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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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12 Zwei Miniaturen aus einemPsalterWürzburg, ca. 124017,7 x 13,6 cmMs. 4; 84.ML.84Tafel: Die Anbetung der Könige,Blatt 2Da die Psalmen eines der wichtigsten Elemente des klösterlichen Lebens waren, spieltedas Rezitieren der Psalmen in christlichen Andachten das gesamte Mittelalter hindurch<strong>im</strong>mer eine wesentliche Rolle. Bis zum 13. Jahrhundert waren die Psalmen in denMittelpunkt der stillen Andacht gerückt. Ein Psalter besteht aus allen 150 Psalmensowie einem Kirchenkalender und anderen Texten. Er war das erste wichtigeGebetbuch für Laien und ein Trägermedium üppiger Dekoration.Diese Anbetung der Könige ist eine der beiden großen Miniaturen in der <strong>Getty</strong>-Sammlung, die aus einem Bildzyklus eines <strong>im</strong> 13. Jahrhundert in Würzburg angefertigtenPsalters herausgetrennt wurden. Es sind achtzehn weitere Miniaturen dieses Zyklusbekannt, darunter allein sechzehn in der British Library, und die Anzahl der Miniaturenwar zweifellos ursprünglich größer. Der Rest der Handschrift - einschließlich desTextteils — ist verschollen. Die Miniaturen erzählen die Lebensgeschichte Christi,beginnend mit der Verkündigung an die Jungfrau Maria, über die Kindheit vonJesus, Prüfungen, Tod und Auferstehung. Diese dramatische Abfolge von Miniaturenzum Neuen Testament war gewöhnlich den Psalmen vorangestellt und lenkte dieAufmerksamkeit des Gläubigen auf den Kern des christlichen Glaubens - das vonChristus vorgelebte Vorbild.Die Würzburger Schule der Buchmalerei erlebte ihre Blütezeit in der Mittedes 13. Jahrhunderts. Unser Wissen über diese Schule beziehen wir aus diesem inFragmenten erhaltenen Psalter und einem halben Dutzend anderer Bücher, zumeistPsalter (vgl. Nr. 13), die der Nachwelt erhalten blieben. Während die kostbarsten Bücherdes Mittelalters mit teuren Pigmenten und Edelsteinen geschmückt wurden, ist einHintergrund aus stark poliertem Blattgold besonders typisch für deutsche, französischeund flämische <strong>Handschriften</strong> des 13. Jahrhunderts. Da keinerlei Schauplatz angedeutetist, lenkt der strahlende, gleichmäßige Hintergrund die Aufmerksamkeit des Betrachtersauf die Geschichte der heiligen drei Könige aus dem Morgenland, die auf der Suchenach dem neugeborenen Jesus, der "zum König der Juden geboren ist", dem Sternfolgten. Der mittlere König zeigt mit erhobenen Armen auf den hier nicht sichtbarenH<strong>im</strong>melskörper, der ihn und seine Gefährten nach Bethlehem geführt hatte. DerKünstler stellt das Jesuskind nicht in der bescheidenen Krippe dar, in der es geborenwurde, sondern als Hauptperson dieser Szene auf dem Schoß seiner Mutter, die aufeinem Königsthron sitzt.TK37 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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