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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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2 Vidal MayorNordost-Spanien,ca. 1290-1310277 Blatt, 36,5 x 24 cmMs. Ludwig XIV 6; 83.MQ.165Tafel: Initiale E mit Reiterduellzwischen Gläubiger und Schuldner,Fol. 169vIm Jahre 1247, als die Rückeroberung Spaniens von den Mauren beinahe abgeschlossenwar, beschloß König Jakob I. von Aragonien und Katalonien (1214-1276), einenneuen systematischen Gesetzeskodex zu erlassen. Er beauftragte eine der wichtigstenPersönlichkeiten des Hofes, Vidal de Canellas, Bischof von Huesca, der an derberühmten Universität von Bologna Recht studiert hatte, mit diesem Unterfangen.Vidal erstellte zwei lateinische Versionen, und die längere wird dementsprechendmit dem Namen Vidal Mayor bezeichnet.Das lateinische Original des Vidal Mayor existiert nicht mehr. Die Handschriftdes <strong>Getty</strong> <strong>Museum</strong>s ist die einzige bekannte Kopie des Kodizes, überliefert in einerÜbersetzung in die navarro-aragonische Volkssprache. Das Werk ist damit eingrundlegendes Dokument der Gesetze und Feudalordnung Aragoniens. Besondersinteressant sind die Stellen, die Moslems und Juden oder auch die verschiedenenKlassen der christlichen Gesellschaft behandeln. Das Vidal Mayor zeigt eindeutig inWort und Bild, daß die Gesetze des Königs ohne Unterschiede auf alle Untertanendes Königs anzuwenden waren.Die historisierte Initiale, die das 5. Buch einleitet, deutet auf diesen historischenKontext des Vidal Mayor hin. Dieser Abschnitt befaßt sich mit dem Thema Darlehen,und die Szene zeigt einen Disput und das sich daraus entwickelnde Duell zwischeneinem Gläubiger und einem Schuldner <strong>im</strong> Beisein des Königs. Die <strong>im</strong> Vordergrundabgebildeten heraldischen Abzeichen scheinen darauf hinzudeuten, daß der Kampf voneinem Christen und einem Mauren ausgetragen wird. Der Halbmond erinnert an dasSymbol der in Spanien lebenden Moslems, dennoch könnte er in dieser Handschrifteinfach nur als das Kennzeichen eines "Ausländers" gedacht gewesen sein.Mit seinen 156 historisierten Initialen wird das Vidal Mayor von keinem anderenilluminierten Werk des frühen 14. Jahrhunderts übertroffen. Der charakteristische Stilder Figuren, das Vorherrschen von Rot, Blau und Gold und die zur Ausschmückungder Initialen verwendeten Tiere und Ungeheuer sind jeweils aus der französischenGotik entliehene Elemente (Nr. 14-17). Die Handschrift wurde wahrscheinlich ineinem der größeren Urbanen Zentren <strong>im</strong> Nordosten Spaniens hergestellt, vielleicht inBarcelona oder Pamplona. Bei dem Künstler dürfte es sich um einen Franzosen handelnoder vielleicht auch um einen, der seine Ausbildung in Paris oder in Nordfrankreicherhielt. Der Schreiber des Buches, Michael Lupi de Candiu, zeichnet möglicherweiseauch für die Übersetzung des Textes verantwortlich.ASC57 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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