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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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50 Spinola-StundenbuchGent oder Mechelen,ca. 1510-1520312 Blatt, 23,2 x 16,6 cmMs. Ludwig IX 18; 83.ML.114Tafeln: Gerard Horenbout(Meister des James IV. vonSchottland), Die HeiligeDreifaltigkeit auf dem Thron undAbraham und die. drei Engel,Fol. 10v-11Siehe S. 118-119Das Stundenbuch der Spinola (benannt nach der Genueser Adelsfamilie, derdieses Buch einst gehörte) ist eine der kunstvollsten flämischen <strong>Handschriften</strong> des16. Jahrhunderts. Es enthält auf 600 Seiten 88 Miniaturen. Alle Seiten, die keineMiniatur aufweisen, haben eine überaus reich verzierte Bordüre, die zum größten Teilillusionistisch mit Blumen und Insekten gestaltet ist. Bei aller religiöser Ernsthaftigkeit,die dem Thema angemessen ist, sind die Miniaturen in diesem Buch oft verspielt undverleiten den Betrachter, an die gemalten Illusionen zu glauben.Die Miniaturen erscheinen in Stundenbüchern in der Regel oberhalb der erstenWorte (dem Incipit) der Hauptandachten. In dieser Handschrift n<strong>im</strong>mt die Miniatur,die eine Gruppe von Andachten illustriert, die als "Offizien der Heiligen Dreifaltigkeit"bezeichnet werden, nicht nur den Raum oberhalb des Textes ein, sondern umgibt ihnseitlich und unterhalb, wobei sie auch Bereiche der Seite ausfüllt, die traditionellvon einer gemalten Bordüre besetzt werden. Die Dreifaltigkeit wird hier als dreiPersonen in einer dargestellt: Gottvater, Christus und Heiliger Geist. Sie halten einenReichsapfel, das Symbol für die Weltherrschaft, während die mittlere Figur eine Handzum Segen erhebt. Das Auge des Betrachters wird noch weiter herausgefordert: DasIncipit erscheint nicht nur auf dem eigentlichen Pergament, sondern außerdem nochauf einem auf die Miniatur aufgemalten Pergamentstreifen. Dieser Streifen ist auf dieflache Oberfläche der ansonsten räumlich gestalteten Miniatur "geheftet", womit einegemalte Illusion die andere entlarvt.Jeder wichtige Textanfang des Buches besitzt zwei Miniaturen. Auf der der HeiligenDreifaltigkeit auf dem Thron gegenüberliegenden Seite sieht man die alttestamentarischeGeschichte von Abraham, der schon <strong>im</strong> fortgeschrittenen Alter drei Engeln seineGastfreundschaft anbietet. Sie sind gekommen, um ihm zu verkünden, daß Sarah,seine betagte und unfruchtbare Frau, einen Sohn gebären wird (Genesis 18, 1-19). ImVordergrund verbeugt sich Abraham vor den Engeln, als sie ihm erscheinen. Danebensieht man, wie Sarah aus dem Zelteingang hinter den Engeln hervorlugt und angesichtsdes überraschenden Geschehens lächelt, während Abraham den Engeln Speisenanbietet. Die drei Engel galten als alttestamentarische Vorankündigung derHeiligen Dreifaltigkeit.Gerard Horenbout war der beste flämische Illuminator der ersten beiden Dekadendes 16. Jahrhunderts und Hofmaler von Margarethe von Österreich, der Regentinder Niederlande. Es gibt Hinweise darauf, daß dieses ehrgeizige und wertvolle Buch,an dem eine ganze Reihe berühmter Illuminatoren, darunter auch S<strong>im</strong>on Bening(vgl. Nr. 51-52), arbeitete, für sie angefertigt worden sein könnte.TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 117

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