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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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1 Dyson Perrins ApokalypseEngland (vermutlich London),ca. 1255-126041 Blatt, 31,9 x 22,5 cmMs. Ludwig III 1; 83.MC.72Tafeln: Unreine Geister gehen ausdem Maul des Drachen, des Tieresund des Lügenpropheten hervor undDer Engel gießt die siebte Schale aus,Fol. 34v-35Siehe S. 34-35Im England des 13. Jahrhunderts wurden zahlreiche illuminierte <strong>Handschriften</strong> derApokalypse (Offenbarung) geschaffen, in der die prophetischen Visionen des HeiligenJohannes über die Ereignisse, die der Wiederkehr Christi am Ende der Tage vorausgehenwürden, geschildert werden. Die Apokalypse fand in Westeuropa um die Mitte des13. Jahrhunderts besonderen Anklang, denn kürzlich eingetretene verheerendeEreignisse, darunter der Einfall der Tartaren in Rußland (1237-1240) und dieAbtretung Jerusalems an die Moslems (1244), lieferten Anhaltspunkte dafür, daßdas Ende der Welt nahe war. Der enigmatische Text der Apokalypse fordert zurInterpretation heraus, und daher enthält dieses Manuskript den Kommentar, der beienglischen Apokalypsen am häufigsten anzutreffen ist, nämlich den von Berengaudus(ein Mönch, über den nichts weiter bekannt ist, als daß er diesen Kommentar schrieb).Jede Seite der Dyson Perrins Apokalypse, die nach einem früheren Besitzer derHandschrift benannt wurde, besteht aus einer halbseitigen Miniatur, einem kurzenAbschnitt aus der Apokalypse (in schwarzer Tinte) und einem Stück aus dem Kommentardes Berengaudus (rote Tinte). Die Miniaturen wurden als kolorierte Zeichnungangefertigt, eine Technik, die <strong>im</strong> England des 13. Jahrhunderts einen hohen Gradan künstlerischer Reife erreichte. Die Miniaturen illustrieren auf lebendige Weise denbiblischen Text durch Kompositionen von größter Klarheit. Der Heilige Johannes wirdoft dargestellt, wie er seine Vision erlebt. Der Betrachter befindet sich entweder mittenin der Szene oder schaut vom Rand aus durch eine Öffnung <strong>im</strong> Rahmen der Miniatur.Eine Miniatur (Fol. 35) bildet einen Engel ab, der etwas aus einer Schale vergießt,wodurch "Blitze und Getöse und Donner" entstehen, "und es entstand ein großesErdbeben" (Offenbarung 16, 17-18). Ein übergroßer Heiliger Johannes scheintsich <strong>im</strong> letzten Augenblick umzudrehen, um die von dem Erdbeben verursachteVerwüstung zu betrachten. Die "mächtige St<strong>im</strong>me aus dem Tempel" wird durcheine Halbfigur Christi in einer Mandorla dargestellt, die aus einem wolkenumhülltenGebäude tritt. Der h<strong>im</strong>mlische Tempel scheint an einem kleinen Haken am oberenSeitenrand aufgehängt zu sein, ein visueller Spaß, für den der Text keinerlei Grundlagebietet.ECT33 ILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN

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