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M Maas - Mylius - der Landesbibliothek Oldenburg

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übersiedelte M. nach <strong>Oldenburg</strong>. Seine<br />

ärztliche Tätigkeit nahm ihn hier nur wenig<br />

in Anspruch und ließ ihm genügend<br />

Zeit für seine medizinischen Forschungen<br />

und für ein sehr aktives gesellschaftliches<br />

Leben; daneben arbeitete er weiterhin<br />

jährlich drei Monate als Badearzt in Pyrmont.<br />

M. kam als gemäßigter Anhänger<br />

<strong>der</strong> Aufklärung nach <strong>Oldenburg</strong> und<br />

wurde hier von dem Kreis um — Gerhard<br />

Anton von Halem (1752-1819) als Gesinnungsgenosse<br />

begrüßt und sogleich in die<br />

Literarische Gesellschaft aufgenommen.<br />

Allerdings zeichnete sich bei ihm - ähnlich<br />

wie bei seinem Freund Zimmermann - bereits<br />

in dieser Zeit eine Wendung zum Konservativismus<br />

ab, die durch den Ausbruch<br />

<strong>der</strong> Französischen Revolution verstärkt<br />

und vorangetrieben wurde. In ganz<br />

Europa schied die sich radikalisierende<br />

Revolution die Geister und führte zur Entstehung<br />

einer breiten Gegenbewegung<br />

und zur Ausbildung des mo<strong>der</strong>nen Konservativismus,<br />

dessen erste Ansätze freilich<br />

weiter zurückreichen und in <strong>der</strong> Aufklärungskritik<br />

des späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu<br />

finden sind. Auch in dem kleinen <strong>Oldenburg</strong><br />

ist diese Scheidung in zwei, allerdings<br />

ungleich starke Lager auszumachen.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite stand <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literarischen<br />

Gesellschaft organisatorisch zusammengefaßte<br />

Kreis um Halem, <strong>der</strong> die<br />

öffentliche Meinung im aufklärerischen<br />

und revolutionsfreundlichen Sinne beeinflußte.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite formierte<br />

sich eine konservative Gegenströmung,<br />

als <strong>der</strong>en Hauptvertreter M. anzusehen ist,<br />

Marcará 437<br />

<strong>der</strong> in <strong>Oldenburg</strong> keineswegs isoliert war,<br />

son<strong>der</strong>n u. a. bei dem Grafen -► Friedrich<br />

Leopold zu Stolberg-Stolberg (1750-1819)<br />

und teilweise auch bei dem Generalsuperintendenten<br />

-► Esdras Heinrich Mutzenbecher<br />

(1744-1801) Unterstützung fand. M.<br />

stand zudem in Verbindung mit den übrigen<br />

Verfechtern konservativer Ideen in<br />

Nordwestdeutschland, unter denen vor<br />

allem Justus Möser (1720-1794) zu erwähnen<br />

ist. Gemeinsam mit F. L. Stolberg bemühte<br />

sich M., den oldenburgischen Landesherrn<br />

im konservativen Sinne über die<br />

politischen Ereignisse zu informieren und<br />

zu beeinflussen. In seinem Kampf unterlief<br />

ihm 1790 freilich ein schwerer Mißgriff, als<br />

er dem Schriftsteller August von Kotzebue<br />

(1761-1819) Material für dessen anonym<br />

veröffentlichte Streitschrift „Dr. Bahrdt mit<br />

<strong>der</strong> eisernen Stirn. . ." lieferte, die durch<br />

ihre heftigen, unflätigen Angriffe gegen<br />

die Aufklärer in <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit<br />

einen Skandal auslöste. Herzog Peter<br />

Friedrich Ludwig stellte sich schützend vor<br />

seinen Leibarzt und ließ eine auf hannoversches<br />

Ansuchen gegen ihn eingeleitete<br />

Untersuchung - übrigens mit Zustimmung<br />

Halems - nie<strong>der</strong>schlagen. M.s Stellung in<br />

<strong>Oldenburg</strong> wurde durch diese Affäre zwar<br />

geschwächt, er blieb jedoch in seinem Amt<br />

und arbeitete auch weiterhin im konservativen<br />

Sinne. In seinen Reisebüchern<br />

wandte er sich scharf gegen die Französische<br />

Revolution und for<strong>der</strong>te 1799 sowie<br />

1806 in zwei politisch weitblickenden<br />

Schriften Preußen auf, die bewaffnete<br />

Neutralität zu beenden und sich <strong>der</strong> Eindämmungspolitik<br />

gegenüber dem revolutionären<br />

Frankreich anzuschließen, das<br />

Europa mit einer neuen Universaldespotie<br />

bedrohe. Wie schon in den Jahren zuvor<br />

bemühte er sich, den oldenburgischen<br />

Herzog über die gegenrevolutionäre Bewegung<br />

zu informieren und seine Unterstützung<br />

für verschiedene konservative<br />

Organe zu gewinnen. Er drang freilich mit<br />

seinen sich verschärfenden Ansichten bei<br />

dem zweifellos konservativ gesinnten Peter<br />

Friedrich Ludwig nicht durch; sein hypochondrisches<br />

Wesen und sein streitlustiger,<br />

zuweilen unverträglicher Charakter<br />

trugen wohl dazu bei, seinen Einfluß in<br />

Grenzen zu halten. Am 16. 10. 1808 erbat<br />

er aus relativ nichtigem Anlaß seinen Abschied<br />

und ließ sich nach einer Übergangszeit<br />

in Hamburg schließlich dauernd in<br />

Hannover nie<strong>der</strong>, wo er 1817 starb.

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