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Kahlschlag am Rhein Stadtporträt Köln�� MARKT Den Fachhandel in Köln dominieren heute die großen Biosupermärkte, in den Stadtteilen behaupten sich jedoch auch kleinere Läden. Köln - das ist nicht nur Dom und Karneval. Die Stadt ist nach Einwohnern die viertgrößte in Deutschland und hat jüngst wieder die Millionen-Grenze überschritten. Köln kann auf eine 2.000-jährige Geschichte zurückblicken. Die Wirtschaft der Stadt ist geprägt durch einen lang anhaltenden und tief greifenden Strukturwandel. Viele der traditionsreichen produzierenden Gewerbe sind aus dem Stadtbild verschwunden. Im Dienstleistungssektor sind aber neue Beschäftigungsimpulse entstanden. Gemeinhin wird Köln als Auto-, Chemie-, Versicherungs- und Medienstadt angesehen. Köln ist Sitz vieler Verbände und Medienunternehmen mit zahlreichen Fernsehsendern, Plattenfirmen und Verlagshäusern. Die günstige Lage am Rhein sowie am Schnittpunkt bedeutender West-Ost-Handelsstraßen trug neben ihrer Eigenschaft als Sitz weltlicher und insbesondere kirchlicher Macht zur besonderen Bedeutung Kölns bei. Die Stadt wurde so zu einem wichtigen Handelsstandort und ist heute der Verkehrsknotenpunkt mit dem größten Container- und Umschlagbahnhof Deutschlands. Mit insgesamt fast 90.000 eingeschriebenen Studenten an den sieben verschiedenen Hochschulen ist Köln mittlerweile Deutschlands einer der größten Uni-Städte. Die Innenstadt von Köln ist eine der attraktivsten Einkaufsstandorte für Käufer aus dem Rheinland. Die beiden klassischen Einkaufsstraßen Kölns sind die Hohe Straße und die Schildergasse. Die Immobilienexperten von Jones Lang LaSalle erwarten für das erste Halbjahr durchweg steigende Ladenmieten. Bei Neuvermietung eines 100 m²- Standardladenlokals in bester Lage erreichen die Kölner Toplagen bis zu 230 Euro/m². Attraktiver Standort. Für Anbieter von Biolebensmitteln ist Köln als Standort attraktiv. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen wurde der Markt seit der Gründung des Bioladens „Was die Bäume sagen“ durch den heutigen Chef des Importeurs und Großhändlers Heuschrecke, Heinz-Dieter Gasper, durch zahlreiche Bioläden insbesondere in den Stadtteilen (auf kölnisch „Veedel“) aufgebaut. Viele von diesen Läden gibt es heute nicht mehr, andere wie Naturata, die Sonnenblume oder der Deutzer Bioladen haben sich bis heute gehalten. Außer Naturata hat es jedoch kein Bioladen geschafft, einen Biosupermarkt auf größerer Fläche zu eröffnen. Zum zweiten birgt Köln als Groß- und Universitätsstadt das nötige Potenzial, das für die Betreiber von Biosupermärkten ausschlaggebend für die Standortentscheidung ist. So kam schon 2001 Alnatura in die Domstadt, 2002 folgten Basic und Denn‘s Biomarkt, damals mit einer Übernahme der gescheiterten Hermannsdorfer Landwerkstätten. Nicht alle waren erfolgreich. Von den vielen kleinen Bioläden ist die Mehrzahl heute nicht mehr am Markt. Das Geschehen wird in Köln nicht anders als in München oder Hamburg von den Großen diktiert, die sich nach der Verdrängung vieler kleinerer Wettbewerber nun zunehmende Konkurrenz machen. Alnatura hat 2010 in Bayenthal seine dritte Filiale eröffnet, der größte Wettbewerber Denn‘s ist mit vier Filialen vertreten. Gut aufgestellt ist der regionale Anbieter Naturata mit zwei Kölner Filialen, dieses Jahr kam noch ein Ableger in Siegburg dazu. Dafür musste Lutz Größel seine Filiale im Kalker Einkaufszentrum „Köln Arkaden“ 2008 nach nur zwei Jahren wieder schließen. Auch andere Filialisten mussten im harten Verdrängungskampf Federn lassen. Nachdem Basic mit großen Ambitionen in Köln drei Filialen eröffnete, wurde 2008 die Filiale in der Severinstraße geschlossen. Für das Rewe-Experiment Vierlinden kam in diesem Jahr ebenfalls das Aus. Der Handelskonzern, der seinen Hauptsitz in der Domstadt hat, wandelte im Frühjahr 2011 den Vierlinden-Markt in Braunsfeld (Aachener Straße) in einen zweiten Kölner Temma-Laden um - die Pilotfiliale in der Schönhauser Straße 64 in Köln-Bayenthal war bereits Ende 2009 eröffnet worden. Eine Filiale gab die Rewe-Tochter Bio-Konzept an den Großhändler Dennree ab, der zum 1.2.2011 in der Deutzer Freiheit 95 einen Denn‘s-Markt eröffnete. Als vor sechs Jahren die Großen in die Rheinmetropole kamen, schlossen innerhalb kurzer Zeit 18 kleinere Läden, was vor allem auf der linksrheinischen Seite die Anzahl drastisch reduzierte. Das Wohl und Wehe der Übriggebliebenen hängt vor allem von der Entwicklung ihres Stadtteils und nicht zuletzt natürlich von den eigenen Stärken und Schwächen ab. Dazu müssen sie eine Nische finden, in der sie den Filialisten Paroli bieten können. Jens Hertling und Hendrike Klein IN KÜRZE Einwohner: 1.027.500 (Stand 31.12.2010) Kaufkraft 2010: 20.847 Euro (Quelle: MBR Research) Fachhandelsgeschäfte: 24 • Biomärkte > 200 qm: 14 • Bioläden < 200 qm: 10 Fachhandels-VKF: • Gesamt: 10.050 qm • Pro 1.000 Ew.: 9,8 qm 08/2011 27
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