M Maas - Mylius - der Landesbibliothek Oldenburg
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Magdeburg bedürfen noch einer näheren<br />
Untersuchung. Erst 1599 tritt M. aus seiner<br />
Anonymität heraus. In diesem Jahre wird<br />
er als „junger Meister" in die Zunft <strong>der</strong><br />
Drechsler Hamburgs aufgenommen. Die<br />
Tatsache, daß er ein schriftliches Zeugnis<br />
seiner ehelichen Geburt beibringen<br />
mußte, zeigt, daß er in Hamburg nicht beheimatet<br />
war. Im gleichen Jahre heiratete<br />
er Katharina Meyer. Seine erste Frau starb<br />
1602; drei Jahre später ging M. eine<br />
zweite Ehe ein. Mit seiner Familie - M.<br />
hatte sieben Kin<strong>der</strong> - lebte er in einem<br />
eigenen Haus an einem Fleet. Diese Wohnlage<br />
läßt Rückschlüsse auf die Transportweise<br />
seiner oft umfangreichen Werke zu.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Zunft genoß er hohes Ansehen,<br />
1624 war er Sprecher <strong>der</strong> Amtsmeister<br />
in den Morgensprachen, in den folgenden<br />
Jahren Beigeordneter; 1628, 1629,<br />
1631, 1633 und 1635 Ältermann.<br />
Die früheste, heute bekannte Arbeit M.s<br />
ist <strong>der</strong> 1608 datierte Orgelprospekt für die<br />
Schloßkapelle in Rotenburg/Wümme im<br />
Bistum Verden. Auftraggeber war Bischof<br />
Philipp Sigismund, <strong>der</strong> als Kanonikus von<br />
Magdeburg, Propst von Halberstadt und<br />
Domherr von Bremen Kontakt zu den führenden<br />
Bildhauerzentren Norddeutschlands<br />
hatte. Sein Bru<strong>der</strong>, Herzog Heinrich<br />
Julius von Braunschweig-Lüneburg, war<br />
dem <strong>Oldenburg</strong>er Grafenhaus verwandtschaftlich<br />
verbunden und Rektor <strong>der</strong> Universität<br />
Helmstedt. -► Gottfried Schlüter<br />
(1567-1637), Superintendent in <strong>Oldenburg</strong><br />
und Vertrauter des Grafen -► Anton Günther<br />
(1583-1667), hatte in Helmstedt studiert<br />
und ebenso fast alle Pfarrer <strong>der</strong> Grafschaft,<br />
für <strong>der</strong>en Kirchen M. tätig war. Die<br />
in Helmstedt beson<strong>der</strong>s von Calixt und<br />
Hofmann vertretenen Lehrmeinungen sind<br />
im theologischen Programm des Vareler<br />
Altares nachgewiesen worden. Auch für<br />
den Fassadenschmuck des <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Schlosses lassen sich Beziehungen nach<br />
Helmstedt und Wolfenbüttel aufzeigen.<br />
Die Frage nach den Tugenden eines Herrschers<br />
war dort ein oft diskutiertes Thema<br />
und fand einen deutlichen Nie<strong>der</strong>schlag in<br />
<strong>der</strong> sog. Regentenpredigt des Jahres 1655.<br />
Der Skulpturenschmuck des Schlosses<br />
wurde von einer Bremer Steinhauerwerk-<br />
statt unter <strong>der</strong> Leitung Johann Pranges in<br />
den Jahren 1607 bis 1612 ausgeführt. Zu<br />
dessen Mitarbeiterstab gehörte auch M.,<br />
<strong>der</strong> hier zum ersten Male in seiner Tätigkeit<br />
für <strong>Oldenburg</strong> faßbar wird. Seinem<br />
Münstermann 501<br />
Frühwerk zuzuordnen ist eine Kanzel für<br />
die dortige Lambertikirche, die um 1612<br />
vollendet war und vermutlich von <strong>der</strong><br />
Gräfin Elisabeth (1541-1612) in Auftrag gegeben<br />
wurde. Sie läßt sich nur archivalisch<br />
erschließen; nach den Quellen war <strong>der</strong><br />
Kanzelkorb mit Skulpturen aus Alabaster<br />
und Holz geschmückt. Erhalten blieb lediglich<br />
<strong>der</strong> Sandsteinfuß in Form einer sitzenden<br />
Mosesstatue. Etwas später entstand<br />
als Stiftung des Grafen Anton Günther<br />
die Kanzel für St. Ulrich in Rastede,<br />
die 1695 durch einen Gewölbeeinsturz<br />
schwer beschädigt wurde. Heute sind Maria<br />
und Johannes aus <strong>der</strong> Kreuzigungsgruppe<br />
des Schalldeckels in zwei leere Nischen<br />
des Kanzelkorbes eingefügt. Die<br />
Schloßkirche in Varel bewahrt den größten,<br />
noch am ursprünglichen Ort befindlichen<br />
Bestand an Arbeiten M.s. Graf -► Anton<br />
II. von <strong>Oldenburg</strong>-Delmenhorst (1550-<br />
1619), <strong>der</strong> seit 1600 mit Sibylla von Braun-<br />
schweig-Lüneburg verheiratet war, ließ<br />
zwischen 1613 und 1618 die Schloßkirche<br />
neu ausstatten; nacheinan<strong>der</strong> entstanden<br />
Kanzel, Altar, Orgelprospekt, Taufe und<br />
Grafenstuhl. Vom Orgelprospekt sind nur<br />
noch einige Figuren erhalten, Teile <strong>der</strong><br />
Brüstung des Grafenstuhles sowie zugehörige<br />
Puttenköpfe befinden sich im Landesmuseum.<br />
Im folgenden Jahre stiftete Graf<br />
Anton II. einen Altar für seine Residenzstadt<br />
Delmenhorst, <strong>der</strong> heute verloren ist.<br />
Im Gesamtwerk des Künstlers bildeten die<br />
landesherrlichen Aufträge nur einen<br />
Schwerpunkt. Zeitgleich mit den Arbeiten<br />
für die Grafenhäuser entstanden z. B. 1616<br />
<strong>der</strong> Taufstein für die Kirche in Eckwarden,<br />
1618 die Kanzel in Schwei und im gleichen<br />
Jahre begannen die Zahlungen <strong>der</strong> Gemeinde<br />
Rodenkirchen für den 1629 vollendeten<br />
Altar. 1619 erhielt Altenesch eine<br />
Kanzel, 1620 Hohenkirchen einen Altar<br />
und 1628 eine Kanzel. Zu den Spätwerken<br />
gehören das Epitaph von 1637 für Hinrich<br />
Dettmers und seine Frau in Rodenkirchen,<br />
die Kanzel in <strong>der</strong> Kirche zu Holle aus dem<br />
gleichen Jahre sowie <strong>der</strong> Altar für die Kirche<br />
in Blexen, von dem nur Teile erhalten<br />
sind. Von Anbeginn seiner selbständigen<br />
Tätigkeit scheint M. Hilfskräfte in seiner<br />
Werkstatt beschäftigt zu haben. So arbeitete<br />
im Jahre 1612 unter seiner Leitung <strong>der</strong><br />
Bildschnitzer David Wolf, später ist neben<br />
den Söhnen Johann und Claus M. auch<br />
Onno Dirksen aus Tossens nachzuweisen.<br />
In den Arbeiten M.s scheinen alle Stilele-