13.07.2015 Aufrufe

Abschlussbericht „Lernallianz im Ruhrgebiet ... - CBE

Abschlussbericht „Lernallianz im Ruhrgebiet ... - CBE

Abschlussbericht „Lernallianz im Ruhrgebiet ... - CBE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Also: Ich wäre vorsichtig mit der Klage darüber, demEhrenamt würde kein Nachwuchs zugehen. Ich habesehr viele junge Menschen kennen gelernt, diebereit sind, sich zu engagieren, wenn auch vielleichtetwas anders als meine Generation. Die Erfahrungist, dass sie das sehr zeitpunkt- und sehr projektbezogentun. Sie verheiraten sich, jetzt <strong>im</strong> übertragenenSinne, nicht mehr einfach mit Einrichtungen.Darunter leidet übrigens die Nachwuchswerbungvon vielen wichtigen Einrichtungen, Vereinengenauso wie Kirchen, Gewerkschaften, Gewerkschaftsjugend,Verbänden, politischen Parteien. DieBereitschaft, sich dort einzubringen, sich dann aberauch wieder herauszuziehen, ist in dieser Generationanders als in meiner oder in noch anderenGenerationen. Aber das ist kein Indiz dafür, dassdiese jungen Menschen nicht über den eigenen Telllerrandhinweg gucken.Diese Bürgerinnen und Bürger die sich engagieren,machen sich um unsere Gesellschaft verdient, undich bin ganz sicher: Ohne sie wäre unsere Gesellschaftnicht nur um vieles ärmer. Ich füge – viellleichtetwas übertreibend hinzu, aber ich stehe dazu– hinzu: Ohne sie würde unsere Gesellschaft auchnicht funktionieren. Sie würde nicht funktionieren,weil erst die Ehrenamtlichen Dinge möglichmachen, die sonst unmöglich wären und von denenich sage, der Staat könnte sie nicht bewältigen.Selbst wenn er es könnte, meine ich, er sollte sienicht wollen können. Ich bin nicht dafür, dass sichder Staat überall einmischt. Ich bin dafür, dass derStaat die großen Lebensrisiken von den Menschenfernhält: Dass er eine wirkliche Altersversorgunggarantiert, bei Arbeitslosigkeit jemanden auffängtund nach Möglichkeit so schnell wieder vermitteltin einen Job. Ich möchte den Pflegebereich nichtunerwähnt lassen und unsere erstklassige medizinischeVersorgung, unabhängig von materiellen Statusder Menschen. Aber dieser Staat ist nicht nurdazu da, alle Probleme zu lösen oder einer Vollkasko-MentalitätVorschub zu leisten. Er kann es nicht.Ich weiß, dass wir uns manchmal als omnipotentdarstellen, nach dem Motto: „Wir können alleslösen, wir können alles machen!“ Dann erfahrensehr viele Menschen, dass wir es gar nicht können.Dann sitzen wir Politiker in der Glaubwürdigkeitsfalleoder in der Glaubwürdigkeitslücke, von der sohäufig die Rede ist.Alle kennen und schätzen das ehrenamtliche Engagement.Ich kenne kaum jemanden, der es nichtschätzt, aber nur wenige – oder besser: zu wenige –fragen danach, wie man ehrenamtlich Tätigen wirkungsvollhelfen kann, damit sie sich noch erfolgreicherund engagierter für die Gesellschaft einsetzenkönnen und wie noch mehr Menschen auch für denfreiwilligen Einsatz gewonnen werden können.Die Frage, die Sie hier <strong>im</strong> Rahmen ihrer Veranstaltungbewegt, bewegt mich gleichermaßen. Sie lautetin anderen Worten: „Wie lässt sich die Anerkennnungehrenamtlich engagierter Menschen verbesssern?“Das war auch Gegenstand Ihrer Hinweise.Meine Touren und meine Teilnahme auch an Veranstaltungenwie dieser bis hin zu Besuchen unterschiedlichsterehrenamtlich engagierter Gruppensind Versuche einer solchen Anerkennung oder füreine solche Anerkennung zu werben. Antworten aufdiese Fragen haben Sie vielleicht ein bisschen <strong>im</strong>Rahmen Ihrer Veranstaltungen bekommen.Das Ziel des vom Centrum für bürgerschaftlichesEngagement in Mülhe<strong>im</strong> durchgeführten Projekteswar es schließlich, Kenntnisse zu gewinnen, wiegezielt in einer Region – in diesem Fall Mülhe<strong>im</strong>,Essen, Oberhausen – bürgerschaftliches Engagementgestärkt, qualifiziert und aktiviert werdenkann.Das <strong>CBE</strong> kenne ich gut. Ich war da nämlich voreinem Jahr auf Ehrenamtstour und ich gebe nichtan und übertreibe auch nicht, wenn ich Ihnen sage,dass ich in anderen Teilen des Landes dafür ordentlicheReklame gemacht habe. Auch wenn es in vielenanderen Teilen des Landes etwas Ähnliches gibt: Indieser Kombination, in dieser Qualität ist es selten,weshalb ich vielen geraten habe – zum Beispiel inMünster oder in Ostwestfalen-Lippe, in Herford oderin Bielefeld -, etwas Ähnliches aufzubauen und sichmit dem Centrum für bürgerschaftliches Engagementin Mülhe<strong>im</strong> in Verbindung zu setzen. Ichmeine, dass dieses Centrum und seine Arbeit sehrviel Aufmerksamkeit verdienen. Im Mai 2001 ist esgegründet worden und wenn ich es richtig sehe, istes bereits heute schlechthin eine oder die Anlaufstelle<strong>im</strong> <strong>Ruhrgebiet</strong> für die Freiwilligenarbeit.Viele Ehrenamtliche haben mir während meinerTouren auch berichtet, dass es be<strong>im</strong> Ehrenamt<strong>im</strong>mer mehr auch um die Frage der Qualifizierunggeht. Insofern ist dieser Aspekt von Ihnen richtigaufgeworfen worden. Ich glaube auch, dass Qualifikationnotwendig ist, weil das Ehrenamt darüberbesser und wirksamer ausgeübt werden kann, aberes soll niemand dadurch abgewehrt werden. Es sollnicht prohibitiv wirken für diejenigen, die sich gerneeinbringen wollen und von denen es viele gibt.Ich habe viele, viele Begegnungen mit Ehrenamtlichengehabt, die eigentlich etwas ganz anderesreflektierten. Die sagten sinngemäß: „Sie glaubengar nicht, was mir das Ehrenamt selber gibt, wie vieles für mich bedeutet an Lebensfreude, an Bestätigung,an Anerkennung, an Teilnahme auch inGruppen von Menschen, und das ist auch einer derGründe, warum ich es gar nicht als Belastung empfinde,sondern weil es für mich und meine Lebensfreundeund auch meine Justierungen in meinemLeben von einer erheblichen Bedeutung ist.“Was eigentlich ein sympathischer Vorzug des Ehrenamtesist, hat sich in unserer Mediengesellschaft leiderauch <strong>im</strong>mer mehr zu einem gewissen Nachteilverkehrt. Die solide Arbeit in aller Stille und in allerBescheidenheit wird kaum beachtet. Die Mediensind kongenial darin, <strong>im</strong> Augenblick so etwas wie„Deutschland sucht den Superstar“ zu kreieren, Eintagsfliegen,die kurze große öffentliche Aufmerksamkeithaben, und dabei – fast sage ich das etwaspathetisch -, die wahren Heldinnen und Helden des44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!