandrien könnte darauf hindeuten, daßsich das K auf eine Besitzerin namens Katharina bezieht.TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 82

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