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Meisterwerke im J. Paul Getty Museum - Illuminierte Handschriften

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51 Gebetbuch des KardinalAlbrecht von BrandenburgBrügge, ca. 1525-1530337 Blatt, 16,8 x 11,5 cmMs. Ludwig IX 19; 83.ML.115Tafel: S<strong>im</strong>on Bening,Christus vor Caiphas, Fol. 128vObwohl der Buchdruck in Europa um die Mitte des 15. Jahrhunderts aufkam, machteer handgeschriebene Bücher noch über mehrere Generationen hinweg nicht überflüssig.So ist der Text der vorliegenden Handschrift, der eine Reihe von Gebeten zur PassionJesu Christi enthält, eine Abschrift eines Buches, das 1521 in Augsburg gedrucktwurde. Kardinal Albrecht von Brandenburg, Kurfürst und Erzbischof von Mainz,wollte eine Pergamentabschrift des gedruckten Buches mit Holzschnittillustrationen.Daher beauftragte er den Illuminator S<strong>im</strong>on Bening mit der Anfertigung einerSerie von 42 ganzseitigen Miniaturen (zusammen mit historisierten Bordüren undanderen Verzierungen). Albrecht zog wahrscheinlich nicht nur Benings Können demHolzschnitt vor, sondern auch die Luxusqualität und Haltbarkeit des Pergaments demPapier und die satten Illuminationsfarben der Schwarzweißtechnik des Holzschnittes.Wahrscheinlich spornte der Wettbewerb mit dem Druckhandwerk die flämischenIlluminatoren nach 1450 zu Höchstleistungen an und führte so zu einer Periodeunübertroffener Kreativität und Originalität.Im vorliegenden Buch ergibt sich aus dem Zusammenwirken der Plausibilität vonBenings Kunst mit einer großartigen, in mehreren Szenen erzählten Geschichte eineungewöhnlich lebendige und bewegende Erzählung. Der Künstler macht sich dieSpannung zunutze, die be<strong>im</strong> Umblättern entsteht, so daß jedes neue Blatt eine neueKonfrontation zwischen Christus und seinen Verfolgern enthüllt. Durch die Verbindungder Erzählhandlung mit feinsinniger Charakterisierung wird Benings Christus lebendig.Der Künstler arbeitet seine menschlichen Züge und seine Verletzlichkeit heraus undregt den Betrachter dazu an, sich mit seinem Leiden zu identifizieren.Bening verstärkt die Dramatik noch durch die nächtliche Inszenierung. VieleSzenen werden, so wie hier, nur von Fackeln ausgeleuchtet. Auf dem vorliegenden Blattist zu sehen, wie Christus nach dem Verrat <strong>im</strong> Garten Gethsemane dem HohenpriesterCaiphas vorgeführt wird. Caiphas zerreißt seine eigenen Gewänder und nennt Jesuseinen Gotteslästerer, als er sich als der Messias zu erkennen gibt. Die Göttlichkeit Jesubringt Bening durch seine physische Schönheit und die Gelassenheit zum Ausdruck,mit der er sein Schicksal hinn<strong>im</strong>mt.Erzbischof Albrecht war mit seiner Liebe zur Kunst, zur Bildung und dem Hangzum Luxus ein echter Renaissance-Fürst. Er gab bei Bening noch ein weiteres Buch inAuftrag und ließ sich auch von den führenden deutschen Meistern Dürer, Grünewaldund Cranach Gemälde und Stiche anfertigen.TKILLUMINIERTE HANDSCHRIFTEN 121

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